Am 28. April um 04.01 Uhr Mitteleuropäische Zeit startete erstmals eine Rakete vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny in der Oblast Amur im russischen Fernen Osten. Die Trägerrakete vom Typ Sojus-2.1a hatte drei Satelliten an Bord, die erfolgreich in die Erdumlaufbahn gebracht werden konnten. Russlands Präsident Wladimir Putin und führende Vertreter der russischen Raumfahrtindustrie beobachteten den Start vor Ort.
Ursprünglich hätte die Rakete bereits vorgestern starten sollen. Eineinhalb Minuten vor dem geplanten Abheben wurde der Startvorgang jedoch aus technischen Gründen abgebrochen. Igor Komarow, Leiter der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, berichtete später von Problemen mit einem Kabel in der Steueranlage. Dieses Problem konnte zwar schnell behoben werden, dennoch entschieden sich die Verantwortlichen und der russische Präsident für eine Verschiebung des Starts auf den nächsten Tag.
Die russische Zeitung „Kommersant“ schreibt, Putin habe dem stellvertretenden Ministerpräsident Dmitri Rogosin, der in der Regierung für die Raumfahrt verantwortlich ist, eine Rüge erteilt. Ebenfalls gerügt worden sei der Leiter von Roskosmos. Auch Leonid Schalimow, Generaldirektor des Unternehmens NPO Awtomatiki, kam nicht ungeschoren davon. Von seinem Unternehmen wurde das defekte Kabel geliefert.
Wostotschny ist nicht die einzige Anlage ihrer Art auf russischem Staatsgebiet. Raketen starten auch vom militärisch genutzten Kosmodrom Plessezk in der Oblast Archangelsk im Norden Russlands. Der Vorteil des neuen Weltraumbahnhofs ist seine Nähe zum Äquator. Dies ermöglicht den Transport größerer Lasten ins All.
Der erfolgreiche erste Start in Wostotschny bedeutet jedoch nicht, dass das Kosmodrom schon voll einsatzbereit ist. 2007 wurde der Bau beschlossen. Bis zum Jahresende soll der erste Bauabschnitt vollständig fertiggestellt sein. Dann sind alle Voraussetzungen für regelmäßige Starts der Sojus-Raketen geschaffen. Der zweite Bauabschnitt beinhaltet Anlagen, die den Start der neuen russischen Angara-Raketen ermöglichen.Der nächste Starttermin wird wohl im kommenden Jahr liegen. Ab 2018 sind pro Jahr fünf bis acht Raketenstarts geplant. 2023 sollen sich von Wostotschny aus auch bemannte Weltraumflüge auf den Weg ins All machen.
Vorerst wird aber Baikonur das wichtigste russische Kosmodrom bleiben. Bis 2050 wird Russland voraussichtlich jedes Jahr mehr als 85 Millionen Euro für die Nutzung des in Kasachstan gelegenen Weltraumbahnhofs aufbringen.
Das Kosmodrom in Plessezk konnte die Ausfälle in Baikonur nicht kompensieren. Zudem ist der Start von schweren Proton-Raketen dort nicht erlaubt. Deshalb fiel die Entscheidung für einen neuen Weltraumbahnhof. Roskosmos erklärte, der Bau von Wostotschny sei notwendig für „eine garantierte Durchführung der unabhängigen Weltraumtätigkeit und die Erfüllung der vorrangigen Aufgaben der nationalen Sicherheit.“
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