„Song of Russia“ („Russlands Lied“) aus dem Jahr 1944
Getty Images„Es war der absolute Horror, die Angst davor, einander anzusehen, die Angst, etwas zu sagen, aus Furcht, dass jemand zuhört und uns meldet, und woher wir die nächste Mahlzeit kriegen sollten. ... Sie [die Sowjetbürger] hatten keine Ahnung von schönen Liebesbeziehungen oder Liebe – sie kannten nichts als Angst und das Verlangen nach Essen. ... Aber das zeigt der Film nicht.“
So kritisierte die russisch-amerikanische, für ihre antisowjetische Haltung bekannte Drehbuch- und Romanautorin Alisa Rosenbaum, alias Ayn Rand, die „kommunistische Propaganda“ im Hollywoodfilm „Song of Russia“ („Russlands Lied“) aus dem Jahr 1944. Sie verurteilte ihn, als sie im Jahr 1947 an den Anhörungen (eng) des Komitees für unamerikanische Umtriebe, kurz HUAC, in den Vereinigten Staaten teilnahm, weil der Film ihrer Meinung nach nicht die in der Sowjetunion vorherrschende Angst und Hungersnot gezeigt habe und somit einfach unglaubwürdig sei.
Ayn Rand
APDie Vermutung liegt nahe, dass Rands Worte auf fruchtbaren Boden fielen, da das Komitee in den frühen Tagen des Kalten Krieges sich ernsthaft darüber Sorgen machte, dass die sowjetische Propaganda das Herzstück der amerikanischen Filmindustrie bilden könnte.
Nur wenige Jahre zuvor, während des Zweiten Weltkriegs, herrschte in Hollywood eine völlig andere Situation. Die Sowjetunion galt als wertvoller Verbündeter im gemeinsamen Krieg gegen die Nazis, so dass die positive Darstellung des Landes niemandem Angst machte und sogar als wünschenswert erachtet wurde. In diesem Zusammenhang wurden sogar mehrere Filme veröffentlicht, die es weder vor noch nach dem Krieg zu sehen gab.
„Song of Russia“ („Russlands Lied“) war einer dieser Filme: Ein Kassenschlager, der die Geschichte eines amerikanischen Dirigenten erzählt, der am Vorabend des Krieges durch die Sowjetunion tourt, auf seiner Reise glückliche und zufriedene Sowjetbürger sieht und sich in die sowjetische Pianistin Nadja verliebt. Gespielt wurde er vom berühmten russischen Schauspieler Michael Tschechow, der in den Vereinigten Staaten lebte und zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung bereits von der Presse für sein Talent gelobt wurde (eng).
Gute Verkaufszahlen und positive Kritiken hielten die Beauftragten nicht davon ab, diesen Film als „pro-sowjetische“ Propaganda zu bezeichnen. Neben „Song of Russia“ wurden die zwei Filme „The North Star“ („Der Polarstern“) und „Botschafter in Moskau“ vom HUAC verurteilt.
„The North Star“ wurde von dem oscarprämierten Regisseur Lewis Milestone gedreht, den man zu der Zeit aufgrund seines klassischen Antikriegsfilms aus dem Jahr 1930 „Im Westen nichts Neues“ kannte und der später mit „Ocean's Eleven“ und „Meuterei auf der Bounty“ berühmt wurde. Der Titel des Films „The North Star“ kam ursprünglich vom Namen einer Kollektivfarm in der sowjetischen Ukraine, die positiv dargestellt wurde und deren Mitglieder sich dem Kampf gegen die Nazis anschlossen. „Die Genossen aus diesem idyllischen Gemeinschaftsumfeld wurden als freiheitsliebende Menschen betrachtet, die heldenhaften Widerstand gegen die brutale Macht des Nazi-Deutschlands leisteten“, bemerkte Scott O'Brien ironisch in seinem im Jahre 2010 erschienenen Buch „Ann Harding – Cinema‘s Gallant Lady“ („Ann Harding – Die galante Frau des Films“).
„The North Star“ („Der Polarstern“)
Getty ImagesDer Film erhielt sechs Oscar-Nominierungen und hatte eine eigenartige Geschichte. Er wurde im Jahr 1957 massiv neu geschnitten und unter dem Titel „Armored Attack“ erneut veröffentlicht. Dieses Mal handelte der Film von der Intervention der Sowjetunion in Ungarn im Jahr 1956 und stellte eine antisowjetische Erzählung über den Widerstand der Ungarn dar.
Der pro-sowjetischste US-Film war jedoch „Botschafter in Moskau“. Er entstand auf Wunsch des Präsidenten Franklin D. Roosevelt und basiert auf einem Buch des US-Botschafters Joseph E. Davies, der auch die Hauptfigur des Films ist. Man munkelt, dass Roosevelt Davies mehrere Male im Laufe der Filmproduktion getroffen hat.
Der Film beginnt mit der Aussage des echten Davies, dass: „In den kritischen Jahren zwischen den beiden Weltkriegen keine Führer einer Nation so falsch dargestellt und missverstanden wurden, wie jene der Sowjetregierung.“ Im Film weist Davies darüber hinaus darauf hin, dass die Moskauer Schauprozesse gegen die Mitglieder der kommunistischen Parteielite in den späten 1930er Jahren für bare Münze genommen werden sollten: Die Verurteilten waren dann schuldig, wenn sie ihre Sabotageversuche gegen den Sowjetstaat gestanden hatten.
„Aufgrund meiner 20-jährigen Praxis mit Prozessen, bin ich geneigt, diese Geständnisse zu glauben“, sagt die Hauptfigur. In seinem Buch geht Davies weiter und schreibt, dass Stalins Säuberungen dazu beitrugen, die „fünften Kolumnisten“, also diejenigen, die für Deutschland und Japan arbeiteten, zu beseitigen, was in der Sowjetunion zur geringen Zusammenarbeit mit den Nazis während des Zweiten Krieges beitrug. Der HUAC kritisierte den Film sowie seinen Drehbuchautor Howard E. Koch und beschuldigte letzteren, ein Kommunist zu sein. Koch wurde daraufhin trotz seines früheren Oscars für „Casablanca“ auf die „schwarze Liste“ von Hollywood gesetzt.
Es gab weitere Filme, in denen die Sowjetunion in einem positiven Licht dargestellt wurde: Zum Beispiel „Three Russian Girls“ („Drei russische Mädchen“) und „The Boy from Stalingrad“ („Der Junge aus Stalingrad“), die beide im Jahr 1943 auf die Leinwand kamen, Gregory Pecks Debüt aus dem Jahr 1944 „Tage des Ruhms“ und „Counter-Attack“ („Gegenangriff“) aus dem Jahr 1945.
„Three Russian Girls“ („Drei russische Mädchen“)
Getty ImagesNach den HUAC-Aktivitäten drehte Hollywood dann jedoch Filme, deren Titel bereits aussagekräftig genug waren: „The Red Menace“ („Die Rote Gefahr“), „Guilty of Treason“ („Schuldig des Verrats“) oder „I Was a Communist for the FBI“ („Ich war ein Kommunist für das FBI“).
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