Vershina Mall in Surgut, by Erick Van Egeraat
Vershina"Werschina-Mall" von Erick Van Egeraat in Surgut / Vershina
Seit dem Mittelalter haben Architekten aus Europa die bedeutendsten Bauwerke in der Alten Rus und dem späteren Zarenreich entworfen. Italiener bauten den Moskauer Kreml und die Kirchen um ihn herum. Im 18. und 19. Jahrhundert holten Peter der Große und seine Zarennachfolger immer wieder Deutsche, Niederländer, Balten, Italiener und Franzosen nach Russland, die dann auch die neue Hauptstadt im Norden, Sankt Petersburg, aufbauten. So gelangte beispielsweise auch der Jugendstil an die Newa.
Aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Umstürze und der Weltkriege im 20. Jahrhundert war diese Tradition etwas eingeschlafen. Und auch im 21. Jahrhundert haben es ausländische Architekten nicht immer leicht in Russland: Oft treffen ihre super-innovativen und modernen Projekte nicht den Geschmack der doch eher konservativen russischen Bevölkerung, oder sie sind schlicht zu teuer. Trotzdem gibt es in der zeitgenössischen Architektur in Russland einige Erfolgsgeschichten.
/ Iwan Baan/OMA
Der berühmte niederländische Architekt Rem Kohlhaas und seine Firma OMA verwandelten in Moskau ein altes sowjetisches Restaurant ins heutige Museum für Zeitgenössische Kunst „Garage”. In Kooperation mit Russlands wohl bekanntester Kunst-Mäzenin Darija Schukowa erarbeitete Kohlhaas den 2015 eröffneten Neubau einer funktionalen Karbon-Kiste für verschiedene Anlässe. Im Inneren bestimmten dann aber doch auch dekorative Elemente die Stimmung, beispielsweise unterschiedliche Mosaik-Bilder.
/ Iwan Baan/OMA
„Mit dem Projekt zeige ich meinen Respekt vor der Epoche und der Atmosphäre der 1960er Jahre. Sowjet-Anleihen gibt es darum im Inneren durchaus noch”, sagte Kohlhaas damals.
/ Iwan Baan/OMA
Später arbeitete Kohlhaas auch an einem Entwurf für das neue Viertel „Baltikum-Perle” in Sankt Petersburg. Dieses baute letztlich jedoch der Chinese Heng Li und sein Pazifik-Architekturbüro.
/ Ilya Ivanov
Die irakisch-britische Architektin und Designerin Zaha Hadid, die ihre Karriere einst in Kohlhaas’ OMA-Büro begann, „schenkte” Russland bereits zwei ihrer berühmten Gebäude. Der Dominion-Tower in Moskau entstand dabei in Hadids geliebtem dekonstruktivistischen Stil. 2005 war das Projekt angenommen, 2008 dann gebaut worden.
/ Ilya Ivanov
Eröffnet wurde der Turm dann im September 2015: Bis heute schockt er geradezu Passanten und Touristen, denn er scheint wie ein futuristischer Fremdkörper im Industriegebiet an der Scharikoposchipnikowskaja-Straße.
/ Ilya Ivanov
Ebenfalls Hadids Werk ist das Privatgebäude im Barwicha-Luxusdorf. Gerüchten zufolge soll der russische Geschäftsmann Wladislaw Doronin das Haus für seine Freundin und Supermodell Naomi Campbell gebaut haben. Das Haus hat den Spitznamen „Hauptstadt-Bergresident” und erinnert optisch vor allem an ein Raumschiff.
/ Mriya Resort & Spa
Der britische Architekt Norman Foster, auch Author der Millennium-Brücke in London, entwarf das 2014 eröffnete Mriya Resort & Spa Hotel etwa 25 Kilometer von Jalta entfernt. Das Hauptgebäude hat die Form einer Lotusblüte und umfasst 422 Zimmer, einen Konferenzsaal, eine Spa-Zone. Außerdem gehören noch ein privates Anwesen zum Mriya-Territorium.
/ Mriya Resort & Spa
Foster war außerdem auch mit einigen unverwirklichten Projekten in Russland beschäftigt - die meisten wurden wegen der Finanzkrise abgesagt. So war eigentlich noch ein 612 Meter hoher Russia-Tower in der Moscow City aus seiner Feder geplant. Als das Geld ausging, wurde der bereits gebaute Teil abgerissen. Heute befindet sich an seiner Stelle eine einfache Garage.
/ Getty Images
Die Sowjetregierung wollte immer schon ein besseres San Francisco aus Wladiwostok machen. Dafür brauchte die Stadt eine noch tollere Brücke über den Pazifik.
