Insolvenz: Transaero fliegt nicht mehr

Die zweitgrößte Fluggesellschaft Russlands ist insolvent.

Die zweitgrößte Fluggesellschaft Russlands ist insolvent.

Juri Smitjuk/TASS
Im Oktober stellte Transaero, die zweitgrößte Fluggesellschaft Russlands, aufgrund von Überschuldung ihren Betrieb ein. Ursprünglich sollte die Airline auf Betreiben der Regierung vom Konkurrenten Aeroflot übernommen werden, im letzten Moment zog dieser sein Angebot jedoch zurück.

Ende Oktober hat die Fluggesellschaft Transaero, die über eine Flotte von 106 Flugzeugen verfügt, ihren Betrieb eingestellt. Den Anstoß dafür gab eine außerplanmäßige Überprüfung durch Rosawiazija, der offiziellen russischen Luftverkehrsbehörde, die dem Unternehmen aufgrund der negativen Finanzkennzahlen jede Geschäftstätigkeit untersagt hatte.

Die Wirtschaftskrise brachte die Airline ins Wanken

Doch schon zuvor hatte die Fluggesellschaft, die in den ersten neun Monaten des Jahres 10,79 Millionen Passagiere befördert hat, den Ticketverkauf eingestellt. Das laufende Geschäft des Unternehmens wurde kommissarisch vom größten Carrier des Landes, der staatlichen Aeroflot, mit 19,67 Millionen Passagieren in den ersten neun Monaten 2015, fortgeführt.

Der russische Transportminister Maxim Sokolow erklärte auf Anfrage von RBTH, der Finanzbericht des Unternehmens habe „Löcher“ aufgewiesen. Die Gesamtverschuldung der Fluggesellschaft betrug zu diesem Zeitpunkt 250 Milliarden Rubel (3,5 Milliarden Euro). Gegen das Unternehmen hatten drei Banken Insolvenzklage eingereicht: die größte Bank des Landes, die staatliche Sberbank, eines der größten privaten Finanzhäuser, die Alpha-Bank, sowie die Hausbank des Monopolisten Gazprom, die Gazprombank.  

Die Insolvenz russischer Fluggesellschaften ist traditionell das Anzeichen einer sehr angespannten Wirtschaftslage im Land. So geriet während der Krise 2008 die Krasair, damals eine der größten Airlines des Landes, in finanzielle Schwierigkeiten. Das Unternehmen stellte seinen Flugverkehr ein und erklärte schließlich 2009 seine Zahlungsunfähigkeit. Tausende Passagiere erhielten keine Tickets und konnten nicht rechtzeitig ihre Flüge antreten. Doch laut Maxim Sokolow sei die Situation Transaeros viel besser zu kontrollieren.

Komplizierte Transaktion

Für Anfang September war geplant, dass Transaero von der Aeroflot-Gruppe übernommen wird. Dazu sollten 75 Prozent plus eine Aktie des Carriers für den symbolischen Preis von einem Rubel verkauft werden. Einer Version zufolge konnten die Transaero-Aktionäre jedoch nicht rechtzeitig das notwendige Aktienpaket bündeln, laut einer anderen sprach das Föderale Kartellamt sich gegen den Deal aus. Im Falle der Übernahme hätte Aeroflots Anteil auf dem russischen Luftverkehrsmarkt mehr als 50 Prozent betragen.

Egal aus welchem Grund – am Ende zog der größte Carrier des Landes sein Angebot zurück. Unmittelbar darauf traf die russische Regierung sich zu einer Besprechung, auf der die Insolvenz des Unternehmens beschlossen wurde. Am Vorabend der Bekanntmachung verkündeten jedoch die Miteigentümer von S7, der drittgrößten Fluggesellschaft des Landes mit 6,26 Millionen Passagieren in den ersten neun Monaten, den Kauf von 51 Prozent der Transaero-Aktien.

„Die Situation bei Transaero war recht konfus: Formal wurde das Unternehmen von einem Protegé Aeroflots, dem größten Wettbewerber Transaeros, geführt“, sagt Sergej Iljin, Analyst bei der Investmentgesellschaft Premier, und fügt hinzu: „Es ist nachvollziehbar, dass die Kreditgeber unter solchen Umständen nervös werden.“

Gescheiterte Fusion?

Experten glauben, dass Transaero und S7 die Entstehung eines Marktmonopols durch den Konkurrenten Aeroflot verhindern wollten. „Der Markt würde gewinnen, wenn Aeroflot einen ernst zu nehmenden Konkurrenten in Form der fusionierten Fluggesellschaften S7 und Transaero bekäme“, meint auch Sergej Iljin. S7 verfüge jedoch nicht über ausreichend Ressourcen, um Transaeros Schulden übernehmen zu können, sagt der Experte.

Der Leiter der Analyseabteilung der Agentur Aviaport, Oleg Pantelejew, glaubt, dass die Initiative vonseiten der Kreditgeber von Transaero kam. „Es ist unwahrscheinlich, dass der S7-Miteigentümer Wladislaw Filjow sein Geschäftsfeld ausdehnen möchte“, meint Pantelejew.

Vor dem Hintergrund des Transaero-Konflikts nahm die Volatilität der Aktien des Unternehmens deutlich zu, was den Raum für kurzfristige Investitionen eröffnete. So stieg der Wert der Transaero-Aktien an der Moskauer Börse am 29. Oktober um mehr als 40 Prozent, nachdem er am Vortag bereits um 57,3 Prozent und den Tag zuvor um 20 Prozent in die Höhe geschossen war.

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