Schneller, voller, Marschrutka: Die wohl russischste Form des öffentlichen Personennahverkehrs

Kirill Kallinikow/RIA Novosti
Kein Taxi, aber auch kein richtiger Bus: Die russischen Minibusse mit dem hübschen Namen “Marschrutka” (abgeleitete von „marschrut“ – Marschroute, heute nur noch Strecke) ist ein besonders in den Regionen weit verbreiteter Typ des ÖPNV. Weder Schlaglöcher, Staus oder fehlender Asphalt können sie aufhalten.

“Peredajte, poschalujsta!” heißt  “Geben Sie das bitte weiter!“ und ist die wohl häufigste Phrase, die Sie in den Marschrutkas hören. Was ist zu tun? Einfach das Fahrtgeld – meist zwischen 20 und 30 Rubel pro Fahrt – bis zum Fahrer weiter geben. Und dann dasselbe dann mit dem Rückgeld.

Der Marschrutka-Fahrer

Er ist eine Art Superheld auf den russischen Straßen: Der Marschrutka-Fahrer kann einhändig fahren, mit der Schwiegermama telefonieren, das Geld von den Fahrgästen einsammeln und Rückgeld geben und dabei seinen rechten Arm in unnatürliche Stellungen bringen; er kann die gegeben Summe am Gewicht de rMünzen abschätzen und gleichzeitig Fragen zur Fahrtroute beantworten. Und das alles, selbstverständlich, bei maximal möglicher Geschwindigkeit. Denn: Zeit ist Geld.

Die Moskauer Stadtverwaltung sowie viele weitere russische Großstädte verbannen die Marschrutkas sukzessive aus dem Innenstadtverkehr. Nun verkehren sie vor allem vom Stadtrand in entlegenere Kleinstädte und Dörfer in den Regionen. Sie sind schneller, flexibler und günstiger. Aber: Einen festen Fahrplan gibt es selten und die Details der Strecke können und sollten vor Fahrtantritt kurz abgesprochen werden: Dazu reicht schon die kurze Ansage, wohin Sie möchten.

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Der Marschrutka-Humor

Die Marschrutkas und der russische Witz sind eng miteinander verbandelt: So kleben oft an Türen, Fenstern, der Decke und auch sonstwo allerlei mehr oder weniger ernstgemeinte Hinweiszettel:

„Nur zehn Minuten Angst und schon seid ihr zuhaus! Eine Achterbahnfahrt für nur 25 Rubel“

„Das Land den Bauern! Die Fabriken den Arbeitern! Das Geld zum Fahrer!”

oder

“Tür nicht kaputtmachen, sonst fällt sie euch auf die Füße!”

Der russische “Comedy Club” hat jüngst einen Marschrutka-Fahrer an einem Formal-1-Rennen in Sotschi teilnehmen lassen.

Der Marschrutka-Soundtrack

Und noch einen gigantischen Vorteil hat das Marschrutka-Fahren: Sie bringen sich umgehend auf den neuesten Stand, was die aktuellen Pop-Charts sowie die Klassiker der 80er, 90er und 2000er Jahre angeht.

So sehen russische Blogger „ihre“ Marschrutka und deren typischste Fahrgäste:

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