Die Moskauer U-Bahn wird wegen der Corona-Pandemie nicht geschlossen, hat der Bürgermeister der Stadt, Sergei Sobjanin, versprochen. „Die U-Bahn ist technologisch so konzipiert, dass die Züge ständig in Bewegung sein sollten und die Luft ständig zirkuliert. So wird das Streckennetz in Ordnung gehalten“, erklärte er im Fernsehsender „Rossija 1“.
Er beantwortete dort Fragen zu den Maßnahmen, die die Stadt gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergreift. Wenn die U-Bahn jetzt gestoppt würde, würde es sechs Monate dauern, bis sie wieder voll betriebsbereit sei: „Daher wird die Metro unter allen Umständen weiterfahren!“
Aus technischer Sicht könne die U-Bahn für Passagiere geschlossen werden. In Wuhan, einer der größten Städte Chinas und in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde dies zu Quarantänezwecken auch gemacht. In Moskau werden ebenfalls von Zeit zu Zeit Teilstrecken der Metro außer Betrieb gesetzt, etwa für Reparaturarbeiten.
Doch es geht nicht, einfach das Licht auszumachen und die Angestellten nach Hause zu schicken. Diese müssen weiter die Lüftungssysteme und den Zustand der Gleise überwachen.
Doch was würde passieren, wenn die Metro auch nur teilweise geschlossen würde? Welche Maßnahmen zur Kompensation des Metro-Ausfalls müssten dann getroffen werden? Pawel Sjusin vom Zentrum für die Erforschung des urbanen Transports meint: „Der oberirdische Verkehr müsste die Ausfälle übernehmen. Online-Lieferungen von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen wichtigen Diensten müssten erleichtert werden, denn diese wären am stärksten betroffen. Zudem würde der Verkehr auf der Straße massiv steigen.“ Er erinnert daran, dass es durchaus schon Unterbrechungen im unterirdischen Zugverkehr gegeben habe.
Die größten Ausfälle gab es am 25. Mai 2005. Nach einem massiven Stromausfall in der Stadt, der womöglich auf eine Überlastung des Stromnetzes zurückzuführen war, ging um 11 Uhr morgens an 52 von 170 Metro-Stationen nichts mehr. Die Züge standen still. Tausende Passagiere mussten aus Wagen, die in den Tunneln steckengeblieben waren, evakuiert werden. Es gab kein Licht. Erst um 21 Uhr am Abend fuhr die Moskauer Metro wieder nach Plan.
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1935 rollt die U-Bahn in Moskau ununterbrochen jeden Tag. Es ist nach wie vor die beliebteste Form des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt. 2019 wurde die Metro von 9,5 Millionen Menschen pro Tag genutzt!
Es ist kaum zu glauben, dass es in all dieser Zeit nur einen Tag gegeben hat, an dem die Türen der U-Bahnen geschlossen blieben. Es geschah am 16. Oktober 1941. Während des Großen Vaterländischen Krieges beförderte die Metro trotz feindlicher Bombenangriffe weiterhin Fahrgäste. Die Züge fuhren bis 22:00 Uhr. Danach dienten die Stationen als Schutzräume vor nächtlichen Luftangriffen auf die sowjetische Hauptstadt. Moskau erlebte im Oktober und November 1941 die schlimmsten Bombenangriffe.
Die sowjetische Führung wollte sogar die Metro zerstören, damit der Feind die Infrastruktur nicht nutzen konnte. In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober begannen Arbeiter, die Rolltreppen abzubauen und elektrische Kabel zu durchtrennen, aber schon am Morgen wurde die Entscheidung widerrufen. Innerhalb weniger Stunden war alles wieder normal. Um 18.45 Uhr setzten sich die Züge wieder in Bewegung. Auch der Bau neuer Bahnhöfe und Tunnel wurde fortgesetzt.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!