Die Beerdigung in der Nähe der Kremlmauer, neben dem Mausoleum von Wladimir Lenin, war in der Sowjetunion eine große Auszeichnung. Der einzige Amerikaner, der auf diese Weise geehrt wird, ist der Harvard-Absolvent John Reed. Sein Leben lang schrieb der New Yorker Journalist über Revolutionen und Kriege.
Nach der Veröffentlichung zahlreicher Artikel und Essays über die Revolution in Mexiko und über die Schützengräben des Ersten Weltkriegs reiste Reed nach Russland, wo er die Oktoberrevolution von 1917 erlebte. Das inspirierte ihn zu seinem Bestseller “Zehn Tage, die die Welt erschütterten”. Bis heute ist das Buch, dessen Vorwort übrigens von Lenin höchstpersönlich verfasst wurde, eine der Hauptquellen über die russische Revolution.
„Egal was man über den Bolschewismus denkt; es ist unbestreitbar, dass die russische Revolution eines der großen Ereignisse der Menschheitsgeschichte ist", schrieb Reed darin. 1920 unternahm Reed, selbst Sozialist und Mitbegründer der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA), noch weitere Reisen nach Sowjetrussland. Auf einer solchen Reise starb er 1920 an Typhus.
Roosevelt, einer der populärsten Politiker des 20. Jahrhunderts, führte die USA durch die Härten der Großen Depression und des Zweiten Weltkriegs. Kurz nach seiner Amtseinführung 1933 nahm er, gegen den Willen von Teilen seiner Regierung, diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion auf.
Obwohl er nicht mit dem Kommunismus an sich sympathisierte, hielt er eine stabile Beziehung zwischen den USA und der Sowjetunion angesichts der Bedrohung durch Nazideutschland und seine Verbündeten für essenziell.
Während des Krieges arbeitete Roosevelt eng mit Josef Stalin zusammen und strebte, im Gegensatz zum strikten Antikommunisten Churchill, sogar ein formelles Bündnis mit dem sowjetischen Führer an. Die gute Beziehung zwischen Roosevelt und Stalin trug entscheidend zum Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg bei. Auch bei der Gründung der Vereinten Nationen arbeiteten sie eng zusammen. Die sowjetischen Behörden benannten sogar eine Straße in der Stadt Jalta nach Roosevelt.
„Die Sowjets würden später um die scheinbar sicherere Welt trauern, von der sie glaubten, dass Roosevelt sie geschaffen hätte, wenn er länger gelebt hätte. Für sie war er ein lieber Freund, der zu früh verstarb", schrieb der Christian Science Monitor in einer Rezession zu einem Buch über die Beziehungen zwischen den beiden Staatschefs. Tatsächlich verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion nach Roosevelts Tod im Jahr 1945 rapide.
Im Jahr 1969 war Angela Davis die ideale amerikanische Identifikationsfigur für die Sowjets: eine junge und gebildete afroamerikanische Kommunistin, die von den US-Behörden unterdrückt wurde.
Zunächst wegen ihrer marxistischen Ansichten von der University of California verwiesen, musste Davis später sogar ins Gefängnis, als man sie bei einem Angriff der Black-Panther-Bewegung auf einen Gerichtssaal mit einer Waffe in der Hand erwischte.
Die öffentliche Unterstützung für Davis, die tatsächlich nie selbst jemanden erschossen hat, war enorm: Tausende von Amerikanern demonstrierten für sie und linksgerichtete Musiker, darunter John Lennon, schrieben Songs über sie. Auch die Sowjets setzten ihre Propagandamaschine in Gang. „Die junge Kommunistin hält sich tapfer vor dem rassistischen bourgeoisen Gericht“, hieß es im sowjetischen Staatsfernsehen. Die Bürger unterzeichneten Dutzende von Petitionen, in denen sie die Freilassung von Davis forderten und es gab Demonstrationen vor der amerikanischen Botschaft.
Als das amerikanische Gericht Davis schließlich freisprach, wurde sie zu einem Besuch in die Sowjetunion eingeladen, wo man sie wie einen Superstar behandelte. Noch heute erinnert sich Davis, inzwischen 75 Jahre alt und College-Professorin, an den Empfang in der UdSSR. „Sie warfen mir Blumen zu, die Atmosphäre war voller Spaß und Freude“.
Anfang der 1980er Jahre hatten sowohl die USA als auch die Sowjetunion den Kalten Krieg und die Aussichten auf eine Eskalation bis hin zum Einsatz von Atombomben satt.
Als 1983 der ehemalige KGB-Vorsitzende Juri Andropow zum Chef der Sowjetunion wurde, fragte die zehnjährige Samantha Smith aus dem Bundesstaat Maine: „Wenn jeder so viel Angst vor ihm hat, warum fragt man ihn nicht einfach, ob er einen Krieg anfangen will?";
Schließlich war es Samantha selbst, die ihm einen Brief schrieb. „Lieber Herr Andropow," schrieb Samantha. „Warum wollen Sie die Welt oder zumindest unser Land erobern? Gott schuf die Welt, damit wir sie teilen und uns um sie kümmern können.“ Sie fragte ihn ganz offen, ob es einen Krieg geben würde und bat ihn um eine Antwort.
Die unschuldige Aufrichtigkeit ihres Briefes war so rührend, dass die sowjetischen Behörden ihn in der Prawda-Zeitung veröffentlichten.
Andropow antwortete tatsächlich. Er dankte ihr für ihren Brief und schrieb „Wir in der Sowjetunion versuchen alles zu tun, damit es keinen Krieg auf der Erde gibt". Er lud Samantha ein, die UdSSR zu besuchen. Die Schülerin nahm das Angebot an. Begleitet von den Medien besuchte Samantha das wichtigste sowjetische Pionierlager Artek und spielte dort mit sowjetischen Kindern. Auf der darauffolgenden Pressekonferenz sagte sie, die Sowjetbürger seien eigentlich „genau wie wir.“
Der Mut und die Offenheit des kleinen Mädchens bezauberten die gesamte Sowjetunion. Sie wurde zu einem Symbol der Hoffnung auf Frieden in der von Angst geplagten Welt. Als Samantha 1985 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, trauerten sowohl die USA als auch die Sowjetunion um sie.
Fünf Jahre später ging der Kalte Krieg, vor dem Samantha solche Angst hatte, endlich zu Ende.
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