Manchmal laden Russen nicht einmal langjährige Bekannte zu sich nach Hause ein. Das kann mit der Beziehung an sich oder dem schlechten Wohnstandard zu tun haben, da es für Russen wichtig ist, was andere über ihr Zuhause denken. Sollten Sie sich nichtsdestotrotz unter den „Auserwählten“ befinden, denken Sie daran, sich an die Spielregeln der Gastgeber zu halten.
Sie müssen kein teures Geschenk für den Gastgeber mitbringen – schließlich ist es kein Geburtstag. Dennoch sollten Sie unbedingt daran denken, etwas mitzubringen, wenn Sie ein russisches Zuhause besuchen. In der Regel reicht ein nettes Kompliment und ein Nachtisch oder eine Flasche Wein. Es gibt jedoch die ungeschriebene Regel, dass die Dinge, die die Gäste mitbringen, am Tisch serviert werden. Daher unser Rat: Bringen Sie etwas mit, das Sie auch mögen. Wenn Sie in ein Haus mit Kindern gehen, vergessen Sie nicht, auch ihnen etwas zu schenken. Eine Kinderüberraschung oder ein Malbuch zum Beispiel.
Denken Sie daran, dass Ihre Schuhe, wenn Sie einen Russen zu Hause besuchen, im Flur bleiben. Russen tragen zu Hause keine Schuhe und haben für Gäste normalerweise Hausschuhe bereitstehen. Natürlich könnten die Hausschuhe Ihnen vier Nummern zu groß, mit Pailletten oder einem Blumenmuster verziert sein, doch als Gast sind Sie nun mal eine Geisel der Umstände. Ziehen Sie sie einfach an, um Ihren Gastgeber nicht zu verstimmen. Alternativ können Sie selbst ein Paar mitbringen.
Selbst wenn Sie sich in einer kleinen Einzimmerwohnung befinden, werden Sie wahrscheinlich eine kurze Besichtigungstour angeboten bekommen – nur das Schlafzimmer wird Ihnen vermutlich erspart bleiben. Dafür werden Sie genau wissen, wo Sie Ihre Hände waschen können, wer auf dem Foto im Wohnzimmer zu sehen ist und wann der neue Plasmafernseher gekauft wurde.
Da es sich um ein Ritual handelt, liegt es an Ihnen, zumindest ein gewisses Interesse dafür aufzubringen. Fragen Sie die Gastgeber über die kleinen Dinge in der Wohnung aus oder loben Sie einfach etwas. Danach wird man Sie bitten, sich zu setzen. Wenn die Gastgeber es nicht tun, werden Sie wohl in der Wohnung herumstehen müssen, bis sie sich daran erinnern, denn in Russland gilt es als unhöflich, sich ungefragt hinzusetzen.
Seien Sie vorsichtig, wenn es mehr als ein Handtuch im Badezimmer gibt! Für manche Gastgeber ist es kein Problem, ein Handtuch zusammen mit den Gästen zu benutzen, für andere wiederum schon. Theoretisch sollte für Sie ein extra Handtuch bereitliegen. Wenn das nicht der Fall ist, sollten Sie besser nachfragen, welches Handtuch Sie verwenden können.
Machen Sie sich keine Sorgen, es ist unwahrscheinlich, dass Sie wirklich mithelfen müssen. Dennoch lohnt es sich, zumindest anzubieten, den Tisch zu decken oder nach dem Abendessen den Tisch mit abzuräumen. Der Gastgeber wird Ihre Geste zu schätzen wissen und für gewöhnlich sind es am Ende nicht Sie, sondern die Leute, die der Familie näher stehen – es sei denn, Sie sind der einzige Gast –, die die „schmutzige Arbeit“ machen müssen.
Die Frage stellt sich natürlich nicht, wenn Sie immer bereit sind, einen Kurzen zu trinken. Bedenken Sie aber, dass es auf fast jeder russischen Feier Leute gibt, die es als ihre Pflicht ansehen, die Leute um sich herum betrunken zu machen. Wenn diese Leute denken, dass Sie noch nicht genug getrunken haben, riskieren Sie, mit ihnen um die Wette trinken zu müssen. Schließlich ist es Ehrensache, mehr Alkohol zu konsumieren, als Sie.
Wenn Sie nicht trinken können oder wollen, ist es immer noch wünschenswert, das erste Glas zusammen mit dem Gastgeber zu sich zu nehmen – es sei denn, Sie sind krank oder schwanger. Sie können dann einfach Ihre Lippen benetzen und es wieder abstellen.
Russische Trinksprüche können lang sein und viele lyrische Abschweifungen haben. Halten Sie durch und stellen Sie Ihr Glas nicht ab, bevor der Trinkspruch zu Ende ist. In der russischen Tischkultur gilt Ihr Verhalten als Indikator des Respekts gegenüber des Redners. Wenn die Rede zu Ende ist, sollten Sie zuerst aus dem Glas trinken und es dann auf den Tisch stellen.
Es ist ein heikler Punkt. Niemand wird Ihnen sagen, wann Sie gehen sollen, weil es unhöflich wäre. Sie müssen es also selbst entscheiden. Auch wenn das Abendessen vorbei ist und die Teller leer sind, wird Ihnen der Gastgeber immer wieder einen Nachschlag anbieten – solange, bis der Kühlschrank leer ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie das alles wirklich essen sollten. Danken Sie irgendwann dem Gastgeber und gehen Sie nach Hause. Nach modernen Regeln ist es besser, das vor Mitternacht zu tun. Das Gleiche gilt auch für Parties. Es ist besser, nicht auf den Satz „schön, dass du vorbeigeschaut hast“ zu warten oder zu sehen, wie Ihre Gastgeber anfangen, das Geschirr zu spülen.
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