Kreml Tobolsk: Sibirische Weisheit, sibirische Pracht

Tobolsk kremlin ravine, with Rentereya (treasury). Background: Cathedral of St. Sophia & Dormition, with bell tower. South view. Photo: August, 1999.

Tobolsk kremlin ravine, with Rentereya (treasury). Background: Cathedral of St. Sophia & Dormition, with bell tower. South view. Photo: August, 1999.

William Brumfield
Die Kirchen verbanden die neu erschlossenen Gebiete in Sibirien mit der Hauptstadt.

Kreml Tobolsk, 1999 / William BrumfieldKreml Tobolsk, 1999 / William Brumfield

Im Juni 1912 reist der Chemiker und Fotograf Prokudin-Gorskij nach Westsibirien: entlang dem Kama-Tobolsk-Kanal, der historischen Verbindung zwischen Europa und Asien im Ural-Gebirge. Mit einem kleinen Paddelboot gelangte er von Tjumen nach Tobolsk, der ersten "Hauptstadt" der im 19. Jahrhundert erst erschlossenen Gebiete in Westsibirien. Die Zitadelle Tobolsks überragte den nahen Fluss Irtysch, wo einst, im fernen Jahr 1582, Kosaken unter dem berüchtigten anführer Jermak mit Unterstützung Stroganows die Tatarentruppen des Chan Kuchum vernichteten.

Kathedrale der Heiligen Sophie und Entschlafung mit Glockenturm in Tobolsk, Juni 1912 / Sergej Prokudin-GorskijKathedrale der Heiligen Sophie und Entschlafung mit Glockenturm in Tobolsk, Juni 1912 / Sergej Prokudin-GorskijJermak wurde schon 1584 getötet. Erst Boris Godunow, der 1598 selbst Zar wurde, verstand die außerordentliche Bedeutung sibiriens für die Rolle Russlands in der Welt und startete ein intensives Besiedlungsprogramm in jener Gegend. Tobolsk wurde dann 1587 von dem Kosaken-Anführer Daniel Tschulkow gegründet und festigte somit die Macht über die Region zwischen Irtysch und Ob.

Tobolsk hat eine Unter- und eine Oberstadt. Ersterer war für die Macht institutionen wie die Gebietsadministration und das Kathedral-Ensemble reserviert. 1620 wurde Tobolsk Sitz der Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche in Sibirien.

Tobolsk: Kathedrale der Heiligen Sophie und der Entschlafung , August 1999 / William BrumfieldTobolsk: Kathedrale der Heiligen Sophie und der Entschlafung , August 1999 / William Brumfield

Nach einem heftigen Feuer, das 1677 die meisten der kunstvollen Holzkirchen zerstörte, beauftragte Moskau den Metropoliten Pawel damit, an jenem Ort eine imposante Steinkathedrale aufzubauen, die die macht der Kirche und des russischen Staates in den entlegenen Gebieten symbolisieren würde. Arbeiten am Grund begannen 1681, zwei Jahre später reiste eine Expertengruppe von Welikij Ustjug nach Tobolsk, um die Arbeiten weiterzuführen.

Die Leitung hatte Wassilij Larionow inne, ein Meister-Bauer aus Moskau, der spezielle Materialen sowie den Plan der gerade fertiggestellten Auferstehungskathedrale im Moskauer Kreml mitbrachte. Die Kreml-Kathedralen in Moskau dienten traditionell als Vorbilder für die größten Kirchenbauten überall in Russland. Sie sollten die geistliche und politische Verbindung zur Hauptstadt verdeutlichen.

Septermber 1999 / William BrumfieldSeptermber 1999 / William Brumfield

Der Tobolsker Bau wurde dann 1686 geweiht und erhielt den Namen der heiligen Sophia der Weisen - ein Verweis nicht nur nach Moskau, sondern vielmehr in die altrussischen Staatszentren Welikij Nowgorod und Kiew.

Im 18. Jahrhundert wurde der Bau dann durch den Sophien-Saal erweitert. Peter der Große beauftragte damit den Echtiekten Semjon Remesjow. Zum Bau wurden kriegsgefangene Schweden herangezogen, die der Sieg Peters I. über den schwedischen König 1709 nach Russland brachte. Darum wird das Ergebnis, das stark an den Moskauer Kreml erinnert, oft auch als "Schweden-Kammern" bezeichnet. 

August 1999 / William BrumfieldAugust 1999 / William Brumfield

Der Tobolsker Kreml wächst und wächst. Mitte des 18. Jahrhunderts ersetzten zeitgenössische Barock-Kuppeln die alten Runddächer und die Dachlinie wurde modifiziert. Kapellen, ein neoklassischer Glockenturm, eine Sakristei und weite Tore werden im Laufe des 18. Jahrhunderts ergänzt. 

In den 1920er Jahren wurde die Kathedrale geschlossen und das gesamte Interieur konfisziert. in den 30ern dienten die Kirchenräume als Lager, 1961 wurden sie dem Tobolsker Museum übergeben. 1993 erhält die Kirche ihren religiösen Zweck zurück, die Innenräume wurden seitdem renoviert und ihren alten neuen Aufgaben angepasst.

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