Sowjetisches Architektur-Erbe: Sieben außergewöhnliche Avantgarde-Bauten in Moskau

Klubs, Ämter, Wohnhäuser und Garagen: Die ersten bahnbrechenden sowjetischen Bauwerke passten nicht mehr in die Architekturschulen des jungen 20. Jahrhunderts. Im heutigen Moskau sind diese Juwelen noch immer vorhanden, allerdings oft versteckt.

1. Arbeiterklub der Kautschukfabrik

Die Epoche des sowjetischen Konstruktivismus der 1920er und 1930er Jahre hinterließ in Moskau beeindruckende Gebäude, zum Beispiel dieses in der Pljuschtschicha-Straße 64 im Bezirk Chamowniki.

Der Arbeiterklub der Kautschukfabrik wurde 1929 fertiggestellt. Um den Innenraum für verschiedene Aktivitäten der Klubarbeit nutzen zu können, entwickelte Architekt Konstantin Melnikow eine Reihe origineller Methoden zur flexiblen Umgestaltung von Hallen – beispielsweise durch verschiebbare Zwischenwände. Und mithilfe eines horizontalen Schildes wurde der obere Teil der Halle von der unteren getrennt.

Doch die Bautechnologien konnten nicht alle Ideen des Architekturgenies, die der ursprüngliche Entwurf vorsah, erfüllen.

2. Russakow-Arbeiterklub

Das Gebäude in der Stromynka 6 im Bezirk Sokolniki wurde 1927 bis 1929 gebaut und nach dem Bolschewisten Iwan Russakow benannt. Auch dieses Projekt realisierte Melnikow – und wurde schon fast vollständig nach seinem Plan umgesetzt. Der Architekt selbst betrachtete dieses Gebäude als seine wichtigste berufliche Leistung.

Die Fassade des Clubs ähnelt einem Zahnrad. Melnikow hat diese hängenden Formen geschaffen, um den Raum für das Publikum zu vergrößern.

Von 2012 bis 2014 wurde das Gebäude restauriert.

3. „Durchbrochenes“ Haus  

Das sechsstöckige Wohnhaus am Leningrader Prospekt 27 entstand 1936-1940. Die Besonderheit des sogenannten „durchbrochenen“ Hauses besteht in den eleganten Betongittern in Blumenform.

Das Projekt wurde als Vorbild für die Entwicklung des Massenwohnungsbau konzipiert, der dann jedoch nicht mehrverwirklicht wurde: Der Zweite Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland zerstörte die Pläne, Keller wurden zu Luftschutzbunkern umgebaut. Nach dem Krieg musste das Land wieder aufgebaut werden und die Wahl fiel auf billigere und einfachere Gebäude.

4. Zentrosojus-Haus

Das ehemalige Zentralverband der Konsumgenossenschaften (Zentrosojus) auf der Mjasnizkaja Straße 39 stammt aus den 1930er Jahren und ist das einzige Bauwerk in der ehemaligen Sowjetunion, das von dem berühmten französischen Architekten Le Corbusier entworfen wurde.

1928 gewann Le Corbusier den internationalen Architektenwettbewerb um die Gestaltung des Gebäudes, das jedoch erst 1936 wegen eines Mangels an Baumaterialien fertiggestellt wurde.

Unter den Moskauern trägt es den Spitznamen "Sorokonoschka" (Tausendfüßer), weil seine Stützen den Beinen eines Tausendfüßers ähneln.

5. Schiff-Haus

Dieses Haus auf Bolschaja Tulskaja 2 ist wahrscheinlich eines der größten Wohngebäude Moskaus aus der Sowjetzeit. 1986 errichtet, erstreckt sich das 14-stöckige Gebäude mit 980 Wohnungen 400 Meter entlang der Straße.

Im Vergleich zu anderen Gebäuden in der Nähe war es riesig und wirkte wie ein schwimmendes Kreuzfahrtschiff. Dies erklärt Namen wie "Schiff-Haus" und "Titanic".

Das Haus der Atomforscher, wie das Haus nach seinen Bewohnern auch benannt wurde, wurde vom Ministerium für Atomindustrie der Sowjetunion gebaut. Da Chefarchitekt Wladimir Babad vorher nur Kernreaktoren gebaut hatte, übertrug er einige ihrer Merkmale auf dieses Haus. Zum Beispiel, das Haus hat einen hohen seismischen Widerstand.

6. “Flaches” Wohnhaus

Erbaut im Jahr 1910, ist das Wohnhaus am Presnenskij Wal 36 zwar eigentlich nicht wirklich flach. Aber das Bauland zwang den Architekten durch seine Beschaffenheit, eine der Seiten des Hauses in Form einer abgeschrägten Ecke zu entwerfen. Wenn man den richtigen Blickwinkel wählt, sieht das Gebäude so aus, als ob es flach wäre.

7. Gosplan-Parkhaus

Das Parkhaus für die sowjetische Planungsbehörde Gosplan auf der Awiamotornaja Straße 63 ist das letzte der großen realisierten Projekten von Melnikow und wurde 1936 erbaut.

Besonders ungewöhnlich ist hier die Straßenfassade: Dank dem riesigen Rundfenster des Speisesaals hat das Gebäude die Umrisse eines Autos. In der Nachkriegszeit und bis in die 1990er Jahre besetzte eine Taxiflotte das Gebäude, später wurde es vermietet.

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