Autonome Mähdrescher: Roboter für die Landwirtschaft

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In der russischen Republik Tatarstan werden autonome Landmaschinen entwickelt. Schon in zwei Jahren sollen sie bei der Ernte zum Einsatz kommen. Drohnen könnten zudem Überwachungsaufgaben übernehmen. Aber was wird aus den Beschäftigten in der Landwirtschaft, wenn sich die neuen Technologien durchsetzen?

Ein Mähdrescher rollt langsam auf den Acker und beginnt mit der Ernte. Auf den ersten Blick ist das nicht weiter aufregend. Doch was ist das? Der Platz, auf dem sonst der Fahrer sitzt, ist leer. Der Mähdrescher arbeitet ganz ohne menschliche Unterstützung.   

In der russischen Republik Tatarstan beschäftigt man sich intensiv mit der Entwicklung autonomer Landmaschinen. Dort soll im eigens dafür gegründeten Werk Agropolis zukünftig High-Tech für die Landwirtschaft produziert werden. Dazu sollen in den kommenden fünf Jahren rund 250 Millionen Euro investiert werden. Schon in zwei Jahren könnten die ersten Maschinen vom Band laufen und in der Praxis erprobt werden. Ein autonomer Mähdrescher wird dabei nach Schätzungen der Entwickler in der Anschaffung lediglich 15 bis 20 Prozent teurer sein. An dem Projekt beteiligt sind der größte russische Landmaschinenhersteller Rostselmasch, Sojus-Agro, einer der größten Agrarproduzenten der Republik Tatarstan, sowie das russische Unternehmen Cognitive Technologies. Letzteres arbeitet mit Russlands größtem Hersteller für Lastkraftwagen Kamaz zusammen und hat für diesen bereits autonome Steuerungssysteme entwickelt.

Olga Uskowa, Vorstandsvorsitzende von Cognitive Technologies, erklärt, dass man sich derzeit vor allem auf autonome Mähdrescher konzentriere, aber auch in anderen Schlüsselbereichen aktiv sei. Dabei könne das russische Know-how durchaus mit den weltweit führenden Entwicklern autonomer Fahrzeugtechnologien wie etwa Google mithalten. Die ausländischen Systeme seien auf ideale Einsatzbedingungen angewiesen: Straßenmarkierung, Wegweiser, Verkehrszeichen, Smart-Road-Technologien. Die Systeme von Cognitive Technologies orientierten sich hingegen an den russischen Gegebenheiten und bräuchten keine Orientierungspunkte. Das Unternehmen setze nämlich passive Technologien für maschinelles Sehen ein. Dabei würden die Informationen über Kameras erfasst. So könnten aktive Technologien für maschinelles Sehen wie Radar oder Lidar, die zum Beispiel Entfernung und Geschwindigkeit von Objekten messen können und mit denen etwa Google Car arbeitet, optimal ergänzt werden.

Drohnen gegen Unkraut

Agropolis plant zudem die Entwicklung automatischer Überwachungssysteme für die Landwirtschaft. Dabei sollen Drohnen eingesetzt werden, die beispielweise das Wachstum von Unkraut beobachten. Zudem werden stationäre Messgeräte entwickelt. Sie könnten auf Ackerflächen installiert werden und die Bodenfeuchte oder den Nährstoffgehalt messen. Falls die Grenzwerte unterschritten werden, wird automatisch gegossen oder gedüngt.

Dennoch ist der Einsatz autonomer landwirtschaftlicher Technologien nicht problemlos möglich. „Der Einsatz solcher Verkehrsmittel ist nicht gesetzlich geregelt“, gibt Oleg Korobkin, Betriebsleiter des Transportunternehmens DPD in Russland, zu Bedenken. „Um eine Nachfrage für solche Technologien zu fördern, muss die Infrastruktur für ihre Wartung ausgebaut werden“, ergänzt Alexander Djakonow von FM Logistics Russland. Darüber hinaus seien Arbeitsplätze in Gefahr. „Rund zwei Millionen Menschen sind in Russland im Bereich der Steuerung von Verkehrsmitteln beschäftigt“, so Djakonow. Sollten sich autonome Fahrzeuge durchsetzen, stünden diese auf der Straße.  

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