Banken sponsern Moskauer Fahrradverleih

Foto: PhotoXPress

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Die größten russischen Banken Sberbank und Bank Moskwy stellen 12,5 Millionen Euro für die Errichtung eines Fahrradverleihs in Moskau bereit. Kritik an dem Großprojekt hagelt es wegen der fehlenden Infrastruktur.

Russische Banken finanzieren Fahrrad-Projekt

Ende Mai 2014 hat die Moskauer Stadtverwaltung eine Ausschreibung zur Errichtung eines Fahrradverleihs bekanntgegeben. Der erste Teil der Ausschreibung galt der Errichtung einer fahrradfreundlichen Infrastruktur und hatte ein Budget von 9,5 Millionen Euro. Die zusätzlich benötigten 12,5 Millionen Euro für den Kauf von insgesamt 4 500 Fahrrädern und die Errichtung von 300 Verleihstationen werden auf wettbewerbsfreier Basis von den russischen Banken Sberbank und Bank Moskwy bereitgestellt. Die Banken haben dabei keine Gewinnanteile, nutzen die Räder jedoch als Werbefläche und runden somit ihre Werbestrategien ab.

„Erstmalig erprobte die Citibank in New York diese Idee. Das Bankhaus startete damals einen Verleih von blauen, der Farbkombination des Kreditinstituts entsprechenden, Fahrrädern, den sogenannten „Citibikes“. Im Jahr 2013 hat die Bank Moskwy die Idee eins-zu-eins kopiert und ihren eigenen Verleih in Moskau ins Leben gerufen. Sogar für den Namen des Fahrradverleihs wurde mit „Citybike“ eine identische Bezeichnung gewählt. „Das Projekt erwies sich als erfolgreich und jetzt hat sich auch die Sberbank angeschlossen“, erklärt der leitende Direktor der Investmentgesellschaft ZipRealty Ewgenij Skomorowskij.



Moskau: Auf Platz drei nach Paris und London

Der erste Fahrradverleih in Moskau startete am 1. Juni 2013. Die Stadtverwaltung bot den Bürgern an, auf Fahrräder umzusteigen, um damit

die Straßen der Stadt zu entlasten. Für dieses Pilotprojekt stellte die Bank Moskwy damals zwei Millionen Euro zur Verfügung. Als Lieferant für die Fahrräder konnte die tschechische Firma Homeport gewonnen werden. Der Betreiber der Fahrradparkplätze heißt City Bike, es handelt sich dabei um eine Tochtergesellschaft der Bank Moskwy. Im ersten Jahr nutzten nach Angaben der Stadtverwaltung fast 46 500 Menschen mit insgesamt 66 500 Fahrten das Angebot. Aufgrund des großen Erfolgs beschloss die Stadt, das gestartete Projekt zu erweitern. Wird diese Erweiterung wie geplant realisiert, landet Moskau nach Anzahl der Fahrräder auf dem dritten Platz in Europa, nach London mit 8 000 und Paris mit 14 000 Fahrrädern.

Die Moskauer werden auf relativ robusten, aber schweren Fahrrädern fahren. Die Velos wiegen 21 Kilogramm und sind mit einer elektronischen Steuereinheit samt Tastatur ausgestattet. Derzeit erfolgt die Bezahlung noch über ein Terminal an der Verleihstelle. Mit den neuen Fahrrädern wird es jedoch möglich sein, eine Chip-Karte direkt an die Steuereinheit am Lenker zu halten oder die im Internet erhaltene PIN einzugeben. Eine zweistündige Fahrt wird etwa 2,50 Euro kosten.

 

73 Kilometer neue Fahrradwege bis 2017

Glaubt man Experten, so sind die grundlegenden Hindernisse bei der Entwicklung eines Fahrradverleihs in Moskau dieselben wie in New York: das Nichtvorhandensein von Fahrradwegen und der dichte Straßenverkehr. So fing man erst in diesem Jahr an, über die Errichtung von neuen Fahrradwegen in Moskau zu diskutieren. „Wir fingen an, Fahrradwege während der Reparatur der Stadtautobahnen zu bauen“, berichtete der Bürgermeister Sergej Sobjanin im Mai 2014. Maxim Wolkow von der

Investmentfirma UFS IC sieht die Perspektiven eines Fahrradverleihs in Moskau kritisch: „Ich bin skeptisch, weil es einfach keine Fahrradwege gibt. Es gibt prinzipiell kaum eine fahrradfreundliche Infrastruktur, auch der Transport der Räder zu den Stationen ist noch nicht gelöst. Für Russland ist ein Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad nicht charakteristisch, und die Idee selbst wird durch die langen Winter zusätzlich erschwert.“ Mit dem Fahrrad kann man in Moskau nur im Laufe eines knappen halben Jahres fahren: vom Spätfrühling bis zum Frühherbst, zu einer anderen Zeit stören niedrige Temperaturen und Schnee auf den Straßen das Fahrvergnügen.

„Einerseits bremst das Nichtvorhandensein von Infrastruktur den Ausbau. Andererseits sind die Fußwege voll mit Fußgängern und die Straßen sind vollgestellt mit geparkten Autos. Für Radfahrer ist schlichtweg kein Platz“, kritisiert auch der Direktor des Instituts für Verkehrswirtschaft und Transportpolitik der Hochschule für Wirtschaft Michail Blinkin. Seinen Worten nach gibt das Skeptikern Recht, die den Erfolg eines öffentlichen Fahrradverleihs anzweifeln. „Jedoch erweist sich das Fahrrad bei Entfernungen von fünf bis acht Kilometern als ein schnelleres Verkehrsmittel“, räumt der Experte ein.

 

Wie man mit dem Fahrrad von Moskau nach Wladiwostok kommt, erfahren Sie hier.

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