Sechs Sowjet-Ticks, die viele Russen gern ablegen möchten

Natalia Gellert, a mechanizer from Amangeldy state collective farm (Tselinograd region), winner of the All-Union and International competitions of ploughers, a Candidate member of the CPSU Central committee, deputy of the USSR Supreme Soviet, Holder of the Order of Lenin and of the Red Banner of Labour. With her husband Gabidulla and daughter Zhanargul.

Natalia Gellert, a mechanizer from Amangeldy state collective farm (Tselinograd region), winner of the All-Union and International competitions of ploughers, a Candidate member of the CPSU Central committee, deputy of the USSR Supreme Soviet, Holder of the Order of Lenin and of the Red Banner of Labour. With her husband Gabidulla and daughter Zhanargul.

Alexandr Graschenkov/RIA Novosti
Die Sowjetunion existierte knapp 70 Jahre. Deshalb überrascht es nicht, dass ihr noch heute Erbe weiterlebt – auf oft erstaunliche und manchmal auch ungewollte Art und Weise. Einige Russen können gewisse Angewohnheiten aus der Sowjetära bis heute nicht ablegen, zum Beispiel diese sechs.

 1. Wirf nichts weg!

Sind Sie schon mal an einem Apartmentblock in Russland vorbeigelaufen und haben dabei einige Balkone gesehen, die bis zur obersten Kante mit allem Möglichen gefüllt sind? Alte Holzskier, kaputte Radios, Autoteile, ungeliebte Verwandte… wirklich alles. Nun, das ist ein Symptom des sowjetischen Katers. Auch in den Wohnungen sind Schränke und Regale wahrscheinlich mit allerhand nutzlosem Krempel gefüllt, denn: Einige Russen können einfach nichts wegschmeißen.

 / V. Titov/TASS / V. Titov/TASS

In der Sowjetunion galt die Entsorgung unbrauchbarer Gegenstände als Verschwendung. Diese Angewohnheit blieb hängen. Es scheint, als könne niemand sagen, wann die alte, rostige Nagelschere deiner Tante nochmal nützlich sein könnte. Das gleiche gilt natürlich auch für das Glas mit eingelegten Zwiebeln, das seit 20 Jahren abgelaufen ist. Sowjetische Familien schmissen schließlich kaum Lebensmittel in den Müll. Selbst wenn diese kurz davor waren, sich grün zu verfärben, fand man immer Wege, sie noch zu retten.

2. Spare die besten Dinge für eine bessere Zukunft auf!

Viele Russen halten mehrere schöne Sets Kristallglas oder Porzellan in ihren Schränken versteckt. Oft haben sie diese als Geschenke für die Hochzeit, Jubiläen oder Geburtstage erhalten. Auch deshalb wurden sie immer in Ehren gehalten – und werden es noch heute. Benutzt werden sie allerdings so gut wie nie.

 / V. Akimov/RIA Novosti / V. Akimov/RIA NovostiEs ist wohl wahrscheinlicher, dass ein Russe einem fremden Menschen ein Lächeln schenkt (mehr dazu unter Punkt 5) oder die amerikanische Nationalhymne singt als dass er das beste Porzellan hervorholt. Das Alltagsporzellan, seine Teller, Tassen und Schüsseln, mögen zwar Sprünge und Macken haben, aber dennoch sammelt die schicke Alternative irgendwo Staub in einem Schrank. Der Grund: In der Sowjetunion träumten viele Menschen von einer besseren kommunistischen Zukunft und sparten sich ihre besten Sachen für eine wohlhabendere Zeit auf.

Diese Einstellung übertrug sich auch auf die Kleidung: Kleider und Anzüge wurden so lange verstaut, ohne je getragen zu werden, dass sie bald aus der Mode gekommen waren. Bis heute verzichten einige Russen darauf, die Fernbedienung des Fernsehers aus der Plastikfolie zu nehmen, um Kratzer zu vermeiden.

