Lada XCode bei der Moskauer Internationalen Automesse (MIAS) 2016.
Sergei Savostyanov / TASSDer russische Pkw-Hersteller Avtovaz macht seit 2014 nicht gerade seine besten Zeiten durch. Mitten in der Krise kündigt der Franzose Nicolas Maure – seit April dieses Jahres Vorstandsvorsitzender des Unternehmens – an, neue Modelle auf den Markt zu bringen, um frühere Marktanteile zurückzuerobern und das Unternehmen bis 2018 aus der Verlustzone zu fahren. „Das wird selbstverständlich von den Wechselkursen abhängen. Erholt sich der Markt, können wir es schaffen“, sagte der Sanierer der Onlinezeitung Gazeta.ru.
Für das kommende Jahr fällt Maures Prognose verhalten aus: 2017 werden in Russland insgesamt 1,3 Millionen Neuwagen verkauft, schätzt er. Dieser Einschätzung folgt auch das russische Industrie- und Handelsministerium. Das laufende Jahr will Avtovaz mit rund 420 000 hergestellten Pkw abschließen. Laut Maure plant das Unternehmen, seinen 20-prozentigen Anteil am russischen Pkw-Segment zu halten.
Kirill Jakowenko, Analyst bei Alor Broker, hält die Pläne des neuen Chefs für realisierbar. Doch: „Die Konkurrenten von Avtovaz erneuern ihre Modellreihen im Schnitt alle drei Jahre – oder spendieren den Autos ein Facelifting. Da muss der russische Autogigant entweder mithalten oder vom Markt gehen und die Produktion einstellen“, sagt der Wirtschaftsexperte entschieden.
Foto: Sergei Savostyanov / TASS
„Der Unwille, in die kontinuierliche Weiterentwicklung zu investieren, ist eine Krankheit der meisten russischen Unternehmen aus der Sowjetzeit. In einer Marktwirtschaft, unter Konkurrenzdruck, kann man nicht einfach ein erfolgreiches Modell auf den Markt bringen, um es dann jahrzehntelang zu produzieren – in der Hoffnung, die Konkurrenz würde die Hände in den Schoß legen“, mahnt der Analyst.
Avtovaz habe Zugang zu Technologien und die notwendigen Produktionskapazitäten. „Zwar hat das Unternehmen auch Schulden, diese dürfen wichtigen Investitionsprogrammen aber nicht im Wege stehen“, sagt der Experte. Nur so könnten Anteile auf dem heimischen Markt gesteigert und der Export angekurbelt werden.
„Avtovaz hatte ambitionierte Exportpläne, die bislang nicht umgesetzt wurden“, gibt Maure zu. „Lieferungen in die Ukraine mussten gestoppt worden, in Kasachstan kommt die lokale Herstellung in Fahrt. Mit dem Zugang nach Europa ist es noch schwieriger: Dort sind die technischen Anforderungen strenger, die Triebwerke müssen die Euro-6-Norm erfüllen – hinzu kommt die Logistik, die Homologation“, erklärt der Unternehmenschef.
„Die laufende Produktion kann bei negativer Entwicklung auf dem Binnenmarkt nur durch den Export in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren auf dem gleichen Niveau gehalten – wenn nicht gesteigert – werden“, prognostiziert Kirill Jakowenko. Zentralasien werde für Lada zum wichtigsten Importeur, aber auch in Osteuropa und Südamerika habe das Unternehmen gute Chancen, fügt er hinzu.
Foto: Sergei Savostyanov / TASS
Auch Dmitri Lukaschow von IFC Markets zeigt sich optimistisch: „Nicht nur Russland ist in der Krise. Die Wirtschaft kühlt sich auf den meisten aufstrebenden Märkten ab. Das stimuliert die Nachfrage nach Autos, die in der Anschaffung und Haltung günstig sind“, erklärt der Analyst. „Ein Zuwachs im Export von 20 bis 25 Prozent in den nächsten zwei Jahren ist für Avtovaz eine machbare Aufgabe – bei richtigem Marketing und kluger Preispolitik“, so der Experte.
Zudem will Nicolas Maure die Herstellungskosten eines Autos um 20 Prozent senken. Dafür verfolgt der Unternehmenschef die japanische Monozukuri-Strategie: optimales Design und Einsparungen beim Material – an bestimmten Stellen im Auto kann beispielsweise Kunststoff statt Aluminium verbaut werden.Und die Produktoffensive? Bis 2025 will Avtovaz acht neue Modelle auf den Markt bringen – weitere acht erhalten ein Facelifting. Zwei neue Modelle können die Käufer bereits bis Ende 2019 erleben – darunter den Kombi Lada Vesta Cross.
Die ungekürzte Fassung dieses Beitrags erschien zuerst bei Gazeta.ru.
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