Moskaus futuristischer „Eiffelturm“ und vier Schuchow’sche Innovationen

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Wladimir Sсhuсhows Arbeit inspirierte Architekten auf der ganzen Welt. Er definierte neue Trends, seine Ideen finden sich in Entwürfen renommierter Architekten wie Antoni Gaudi, Santiago Calatrava und Oscar Niemeyer wieder – ebenso beim Bau des größten Fernsehturms in Guangzhou in China (610 Meter).

Unweit des Moskauer Stadtzentrums, an der Metrostation „Schabolowskaja“ der orangenen Linie steht eine berühmte 50-stöckige Stahlkonstruktion. Diesen ersten Hyperboloid-Gitterturm der Welt hatte einst der russische Architekt Wladimir Schuchow entworfen. Der Schuchow-Turm gilt als eine der wichtigsten Errungenschaften des nicht nur sowjetischen Ingenieurwesens.

1. Sсhuсhow und das russische Eisenbahnnetz

Für seinen ausgezeichneten Hochschulabschluss in Moskau wurde er 1876 mit einer einjährigen Forschungsreise in die USA belohnt. Er besuchte die Weltausstellung in Philadelphia, Ingenieurbauten in Pittsburgh und beschäftigte sich mit der Struktur der  amerikanischen Eisenbahnen.

Hier traf er den russisch-amerikanischen Unternehmer Alexander Bari: Jener sollte nach seiner Rückkehr nach Russland sein eigenes Konstruktionsbüro gründen, wo der junge Schuchow als leitender Ingenieur angestellt wurde. Zu Schuchows Zeit erreichte die Entwicklung der russischen Eisenbahn einen ersten Höhepunkt. Und so vertiefte er sich in den frühen 1890er Jahren speziell in die Konstruktion von Eisenbahnbrücken. In den folgenden Jahren wurden in Russland 417 Eisenbahnbrücken nach Schuchows Entwürfen gebaut.

2. Schuchow und die globale Erdölindustrie

Eine industrielle Anlage zum Cracking, Baku, 1934

Zu etwa gleicher Zeit begann im Russischen Reich der Ölboom und Bari verlegte sein Hauptbüro inklusive seinem Ingenieur Schuchow nach Baku (heute Aserbaidschan). Schuchow entwarf die erste russische Ölpipeline sowie den ersten seetüchtigen Öltanker und machte somit den Transport von Öl und Gas möglich.

1891 patentierte er eine Anlage, die erstmals auch das Cracking ermöglichte. Erst 20 Jahre später sollte auch der amerikanische Ingenieur Barton ein Patent für den Cracking-Prozess anmelden. Das von John Rockefeller gegründete Unternehmen Standard Oil erhielt dann das Monopol. Später stellte sich heraus, dass die Barton-Methode aber doch nur eine modifizierte Version der von Schuchow entwickelten Anlage war.

3. Schuchow und der Moskauer Konsumtempel GUM

Unter Mitwirkung des jungen Ingenieurs Wladimir Schuchow entstand auch die Glas-Stahl-Konstruktion zur Überdachung der drei Passagen des GUM-Kaufhauses am Roten Platz in Moskau. Als die Oberen Handelsreihen, so hieß das GUM damals noch, im Jahr 1893 eröffnet wurden, richteten die ersten Kunden die Köpfe in die Höhe: So großartig war das wie aus Luft gewebte Glasdach. Später wurde das GUM zum wichtigsten Konsumtempel in der Sowjetunion.   

4. Schuchow und Hyperboloide

Das weltweit erste Bauwerk in Hyperboloidkonstruktion, Nischni Nowgorod, 1896

Das Hauptwerk der Allrussischen Ausstellung in Nischni Nowgorod 1896 war die erste Hyperboloidkonstruktion – ebenfalls von Schuchow: ein 27 Meter hoher Wasserturm, in dem das schwere Wasserreservoir von einer leichten Gitterkonstruktion gehalten wird. Solch eine architektonische  Form wurde zuvor nie verwendet. Nach der Ausstellung entwickelte Schuchow zahlreiche Entwürfe von Stahlgitterkonstruktionen zu verschiedenen Zwecken und verwendete sie in Hunderten verschiedener Bauwerke.

5. Schuchow und das Moskauer Radio

Der Radioturm in Moskau ist mit 160 Metern die höchste und wohl berühmteste Hyperboloidkonstruktion. 1919 hatte Schuchow der sowjetischen Regierung einen 350 Meter hohen neunteiligen Hyperboloid-Turm mit einer Masse von nur 2200 Tonnen vorgeschlagen. Da aber selbst die dafür nötige Metallmenge im Lande nicht verfügbar war, wurde das Projekt auf 150 Meter mit sechs Abschnitten reduziert.

Der Beginn der Bauarbeiten verschob sich dennoch ständig, erst auf persönliche Anweisung Lenins wurden dann die notwendigen Baumaterialien zugeteilt. Die Arbeiten begannen am 14. März 1920.

Doch die Qualität des Eisens lies zu wünschen übrig: Als der vierte Abschnitt aufgesetzt werden sollte, brach der dritte ab. Die fallenden Teile beschädigten auch den zweiten und ersten. Der Bau musste ganz neu begonnen werden. Erst am 19. März 1922 konnte die Arbeit der staatlichen Kommission erfolgreich präsentiert werden. Nach einer Testphase im Mai, ging dann an diesem Schuchow-Turm am 17. September der erste sowjetische Radiosender auf Sendung: Radio Moskwa sendete in Moskau, Wologda, Saratow, Samara und ein paar anderen russischen Städten. In der Hauptstadt wurde die Sendung über das städtische zentrale Telefonsystem für Elite-Appartements und natürlich den Kreml: „Achtung! Hier spricht Moskau!“ und das sowjetische Radio waren geboren.

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