3. Denk darüber nach, was die Leute sagen könnten!

 / Fred Grinberg/RIA Novosti / Fred Grinberg/RIA Novosti

„Was machst du da? Was werden die Leute sagen? Siehst du denn nicht, wie die Frau dich anschaut?“ Sowjetische Eltern waren meist sehr streng wenn es um das Einflößen von Respekt vor Unbekannten, Nachbarn, Klassenkameraden und anderen ging. Die Idee klingt, als sei sie weithergeholt, doch die Meinungen anderer waren tatsächlich gefürchtet. Bis heute treten Russen Fremden mit Argwohn entgegen: „Warum sollte sich irgendjemand aussuchen, das kalte, brutale Russland zu besuchen? Das machen sie doch nur, wenn sie von irgendeinem Geheimdienst geschickt wurden, oder?“

4. Abneigung gegen Komplimente

/ Viktor Sadchikov/TASS/ Viktor Sadchikov/TASS

Diese Eigenschaft ist sicherlich nicht exklusiv russisch. Auch Engländern, den meisten zumindest, fällt es schwer, Lob anzunehmen. Russen aber haben den Ruf, sich unwohl zu fühlen, wenn ihnen unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit zuteilwird. So werden zum Beispiel zu nette Verkäufer in einem Geschäft feststellen, dass die meisten Kunden einfach wieder gehen, ohne etwas gekauft zu haben. In Russland scheint also Zurückhaltung die beste Strategie zu sein. Sich in der Sowjetunion von der Masse abzuheben, war verpönt (hier kommt dann auch wieder Punkt 3 ins Spiel).

5. Lächle nicht in der Öffentlichkeit!

Jeder, der Russland besucht hat, wird dieser Tatsache begegnet sein: Russen lächeln bei Begegnungen mit Fremden nur sehr selten. Da sind sie ganz anders als zum Beispiel Engländer und Amerikaner, die immer mit einem breiten Grinsen durch die Gegend spazieren und es jedem gerne zeigen.

Ein ernstes Gesicht zu bewahren, war ein wesentlicher Bestandteil des Lebens in der Sowjetunion. Schließlich herrschten Misstrauen und Aufruhr, Menschen zogen weg. Insgesamt gab es also viele Momente, in denen nicht gelächelt wurde. Natürlich gab es aber auch viele amüsante Erfahrungen, und einige gute Witze entstanden in dieser Zeit:

 / Igor Utkin/TASS / Igor Utkin/TASS

„Drei Männer sitzen in einer Zelle des KGB-Hauptquartiers. Der erste fragt den zweiten, warum dieser inhaftiert worden sei. Er antwortet: „Weil ich Karl Radek kritisiert habe.“ Der erste sagt darauf: „Aber ich bin hier, weil ich mich für Karl Radek ausgesprochen habe!“ Beide drehen sich zum dritten Mann um, der bislang still im Hintergrund gesessen hat, und fragen ihn, warum er hier sei. Er antwortet: „Ich bin Karl Radek.““

Dennoch steckt noch immer viel Wahrheit in einem alten russischen Sprichwort: „Lachen ohne Grund ist ein Hinweis auf Idiotie.“ Wenn Sie es also schaffen, einen Ihnen vorher unbekannten Russen zum Lachen zu bringen, dürfen Sie sich auf die Schulter klopfen.

Bedenken Sie aber: Nur weil Russen nicht lächeln oder gar lachen, bedeutet das nicht, dass sie Ihnen nicht freundlich gesinnt sind. Schließlich existiert auch „kalte Liebe“!

6. Feiere lange Feste!

Russen lieben Feste mit Freunden und Verwandten, die sich über Stunden hinwegziehen. Sie lieben es, viele Stunden am Tisch zu sitzen und russische Delikatessen wie Olivier-Salat, Pelmeni und Schchi zu essen – ganz wie es in der Sowjetunion üblich war. Dazu gibt es meist ordentliche Mengen Schnaps und viele Trinksprüche. Russen sagen schließlich: „Wenn ein Essen den Nachtisch erreicht, ist es ein Fiasko.“

/ Boris Kavashkin/RIA Novosti/ Boris Kavashkin/RIA Novosti

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