Im Jahr 1911 in Sankt Petersburg vom Stapel gelaufen, war Nowik der modernste Zerstörer der russischen Baltischen Flotte. Mit einer Geschwindigkeit von 37,3 Knoten (rund 68 Stundenkilometer) war er das schnellste Militärschiff der Welt zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Nowik wurde dann hauptsächlich zu Entminungsoperationen in den wichtigsten russischen Häfen in der Ostsee genutzt.
Am 4. August 1915 besiegte Nowik die zwei neuesten deutschen Zerstörer V-99 und V-100. Später jagte er auch deutsche Konvois in der schwedischen Bråviken-Bucht bei Norrköping und nahm an der erfolglosen Verteidigung des Archipels Moonsund im Oktober 1917 teil.
In der Zwischenkriegszeit hat der Zerstörer mehrere komplette Modernisierungen durchgelaufen, die seine Wasserverdrängung und Feuerkraft deutlich erhöhten. Am 13. Juli 1926 wurde Nowik zu Ehren des russischen Revolutionärs in Jakow Swerdlow umbenannt.
Der letzte russische Zar Nikolai II. an Bord des Zerstörers Nowik
Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale UniversityZu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges (1941-1945) begleitete Nowik, der nun Jakow Swerdlow hieß, sowjetische Konvois, jagte feindliche Schiffe und U-Boote und gab Landtruppen Feuerunterstützung. Für einige Zeit galt es als Flaggschiff der sowjetischen Ostseeflotte.
Der 28. August 1941 wurde zum schicksalhaften Tag: Der Zerstörer nahm an der großräumigen Evakuierung von Tallinn teil, als 225 Schiffe versuchten, das nordrussische Kronstadt unter den massiven Attacken der deutschen und finnischen Luftwaffen zu erreichen. Die Sowjets verloren über 60 Schiffe und 8000 Mann.
Eines der Schiffe, die in dieser Katastrophe zugrunde gingen, war auch die Jakow Swerdlow. Der Zerstörer fuhr auf eine Mine und sank irgendwo in der Nähe der Insel Mohni im Finnischen Meerbusen. 114 Besatzungsmitglieder und Passagiere starben zusammen mit dem Schiff.
Die genaue Lage des versunkenen Schiffes blieb jahrzehntelang unbekannt. Erst vor wenigen Tagen, am 16. Juni 2018, wurde er schließlich dank der Bemühungen des russischen Historikers Michail Iwanow gefunden.
In den deutschen Archiven hatte Iwanow Informationen über die Bombardierung des sowjetischen U-Boots Sh-406 im Jahr 1943 in der Nähe der estnischen Halbinsel Juminda gefunden. Aber das U-Boot war jtatsächlich in der Nähe der Insel Groß-Tütters gesunken. Es stellte sich heraus, dass das vermutliche U-Boot tatsächlich der versenkte Zerstörer Jakow Swerdlow war.
Im Juni 2018 wurde dann eine gemeinsame russisch-finnische Expedition am Standort des versunkenen Schiffes organisiert. Der Schiffsrumpf, so stellte sich heraus, lag in 75 Metern Meerestiefe und war durch die Minenexplosion in zwei Teile zerborsten. Am Schiffsheck konnten die Taucher deutlich das Emblem der Sowjetunion und den Namen des Schiffes, Jakow Swerdlow, erkennen. Und so ist endlich auch das große Rätsel um das berühmte Flaggschiff der sowjetischen Ostseeflotte gelöst.
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