„Braun, pummelig und liebenswürdig: Die Amerikaner sind begeistert vom sowjetischen Winnie Pooh”, „Der sowjetische Winnie Pooh bezaubert den amerikanischen Zuschauer“ – diese Überschriften in russischen Onlinemedien waren eine Reaktion auf Natalia Winkelmanns Artikel auf der amerikanischen Internetseite „The Daily Beast“. Sie verglich die beiden Zeichentrick-Winnies, den russischen aus der Sowjetunion und den von Disney, und kam zu dem schmeichelhaften Schluss, dass der „kommunistische“ Teddybär schlichtweg „einfacher, seltsamer, lustiger“ ist. Ihr Ergebnis stieß in Russland auf Begeisterung, da allgemein viele von uns denken, die sowjetische Version von Alan Alexander Milnes Figur sei irgendwie besser.
Es scheint, als käme der sowjetische Winnie Pooh, der auf Russisch Winni Puch heißt, sogar in der westlichen Presse im Vergleich besser weg als sein amerikanisches Pendant. Vor einigen Jahren fand ein Kollege Winkelmanns von „BuzzFeed“ 15 Gründe, warum Winni Puch „unbestreitbar besser“ ist. Unter den genannten Gründen waren Puchs lebenswichtige Fähigkeiten und seine Gabe, Probleme einzuschätzen.
Der sowjetische Winnie Pooh ist etwas raffinierter und viel menschlicher. Dieses Argument wird von einem weiteren nicht russischen Zuschauer untermalt (eng): „Schauen Sie sich nur an, wie sich [die sowjetischen] Pooh und Ferkel in diesem Zeichentrickfilm bewegen – so einfach, aber mit so viel Persönlichkeit und Humor durchzogen. Es gibt einen Moment, da spricht Pooh mit Ferkel und holt tief Luft, bevor er etwas sagt. Es ist einfach wunderschön. Sie können wirklich nachempfinden, wie diese Figuren denken, bevor sie handeln.“
Dasselbe kann man über einen anderen Zeichentrickfilm sagen, der auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs eine Fassung hatte – „Mogli: Das Dschungelbuch“, Disneys Erfolg aus dem Jahr 1967 in den Vereinigten Staaten und „Die Abenteuer des Mowgli“, die etwa zur gleichen Zeit in der Sowjetunion veröffentlicht wurden.
Jeder erinnert sich an die fröhlichen Lieder aus dem berühmten Zeichentrickfilm, aber Sie sollten „keine singenden Bären und swingende Affen erwarten – ‚Die Abenteuer des Mowgli‘ sind ein ganz anderes Kaliber, düsterer und ursprünglicher“, notiert die britische Zeitung „The Daily Telegraph“. In derselben Art hebt ein Russischer Kritiker die Dinge hervor, die die beiden Zeichentrickfilme voneinander unterscheiden (rus). Anders als in Disneys Film, wo der Held ein „fröhlicher und harmloser Junge“ ist, erscheint sein russisches Gegenstück als „ein starker Wilder mit einem Dolch“, der „in Wirklichkeit von Wölfen großgezogen“ wurde.
Gleichzeitig scheint der Realismus des sowjetischen Mogli durch. Wir beobachten, wie er zu einem mitfühlenden, starken und treuen Menschen heranwächst. Wie im Fall der Winnies wirkt der sowjetische Mogli viel stärker verankert im „Kontext des echten Lebens“.
Die Abenteuer der Hauptfiguren in der sowjetischen Zeichentrickserie „Hase und Wolf” waren seit ihrer Erstausstrahlung in der Sowjetunion in den späten 1960er Jahren ungemein beliebt. Die Handlung war immer gleich, obwohl die Figuren in allen Lebenssituationen gezeigt wurden: Der Wolf versuchte gegen alle Schwierigkeiten, den Hasen zu fangen. Der wesentliche Handlungsstrang ähnelt dem aus „Tom und Jerry“ von Metro-Goldwyn-Mayer. Einige russische Medien schätzen (rus), die sowjetische Regierung sah die komplizierte Beziehung von „Hase und Wolf“ als Antwort auf die amerikanische Serie. Andererseits gab der Sohn eines der ersten leitenden sowjetischen Serienproduzenten zu, sein Vater habe die amerikanische Serie erst im Jahr 1987 zum ersten Mal gesehen, als er einen Videorekorder bekam.
Beim Vergleich der beiden Zeichentrickserien unterstreichen Blogger und Kritiker, dass die sowjetischen Figuren erneut menschlicher aussahen und sich auch menschlicher verhielten als ihre amerikanischen Ausführungen. „Unsere Figuren sind am Ende viel gutherziger – sie quälen sich nicht absichtlich gegenseitig, wie es ihre vierbeinigen Versionen aus den Vereinigten Staaten tun“, betont (rus) ein Journalist einer beliebten russischen Zeitung. Einer der Schöpfer der Serie hob hervor (rus), „der Wolf ist kein Tier, er ist vermenschlicht: Er geht auf zwei Beinen, er, Verzeihung, raucht, und kauft Wassermelonen.“ Außerdem besitzt jede Folge didaktische Elemente – der humanistische Trend zeigt sich hier ebenfalls.
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