Mobile Health: Wo geht’s hier zur sauberen Luft?

Ein russisches Start-up zeigt den Weg zur sauberen Luft.

Ein russisches Start-up zeigt den Weg zur sauberen Luft.

Shutterstock/Legion Media
Russische Physiker haben eine Methode entwickelt, mit der man den Grad der Luftverschmutzung an verschiedenen Orten in einer Großstadt messen kann. Ihr Wissen haben sie in eine App gepackt – und sagen nun Apple und Google den Kampf an.

Als junge russische Wissenschaftler vor ein paar Jahren die Atmosphäre erforschten, entdeckten sie, dass sie den Grad der Luftverschmutzung auf einen Stadtteil genau vorhersagen können. So gründeten sie das Start-up Aerostate, einen Dienst, der die Luftqualität analysiert und seinen Nutzern Empfehlungen gibt.

„Wenn jemand morgens joggen gehen will und über der Stadt Smog liegt, dann kann er unsere App nutzen. Er sieht dann zum Beispiel, dass die Luft im Park im Nachbarbezirk besser ist als die vor der eigenen Haustür. Dann kann er dorthin gehen“, erklärt der Gründer des Start-ups Dmitrij Solomenzew. Erster Investitionspartner des Unternehmens war Michail Kokoritsch, russischer Geschäftsmann und Gründer des Satellitenherstellers Dauria Aerospace.

Methode nach dem US-Gesundheitsministerium

Es stehen zwei Varianten zur Verfügung: Bei niedriger Auflösung zeigt der Dienst Daten an und gibt allgemeine weltweite Prognosen für die Qualität der Luft. Bei hoher Auflösung funktioniert die App stadtteilgenau. „Unsere Zielgruppe begeistert sich für Outdoor-Sportarten oder interessiert sich beim Immobilienkauf für den Zustand der Umgebung“, erklärt Dmitrij Solomenzew. „In einer Großstadt kann sich die Luftqualität je nach Stadtteil unterscheiden.“ Derzeit ist der Service in Europa nur in London und Barcelona verfügbar. In den USA kann man ihn bereits in New York, Chicago, Denver, Los Angeles und San Francisco nutzen.

Die Vereinigten Staaten seien für Aerostate der wichtigste Markt, sagen die Gründer. „Unser Service ist eng mit Lebensqualität verbunden“, führt Solomenzew aus: „Je höher die Lebensqualität, umso mehr achten die Menschen auf ihre Umwelt.“ Gemessen wird die Luftqualität übrigens nach der Methode der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde. Aerostate plant diese auch auf anderen Märkten der Welt anzuwenden. Das Start-up hat nun Asien im Visier. Vor allem auf dem chinesischen Markt verspricht sich Solomenzew Erfolg, denn da sei die Luft besonders verschmutzt.

Für die Analyse der Luftqualität verwendet Aerostate eine komplexe Methode, bei der Informationen aus Analysen von physischen und chemischen Phänomenen, Satellitendaten, mathematischen Modellen der Atmosphäre und Verschmutzungsdaten verarbeitet werden. Der Service sagt außerdem die Windrichtung auf den Kontinenten und in den Städten voraus und verwendet für eine präzisere Prognose Algorithmen des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz.     

Von mobiler Gesundheit zu intelligenten Häusern

Langfristig hat das Start-up vor, zusätzliche Dienste für Fitness-Armbänder und andere Gadgets zu entwickeln. Solomenzew und seine Mitstreiter sind von den Möglichkeiten, die der schnell wachsende Markt mobiler Geräte bietet, begeistert. Doch die Messlatte ist hoch: Zu den führenden Marken, die im Bereich des Mobile Health tätig sind, gehören Samsung, Google und Apple.

Zunächst hat Aerostate aber vor allem zwei große Konkurrenten: das europäische Start-up PlumeLabs und das israelische Unternehmen Breezometer. Sie setzen ebenfalls auf den US-amerikanischen Markt. Laut Investor Michail Kokoritsch hat Aerostate jedoch einen wichtigen Vorteil: Präzision. „Meiner Meinung nach verfügt Aerostate über einen technologischen Vorteil, da es möglich ist, Informationen über die Luftqualität an jedem Ort einer Großstadt zu bekommen“, unterstreicht Kokoritsch. „Aus diesem Grund hat das Start-up das nötige Potenzial, sich auf dem Mobile-Health-Markt sowie in anderen Bereichen zu behaupten.“ Dabei denkt der Investor an große Zukunftsmärkte, wie etwa dem Smart Home.

 

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