Rätselhafte Löcher in Sibirien: Vorboten des Klimawandels?

Im Internet kursieren die wildesten Theorien zur Entstehung der Löcher. Sie seien die Folge von Waffentests oder gar der unterirdische Stützpunkt von Außerirdischen. Foto: ITAR-TASS

Im Internet kursieren die wildesten Theorien zur Entstehung der Löcher. Sie seien die Folge von Waffentests oder gar der unterirdische Stützpunkt von Außerirdischen. Foto: ITAR-TASS

Im sibirischen Jamal wurden rätselhafte Löcher gefunden, über deren Entstehung im Internet heiß diskutiert wird. War es ein Meteorit? Oder Außerirdische? Russische Wissenschaftler liefern eine andere Erklärung.

Jamal liegt im tiefsten Sibirien und heißt übersetzt nicht umsonst „Ende der Welt“. Seit einigen Tagen verzeichnet das Ende der Welt, sonst nicht gerade als touristischer Hotspot bekannt, rasant steigende Besucherzahlen, zumindest virtuell. Der Grund sind zwei Löcher, die dort entdeckt wurden. Verschiedene Videos auf Youtube zeigen die rätselhaften Erscheinungen und wurden bereits millionenfach geklickt.

Das erste Loch wurde in der Nähe des Dorfes Bowanenkowo entdeckt. Das Loch soll einen Durchmesser von etwa 100 Metern haben. Aufnahmen davon wurden am 10. Juli im Internet veröffentlicht. 

Quelle: Bulka / Youtube

Wer sich selbst ein Bild machen will, findet hier die angeblichen Koordinaten des ersten Lochs:

Inzwischen fanden Rentierzüchter ein zweites Loch, wie der Fernsehsender Rossija 1 berichtete. Sein Durchmesser wird auf etwa 15 Meter geschätzt, in der Tiefe sei Schnee zu sehen.

Die angeblichen Koordinaten des zweiten Lochs:

 

Irdische Ursachen – oder etwa doch nicht?

Im Internet kursieren die wildesten Theorien zu ihrer Entstehung. Die Löcher seien die Folge von Waffentests oder gar der unterirdische Stützpunkt von Außerirdischen. Die Rentierzüchter in der Region haben eine weitere Erklärung: Am 27. September 2013 sei etwa 90 Kilometer von dem Dorf Antipajuta entfernt ein Meteorit auf die Erde gestürzt, behaupten sie. Es habe geraucht und geblitzt.   

Wissenschaftler wie der Geologe Konstantin Ranks gehen indes davon aus, dass die globale Erderwärmung die Entstehung der Löcher von Jamal begünstigt habe. Seine Theorien können in einem auf der Webseite slon.ru veröffentlichten Artikel nachgelesen werden. Glaziologen der subarktischen

Forschungs- und Studienversuchsstelle stützen diese Theorie. Die Temperatur der Permafrostböden rund um das Bowanenkowo-Gasfeld, das nicht weit entfernt vom ersten Loch liegt, steige stetig an. Noch vor 40 Jahren lag sie bei einem durchschnittlichen Niveau von minus acht Grad Celsius, jetzt beträgt sie an manchen Stellen nur noch minus drei Grad Celsius. Ranks äußert in seinem Artikel die Vermutung, dass daher „Methan aus kristallischen Eisfallen im Inneren der Nordtundra“ freigesetzt worden sei.  

Inzwischen wird das Loch auch von Wissenschaftlern des Zentrums für Arktisstudien und des Kryosphären-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften untersucht. Außer einer radioaktiven Grundstrahlung seien keine weiteren gefährlichen Strahlungen gemessen worden. Im Umkreis von bis zu 120 Metern liege Erdmasse, das spreche zwar gegen eine Bergsenkung und für einen Einschlag. Da aber keine Spuren einer Wärmeexplosion sichtbar seien, könne ein Meteoriteneinschlag ausgeschlossen werden. Die wahrscheinlichste Theorie sei, dass der gefrorene Boden aufgrund der Bildung von Gasbildung mit hohem Druck aus der Tiefe geschossen sei, so die Wissenschaftler.

 

Nach Materialien von Slon.ru, Lenta.ru und Rossijskaja Gazeta

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