Murder of Tsar Paul I of Russia, March 1801 (1882-1884)
Wikipedia/ Wikipedia
Iwan VI., 1740 geboren und 1764 ermordet, konnte sein Schicksal nie selbst bestimmen. Er war erst zwei Monate alt, als er zum Zaren ernannt wurde. Damit folgte er Zarin Anna Ioannowna. Es war die Hochzeit des „Zeitalters der Palast-Putsche“ im 18. Jahrhundert: Zaren und Zarinnen wechselten häufig, bestimmt durch Drahtzieher im Adel.
Jene Gruppe, die Iwan unterstütze, verlor ihre Macht nachdem der Säugling zwei Monate „regiert“ hatte. Daraufhin wurde er eingekerkert. Der einstige Zar verbrachte seine gesamte Kindheit hinter Gittern und hatte nur selten Kontakt zu anderen Menschen.
Iwans schreckliches Leben währte nicht lange: Als 1764 ein Offizier des Militärs versuchte, ihn im Zuge eines weiteren Putsches zu befreien, folgten die Gefängniswärter ihrem Auftrag und erstachen ihn. Er war das wohl unschuldigste Opfer der brutalen Machtkämpfe im 18. Jahrhundert.
/ State Tretyakov Gallery
Der beim Volk und dem Adel unbeliebte, in Deutschland geborene Zar Peter III. (1728-1762) herrschte nur sechs Monate. Die Palastwache, besorgt über Peters Wunsch, sie in den Kampf nach Dänemark zu entsenden, stürzte den Zaren und setzte seine Frau, Katharina II., auch bekannt als Katharina die Große, an seine Stelle.
Der einstige Zar wurde in einem Palast in Ropscha nahe Sankt Petersburg eingesperrt – und war eine Woche später tot. Bis heute ist nicht geklärt, was wirklich geschah. Offiziellen Berichten zufolge starb er an einer von Hämorriden ausgelösten Kolik, doch diese Version ist nicht sehr wahrscheinlich. In einem Brief beschreibt Alexej Orlow, ein Geliebter Katharinas, der für die Inhaftierung Peters verantwortlich war, wie der Zar bei einem von einem Wutanfall verursachten Kampf versehentlich den Tod fand. Zudem wird spekuliert, dass Katharina II. selbst den Auftrag zur Ermordung ihres Mannes gegeben haben könnte.
/ Wikipedia
Katharinas Sohn und Nachfolger, Paul I. (1754-1801), hasste seine Mutter und verehrte seinen Vater, Peter III. Er war ein strenger und erbarmungsloser Herrscher, der viele der Reformen seiner Mutter zurücknehmen wollte. Da diese die Position des Adels gestärkt hatten, löste er damit einen Konflikt aus. Ein Komplott wurde geschmiedet, und die meisten Historiker glauben, dass selbst sein Sohn Alexander die Verschwörung unterstützte.
Zu Beginn seiner Herrschaft beäugte Paul seine potenziellen Feinde argwöhnisch und ließ deshalb im Herzen Sankt Petersburgs die Michaelsburg errichten. Sie sollte ihm als sicherer und nicht einnehmbarer Rückzugsort dienen, brachte ihm jedoch letztlich den Tod. Am 12. März 1801 brachen die Verschwörer, adelige Offiziere der Palastwache unter Führung von Peter von der Palen, in sein Zimmer ein. Nachdem sie ihn brutal verprügelt hatten, erwürgten sie ihn mit einem Schal. Am nächsten Morgen wurde sein Sohn, Zar Alexander I., gekrönt.
Der Geist Paul I. soll noch immer in der Michaelsburg spuken. Kein weiterer Herrscher sollte nach seinem Tod in dem Gebäude leben.
/ Getty Images
Im Jahr 1861 führte Alexander II. (1818-1881) die wohl am sehnlichsten erwartete Reform des 19. Jahrhunderts ein: Er verbot die Leibeigenschaft und brachte so Freiheit für Millionen von Bauern. Diese Freiheit war für die Bauern jedoch kaum zu erreichen, weil sie noch jahrzehntelang für ihre einstigen Herren arbeiten mussten, um Besitz über ihr Land fordern zu können.
Diese „Täuschung“ durch den Zaren löste einen öffentlichen Sturm der Empörung aus, die dazu führen sollte, dass Revolutionäre den liberalen Zaren mit Waffen und Bomben zu jagen begannen.
Alexander überlebte mehrere Anschläge auf sein Leben. Die Gruppe Narodnaja wolja (zu Deutsch „des Volkes Wille“) sprengte einen Raum im Winterpalast in die Luft, als man glaubte, er befinde sich darin. Ein weiteres Mal schoss ein Revolutionär auf den Zaren, verfehlte ihn jedoch. Letztlich sollten die Mörder doch noch erfolgreich sein: Am 1. März 1881 explodierte nahe der Kutsche des Zaren eine Bombe und verletzte mehrere Männer seiner kosakischen Wache. Alexander, furchtlos wie er war, stieg aus, um den Verwundeten zu helfen. Der polnische Revolutionär Ignacy Hryniewiecki nutzte diese Gelegenheit, um eine zweite Bombe zu werfen, die den Zaren und ihn selbst tötete.
Der Ort des Anschlages ist einfach zu finden: Sein Sohn und Nachfolger Alexander III. ließ an der Stelle des Blutvergießens eine Kirche errichten. Sie trägt den Namen Auferstehungs- oder einfach Blutkirche und ist bis heute eines der spektakulärsten Bauwerke Sankt Petersburgs.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!