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Foster wurde dann damit beauftragt, die 1,3 Kilometer lange Konstruktion zu entwerfen. Die Stahlstränge überbrücken das Goldene Horn und wurden pünktlich zum APEC-Wirtschaftsforum 2012 errichtet. Heute gilt die Brücke schon als eines der Symbole der Stadt.
/ Yuri Smityuk/TASS
Aktuell ist Foster mit dem Entwurf für ein neues Büro für die Russian Copper Company in Jekaterinburg betraut. Bis 2019 soll der Bau beendet sein.
Der niederländische Architekt Erick Van Egeraat arbeitet bereits seit den 2000er Jahren in Russland. Immer wieder lobt er das „großartige Potential” des Landes. Mit seiner Schach-Akademie in Chanty-Mansijsk gewann er 2011 gar den welweiten Best Building Award.
/ Vladimir Fedorenko/RIA Novosti
Van Egeraat hatte ursprünglich die Wolkenkratzer für das Business-Zentrum Moscow City entwerfen sollen. Jenen Zuschlag bekam dann jedoch letztlich das US-Büro NBBJ.
/ Vershina
Auch der Best Building Award 2012 ging an ein Projekt von Van Egeraat: die „Werschina-Mall” in Surgut, die die Besucher im Uhrzeigerprinzip durch die Einkaufsmeilen schickt.
Van Egeraat legte außerdem einen Entwurf zur Rekonstruktion des Fußballstadions zur WM 2018 in Sankt Petersburg vor. Der Vorschlag jedoch erschien der Jury der Architektur- und Denkmalschutz-Gesellschaft dann zu innovativ und den Zuschlag bekam ein russisches Architekturbüro.
/ Diamond Schmitt Architects
Mariinsky-Chef Valery Gergiev schlug bereits 1997 vor, einen neuen Theaterraum zu bauen. Bei der Ausschreibung kamen fünf international renommierte Architekturbüros in die engere Auswahl.
/ Diamond Schmitt Architects
Zunächst sollte der Franzose Dominique Perrault den Bau übernehmen, dann aber ging der Auftraf doch noch an das kanadische Team von Diamond Schmitt Architects. Angeblich soll Gergiev persönlich die Kanadier vorgezogen haben.
/ Alexei Danichev/RIA Novosti
Und nun bekommt das neue Mariinsky auch noch harsche Kritik: Der Architektur-Kritiker Grigorij Rewsin nennt es „etwas zwischen einem Einkaufszentrum und McDonalds”.
/ Nikolay Gyngazov/Global Look Press
Es ist eines der längsten und teuersten Bauprojekte der jüngeren Geschichte und sein Name wechselte mehrmals seit der Planung: Zenit, Zenit-Arena und nun Gazprom-Arena.
/ Ruslan Shamukov/RIA Novosti
Das neue Stadion entwarf der Japaner Kisho Kurokawa. Zuerst waren 6,7 Milliarden Rubel (über 100 Millionen Euro) dafür veranschlagt worden, aber dann starb der Architekt 2007 noch vor Baubeginn. Dann stiegen die Ausgaben bis zur Eröffnung 2017 auf ganze 43 Milliarden Rubel (rund 700 Millionen Euro.)
/ Grimshaw Architects
Der erste Flugplatzterminal in Pulkowo war zwischen 1936 und 1950 gebaut worden. Während des Zweiten Weltkrieges standen die Arbeiten an der Baustelle still. Pulkowo-2 entstand dann 1980. Und seitdem gab es nichts Neues. und obwohl die Stadt das russische Touristen-Mekka schlechthin ist, mussten bislang alle Gäste der Stadt über den kleinen Flughafen mit den zwei alten Terminals einreisen.
/ Grimshaw Architects
2013 baute dann das britische Team von Grimshaw Architects gemeinsam mit den Dänen von Ramboll und den britischen Pascall+Watson ein neues, drittes Terminal. Beim design ließen sie sich von den Sankt Petersburger Kirchtürmen inspirieren, seinen Palästen und Brücken zwischen den vielen Inseln der Stadt.
/ Pressebild
Die US-Architekten von dem in New York ansässigen Studio Diller Scofidio + Renfro bekamen den Zuschlag für Moskaus neuen Historien-Vergnügungspark, der zwischen Kreml und Fluss Moskwa auf 13 Hektar entsteht. Hier sollen vier Klimazonen besuch- und erlebbar werden. Außerdem gehören zu dem Park eine eigene Philharmonie und ein Hotel-Komplex. Eine besondere Fußgängerbrücke soll den Besuchern dann umwerfende Ausblicke auf das Stadtzentrum der russischen Hauptstadt bieten.
Ein erster Teil soll bereits im September 2017 eröffnet werden.
/ Pressebild
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