Anton Tschechow wurde 1860 in der Stadt Taganrog geboren. Mit 19 Jahren zog Tschechow nach Moskau und schrieb sich an der Staatlichen Universität für Medizin ein. Bereits während seiner Studentenzeit begann er, als Arzt zu arbeiten, ein Beruf, dem er sein Leben lang treu blieb und der es ihm ermöglichte, mit den verschiedensten Menschen in Kontakt zu kommen. Genau diese Geschichten sowie die Banalität und die Vulgarität der damaligen Gesellschaft verarbeitete Tschechow schließlich in seinem literarischen Werk auf die für ihn typische subtile und ironische Weise.
Tschechows intelligenter Humor wird Sie als Leser gewiss zum Lachen und gleichzeitig zum Nachdenken bringen: In Tschechows Werken geht es oft um tragikomische Situationen, die wir als Menschen alle schon mal erlebt haben.
Dabei möchte der Autor nie moralisierend sein – das unterscheidet ihn von anderen russischen Schriftstellern wie Leo Tolstoi oder Fjodor Dostojewskij. Als Leser dürfen und sollen Sie sich bei Tschechow Ihre eigene Meinung bilden.
Tschechows Kurzgeschichten
Vladimir Vdovin/SputnikSeine Kurzgeschichte „Herzchen“ gewährt Ihnen zum Beispiel den Einblick in die Seele einer russischen Frau, die einen äußerst starken Mutterinstinkt besitzt. Leo Tolstoi widersprach im Übrigen seinerzeit der Behauptung, Tschechow fordere die Leser dazu auf, die Hauptfigur, Oljenka, auszulachen. Stattdessen zeigte er sich sichtlich berührt von Oljenkas aufrichtiger Natur und ihrer Fähigkeit zu lieben.
Die meisten Charaktere in Tschechows Kurzgeschichten und Theaterstücken sind also „kleine“, gewöhnliche Leute, die von ihrer eigenen Lächerlichkeit, ihren Problemen und der allgemeinen Absurdität des Lebens geprägt sind.
Tschechow war bereits an Tuberkulose erkrankt, als er eine lange Reise durch Sibirien nach Sachalin unternahm. Damals war die Insel lediglich für ihre dorthin verbannten Strafgefangenen bekannt. Das hinderte Tschechow jedoch nicht daran, dorthin zu reisen, um über den desaströsen Gesundheitszustand und die bis dahin der Allgemeinheit wenig bekannten Lebensumstände der Strafgefangenen zu schreiben.
Tschechow liest 'Die Möwe' vor Schauspielern. Konstantin Stanislawskij (links), Olga Knipper (zweite von links), Wsewolod Meyerhold (rechts) und Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko (links stehend)
Global Look Press„Die drei Schwestern“, „Der Kirschgarten“, „Onkel Wanja“ und „Die Möwe“ sind nur einige von Tschechows Werken, die in der internationalen Theaterszene keiner zusätzlichen Vorstellung bedürfen. Die Premiere dieser vier Stücke fand am Neuen Moskauer Kunsttheater, das heute Tschechows Namen trägt, statt und in allen vier spielte die junge russische Schauspielerin Olga Knipper, die später Tschechows Frau wurde, die Hauptrolle.
Tschechows Theaterstücke waren eine Sensation und lösten durch ihre Pausen, langen Dialoge und alltäglichen Diskussionen auf der Bühne eine Revolution in der Welt des Dramas aus, die bis dahin von Aktion und Dramatik geprägt war. Die weltbekannten Theaterregisseure Konstantin Stanislawskij und Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko führten Tschechows Idee eines neuen Theaters fort und näherten das einst pathetische Bühnenspiel an die gewöhnliche Welt der Zuschauer an.
„In der Kürze liegt die Würze“ ist eine Redewendung, die Anton Tschechows poetisches Schreiben am besten widerzuspiegeln vermag. Viele seiner geschriebenen Sätze haben es im Übrigen mittlerweile geschafft, als Aphorismen und Redewendungen ein fester Bestandteil der russischen Sprache zu werden.
Die Verfilmung von "Die drei Schwestern“ aus dem Jahr 1985
G. Makarychev/Global Look PressDie Kurzbündigkeit seines Schreibens liefert zudem ein weiteres Argument, das eine oder andere von ihm zu lesen, denn einige seiner Kurzgeschichten werden – im Gegensatz zu den monumentalen Werken seiner literarischen Kollegen wie Dostojewskij und Tolstoi – nicht mehr als fünf Minuten Ihrer Zeit beanspruchen und Ihnen dennoch mehr als genug Stoff zum Nachdenken geben.
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