Quelle: AP
Erst zwei der zwölf Fußballstadien, so berichtet Ostexperte.de, sind fertiggestellt: die Spartak-Arena in Moskau (eines der zwei WM-Stadien in der Hauptstadt) und die Kasan-Arena in der Hauptstadt Tatarstans. Und der Beginn des Großturniers in Russland rückt immer näher. Schon im nächsten Jahr soll beim Confederations Cup ein erster Testlauf für die WM erfolgen. Die Bauarbeiten könnten also durchaus weiter sein.
Außerdem explodieren die Kosten beim Bau der neuen Petersburger Zenit-Arena (über 13 Milliarden Rubel mehr als geplant) und auch in Kaliningrad. In Kasan liegt man wohl ebenfalls zwei Milliarden Rubel über dem Budget. Zusammen mit den durch die niedrigen Ölpreise geringeren Staatseinnahmen ist das keine gute Kombination.Gleichzeitig hat die russische Regierung nämlich vor, die geplanten Ausgaben für den Stadionbau, insgesamt 171,8 Milliarden Rubel (rund 2,4 Milliarden Euro), um 15 Prozent zu reduzieren. Das berichtet GTAI. Für den Bau neuer Stadien soll der Finanzminister drei Milliarden Rubel weniger an die Austragungsorte überweisen, für Trainingsplätze sogar 11,8 Milliarden weniger.
Das ist bereits der dritte Schritt für Sparmaßnahmen bei der WM-Vorbereitung:
Experten gehen davon aus, dass die Kürzungen bei gleichzeitig ansteigenden Kosten die rechtzeitige Fertigstellung der Stadien gefährden könnte.
Die Fifa hat Ende April eine Meldung zum Stand der Baufortschritte veröffentlicht:
Auch in Punkto Infrastruktur laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren – vor allem an den Flughäfen, über die die ausländischen Besucher zur WM eingeflogen werden.
In Moskau wird etwa am Flughafen Scheremetjewo – unter anderem – ein weiteres Terminal gebaut. Allein mit diesem neue Terminal B (das alte Terminal B wurde abgerissen) sollen bis zu 20 Millionen Menschen im Jahr abgefertigt werden können. Dieses fünfte Terminal soll 2018 fertig werden. Die Umbau- und Ausbauarbeiten sollen sich auf rund 1,1 Milliarden Euro belaufen, schreibt das Wirtschaftsjournal „Business in Russland“ (Nr.1/2016).Auch ein zweiter der drei Moskauer Großflughäfen, Domodedowo, soll ausgebaut werden und eine weitere Start- und Landebahn erhalten. Insgesamt wird dann die Kapazität bei 90 Starts und Landungen pro Stunde liegen. Weiter ist die Vergrößerung der Abfertigungshalle geplant. Der Plan sieht vor, dass der linke Flügel des Gebäudes ein zweites Segment erhält. Die Kosten dafür belaufen sich auf knapp eine halbe Milliarde Euro.
In Rostow-am-Don entsteht gleich ein komplett neuer Flughafen. Der alte Flughafen befindet sich innerhalb der Stadtgrenzen und konnte deshalb nicht ausgebaut werden. Der neue Flughafen „Platow“ liegt außerhalb der Stadt, soll Ende 2017 fertiggestellt sein und fünf Millionen Passagiere im Jahr abfertigen.
In Nischnij Nowgorod wird der Flughafen Strigino modernisiert und die Zufahrtsstraße zum Flughafen erneuert und erweitert. Das neue Terminal am Flughafen Kurumotsch bei Samara ist bereits seit eineinhalb Jahren fertig. Im Jahr können dort nun 3,5 Millionen Passagiere abgefertigt werden.
In St. Petersburg wird eine Metro-Linie ausgebaut, die zum neuen Stadion führt – auch hier gibt es, wie auch beim Stadion, eine Kostenexplosion. Statt 24 soll der sechs Kilometer lange Streckenabschnitt nun 40 Milliarden Rubel kosten. Weiter soll in der Zarenstadt mit dem Bau eines neuen Straßenkreuzes die Anbindung zum Flughafen verbessert werden. Die Arbeiten daran sollen bis zum Ende des Jahres vollendet sein.
Ein Dämpfer der Vorfreude bei den Hoteliers: Die Preise für die Übernachtungen in Hotels an den elf WM-Austragungsorten sind fixiert. Mit der Regelung will der Gesetzgeber im Vorfeld für mehr Planungssicherheit sorgen. Die Hotelbetreiber würden die Preise allerdings lieber selbst festlegen.
Bei der Regelung werden die Preise nach Kategorie (keine Sterne bis 5-Sterne) und Region unterschieden. Das sieht dann zum Beispiel vor, dass ein 3-Sterne-Zimmer in Moskau maximal 28.000 Rubel pro Nacht kostet und in St. Petersburg maximal 30.000 Rubel. Das günstigste Zimmer in Samara soll 2250 Rubel (rund 31 Euro) kosten, das teuerste in Petersburg 700.000 Rubel (knapp 10.000 Euro) – pro Nacht.
Doch auch bei den Hotels wird von offizieller Seite gespart. Anfang April 2016 veröffentlichte das Sportministerium eine Liste von 25 Projekten, die wegfallen sollen. Darunter waren auch 14 geplante Hotels für Fans in Nischni Nowgorod, die nun gestrichen werden. An 23 weiteren Projekten soll es Änderungen geben.
Momentan rechnen zudem die russischen Reiseveranstalter für 2017 mit steigenden Hotelpreisen – um bis zu 50 Prozent. Auf die WM hat das laut dem Kulturministerium aber wegen der regulierten Preise keine Auswirkungen.
Das gilt allerdings vor allem außerhalb Russlands. Glücksspiel ist für Russen nämlich verboten und seit 1. Juli 2009 nur in einigen wenigen speziellen Zonen erlaubt. Und Online-Glücksspiele sind in Russland sogar vollständig verboten, die Websites von vielen Sportwetten-Anbietern für russische Bürger gesperrt. (Wenn Sie sich in Russland befinden, versuchen Sie doch einmal, auf den Link oben zu klicken. Sie erhalten dann eine Nachricht, dass die Behörde Roskommnadsor die Seite blockiert hat.)
Für die „Sbornaja Rossii“, die russische Nationalmannschaft, stehen die Quoten für die Weltmeisterschaft nach dem schwachen Abschneiden bei der Europameister aber ohnehin schlecht. In der russischen Bevölkerung macht man sich hier nur wenig Hoffnungen auf einen Erfolg der eigenen Mannschaft bei der WM.
Auch für Werbetreibende gibt es bei der WM 2018 in Russland Einschränkungen. Die Fifa hat wie bei jeder WM strenge Auflagen verhängt. Verboten sind zum Beispiel Werbeaktivitäten, die ohne offizielle Erlaubnis des Wettbewerbsorganisators, den Anschein erwecken, das Unternehmen hänge mit dem Event kommerziell zusammen. Damit will die Fifa die offiziellen Sponsoren schützen.
Ein Gesetz, das Alkoholwerbung bei Sportveranstaltungen bislang verboten hatte, wurde jedoch für die WM 2018 geändert und für Bierwerbung aufgeweicht. Diese Aufweichung hat damit zu tun, dass einer der WM-Sponsoren ein Bier-Hersteller ist.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Ostexperte.de.
Witali Mutko. Anton Denisov/RIA Novosti
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