Eine wahre Bildersammlung, die Nikolaus dem Zweiten gewidmet ist, steht auf dem Tisch in Paul Gilberts privaten Bibliothek und in seinem Büro in Kanada: Mehrere Bildnisse des Zaren und seiner Familie, eine Büste und eine Reproduktion seines Porträts von Walentin Serow sind dort zu sehen.
Nicht umsonst hat Gilbert in einer russisch-orthodoxen Kirche stets inneren Frieden finden können, den er so nirgendwo anders erlebt hat. „Ich fühle mich in eine andere Zeit zurückversetzt. Die Architektur, die Traditionen der alten Welt, die Ikonen, der Duft von Weihrauch, verbunden mit den göttlichen Liturgien und Engelschören haben immer eine tiefgreifende spirituelle Wirkung auf mich gehabt“, erzählt er.
Im Oktober brach Gilbert in seine Heimat England auf, die er einst in jungen Jahren mit seinen Eltern zurücklassen musste. Dort organisiert er zum Gedenken an Nikolaus den Zweiten sowie seines 150. Geburtstages und 100. Todestages eine große Konferenz.
Alles, was Gilbert tut, zielt nicht nur darauf ab, den Zaren zu ehren, sondern auch die Lügen über ihn, die von westlichen Historikern propagiert wurden, zu entlarven. Eine von ihnen, so Gilbert, ist die Behauptung, dass der Tod der Zarenfamilie im Jahr 1918 vom russischen Volk mit Gleichgültigkeit aufgenommen wurde. In Tagebüchern, die Gilbert fand, wird jedoch berichtet, dass Kirchen in ganz Russland Trauergottesdienste abhielten und dass, laut Prinz Sergej Golizyn, „Menschen aller Schichten weinten und [für den Seelenfrieden der Romanow-Familie] beteten.“
Im Jahr 1994 gründete Paul die Organisation „Royales Russland“, die genauere Informationen über die Romanows liefern soll. Regelmäßig postet die offizielle Webseite (eng) zu diesem Thema Nachrichten, altes Filmmaterial oder Fotos über aktuelle Restaurierungen im Palast sowie Informationen zu Ausstellungen, Fabergé-Schmuckstücken und vielem mehr.
Gilbert veröffentlichte des Weiteren mehrere Zeitschriften über die Geschichte des russischen Kaiserreiches, in denen er russischen Historikern eine Stimme gibt und mithilfe neuer Dokumente Forschungsergebnisse präsentiert, die seit dem Fall der Sowjetunion in russischen Archiven zusammengetragen wurden. Daneben gibt sein Verlag auch Tagebücher, Memoiren, Briefe und Fotoalben der Romanows heraus.
So erscheint im Herbst des Jahres 2018 Gilberts erste Monografie unter dem Titel „Mein Russland. Jekaterinburg“, in der er von seinen zahlreichen Besuchen in der Stadt, in der auch Nikolaus der Zweite und seine Familie im Jahr 1918 erschossen wurden, erzählt.
Ein weiteres Buch, das sich mit Nikolaus dem Zweiten im postsowjetischen Russland beschäftigt, wird 2019 erscheinen.
Obwohl er keine russischen Wurzeln hat, interessierte sich Gilbert schon früh für Russland und sammelte viele illustrierte Bücher, Fotografien sowie alte Postkarten, die den Romanows gewidmet waren.
In den letzten 25 Jahren seines Lebens widmete sich Gilbert gänzlich der Erforschung und der Geschichte der Romanow-Dynastie. Dafür ist er insgesamt 29 Mal nach Russland gereist. Sein erster Russlandbesuch erfolgte im Jahr 1986, als es noch aufgrund von kommunistischer Propaganda tabu war, über die Romanow-Familie zu sprechen.
Gilberts Mühen wurden von den Nachkommen der Romanow-Dynastie durchaus anerkannt und gewürdigt. Vor allem Großfürstin Maria Wladimirowna, die Enkelin des Cousins von Nikolaus dem Zweiten, hat seine Arbeit überaus geschätzt.
Im Jahr 1998 wurde Gilbert eingeladen, an der historischen Umbettung der Überreste von Nikolaus dem Zweiten, seiner Frau und drei ihrer fünf Kinder in Sankt Petersburg teilzunehmen. Dort lernte er Vertreter eines anderen Zweiges der Romanow-Nachkommen, wie den der Prinzen Nikolaus und Dimitrij Romanowitsch, kennen.
Die bevorstehende Konferenz in der englischen Stadt Colchester versammelt um 150 Teilnehmer aus ganz Großbritannien und Europa, sowie des Vatikans, Kanada, den Vereinigten Staaten und Australien.
„Hier versammeln sich Historiker, orthodoxe Christen, Mitglieder des Klerus, Monarchisten und Befürworter Nikolaus des Zweiten“, erklärt Gilbert.
Auch ein Jahrhundert nach ihrer Ermordung bleibt die Romanow-Familie unvergessen und Gegenstand unzähliger Bücher, Filme, Dokumentationen, Ausstellungen und Foren. Laut Gilbert erhielt seine Webseite im Jahr 2017 mehr als 5,6 Millionen Aufrufe und der Facebook-Seite folgen 160 000 Menschen aus der ganzen Welt.
Besonders beliebt sind die Fotos der Zarenfamilie, die Fotografie sehr mochte und oft Bilder von ihrem Urlaub und ihren Freizeitaktivitäten machen ließ. Diese waren allerdings ursprünglich für den Privatgebrauch und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Auf ihnen ist eine – trotz ihres hohen sozialen Status – typische und moderne Familie zu sehen.
Gilbert meint, dass uns diese Fotos vor allem deshalb bis heute faszinieren, weil darauf eine glückliche und liebende Familie zu sehen ist, die in einer „Welt lebt, die schon bald von den entsetzlichsten und brutalsten Ereignissen in der Geschichte des 20. Jahrhunderts zerstört werden wird“.
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