Dieses Ei schenkte der russische Zar Nikolaus II. seiner Ehefrau im Jahr 1911.
ReutersPeter Carl Fabergé ist der wohl berühmteste Juwelier der Welt. Seine Ostereier begeistern Kunstliebhaber in aller Welt. Aber wussten Sie, dass er selbst nie ein Schmuckstück fertigte? Wir haben die wichtigsten Fakten über das Leben und Wirken Fabergés zusammengetragen:
Seinen Beruf übernahm Carl von seinem Vater – schon vor seinem Geburtstag im Jahr 1842 eröffnete sein Vater Gustav Fabergé im Zentrum Sankt Petersburgs einen kleinen Laden und eine Juwelierschmiede. Die frühen Vorfahren der Familie waren französische Hugenotten, die im 17. Jahrhundert aus Angst vor Verfolgung nach Deutschland übergesiedelt waren. Später zog es die Familie ins Baltikum, bevor sie schließlich im 19. Jahrhundert auf der Suche nach vermögenden Auftraggebern nach Sankt Petersburg kam. Carl gelangte 1872 an die Spitze des Familienunternehmens, nachdem er nicht nur eine Juwelier-, sondern auch eine Kaufmannsausbildung abgeschlossen hatte.
Karl Fabergé. Quelle: ArchivbildFabergé wird gewöhnlich als Juwelier bezeichnet, obwohl er nie etwas mit den eigenen Händen herstellte. Stattdessen war er ein talentierter Manager, der die besten Juweliere zusammenbringen konnte. Zudem hatte er das richtige Näschen für den Geschmack der Auftraggeber. Zugegeben: Einige Erzeugnisse der Firma wurden nach seinen Entwürfen gestaltet. Außerdem beschäftigte er sich 15 Jahre lang mit dem Studium und der Restaurierung von Objekten aus der Eremitage.
Bekanntheit erlangte die Firma im Jahr 1882, als Fabergé auf der Russischen Kunstindustrie-Messe in Moskau die Goldmedaille erhielt. Dort wurden insbesondere seine Kopien der altrussischen Kunsterzeugnisse aus der Eremitage gelobt. Zarin Maria Fedorowna erwarb auf der Messe ein paar Manschettenknöpfe im antiken Stil und bald lieferte Fabergé offiziell Schmucksachen an den Hof.
Im Jahr 1897 wurde ihm auf der Kunstindustrie-Messe in Stockholm eine große Ehre zuteil: Man ernannte ihn zum Lieferanten der königlichen Hoheit Schwedens und Norwegens. Auf der Weltausstellung 1900 in Paris war er gemeinsam mit René Lalique und Frédéric Boucheron Teil der Jury und wurde mit den französischen Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.
Der erste Laden der Familie Fabergé in Sankt Petersburg. Quelle: Archivbild
Im Sortiment der Firma befanden sich Tischgeschirr, Portzigarren und Schatullen, Schreibutensilien und Miniaturfiguren aus Silber und Halbedelsteinen, Kleinigkeiten wie Puderbüchsen und Bonbonniere und sogenannte „objet de fantaisie“, also Dekorationsgegenstände, Statuetten und vieles mehr. Den größten Ruhm aber brachten ihm Ostergeschenke an die Zarenfamilie, die als Eier mit mechanischen Überraschungen in ihrem Innern gestaltet waren.
Das erste Osterei von Fabergé. Foto: AFP/East News
Das erste Osterei wurde 1885 auf Bestellung Alexander III. als Geschenk für seine Gattin gefertigt. Im Innern des Eis, das mit weißer Emaille bedeckt war, befand sich goldenes „Eigelb“, in dem sich ein goldenes Huhn versteckte. In dessen Innenleben wiederum fanden sich eine Miniaturausgabe der Zarenkrone und ein Rubinanhänger.Das Geschenk gefiel der Zarin so sehr, dass Fabergé von da an bis zur Revolution 1917 jedes Jahr einen Osterauftrag erhielt. Für Nikolaj II. stellte die Firma zwei Fabergé-Eier her – eines für die Gattin und eines für die Zarenmutter. In 32 Jahren wurden insgesamt 50 Eier für die Zarenfamilie gefertigt. Von ihnen sind 42 bis heute erhalten geblieben. Für andere Kunden wurden insgesamt weitere 20 Eier produziert. Nach der Revolution wurden die Wertsachen der Zarenfamilie verkauft. Drei Eier befinden sich mittlerweile im Besitz der englischen Königin Elizabeth II.
Dieses Ei fertigte Fabergé 1902 zur Verlobung von Baron Edouard de Rothschild. Foto: AP
Carl Fabergé fertigte fast den gesamten Diamantenschmuck für Matilda Kschessinskaja, der Prima Ballerina des Mariinski-Theaters und Freundin Nikolaj II., die später seinen Thronfolger heiratete. Ihrer eigenen Schilderung nach führte sie ihn aus Sicherheitsgründen nie bei sich, sondern bewahrte ihn stets in einem sicheren Safe bei Fabergé auf. Wenn die Ballerina sich auf Auslandsauftritte vorbereitete, nannte sie am Telefon eine geheime Nummer für den Schmuck und die Firma lieferte ihn ins Ausland. Ein Wachmann brachte ihn schließlich ins Hotel oder Theater und hielt sich immer in dessen Nähe auf.
Die Werke von Fabergé waren nicht nur für Aristokraten gedacht, sondern auch für einfache Bürger. Beispielsweise gab es zu Ostern in den Geschäften der Firma Miniaturanhänger in Gestalt von Eiern, die mit verschiedenfarbiger Emaille verziert waren. Es war üblich, solche Anhänger jedes Jahr an die Großfürstinnen zu verschenken, so dass sich bei ihnen sehr viele Halsketten Fabergés ansammelten.
Das Geschäft von Fabergé in Moskau in der Kuznetsky-Most-Straße. Quelle: Archivbild
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Fabergé Niederlassungen in Moskau, Odessa, Kiew und London. Als sein Geschäft in England eröffnet wurde, klagte Zarin Maria Fedorowna, Schwester der Ehefrau des britischen Königs Eduard VII., dass Fabergé ihr Leben erschwert habe – zuvor habe sie stets gewusst, mit welchem Geschenk sie ihre adeligen Verwandten überraschen konnte.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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