Das Neujungfrauen-Kloster – heute eine der zahlreichen Unesco-Weltkulturerbestätten in Russland – war im 16. Jahrhundert von Wassilij III., dem Vater von Iwan dem Schrecklichen, gegründet worden. Viele Damen aus der russischen Adelsschicht dienten hier als Nonnen dem Herrn, darunter auch Peter des Großen ältere Schwester Sophia, die hier lebenslänglich eingesperrt worden war.
In der Moskauer Oberschicht galt es als besonders prestigeträchtig, vor den Mauern des Klosters auf dem gleichnamigen Friedhof Nowodewitschje beerdigt zu werden. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts mussten darum die Grabflächen zusätzlich erweitert werden.
Zu Sowjetzeiten, als Dutzende ebenso alte Ruhestätten aufgelöst wurden, entstand hier auch ein Museum. Und dennoch – man mag es kaum glauben, wenn man über das riesige Areal streunt – sind heute nur noch einige hundert von den einst über 2800 Gräbern erhalten. Außerdem war der Ort auch ein populärer Beerdigungsort für die Sowjetelite.
Vom Haupteingang aus gesehen, im auf der rechten Seite sehen Sie zwischen älteren Gräbern und Militärgedenksteinen eine Galerie berühmter sowjetischer Schauspieler, Ingenieure, Schriftsteller und Künstler in außergewöhnlichen Skulpturen sowjetischer Bildhauer.
Auch Stalins zweite Ehefrau Nadeschda Alillujewa ist hier begraben, ebenso der russische Präsident Boris Jelzin. Sein Grab fällt sofort ins Auge: Es hat die Form einer großen bunten Russlandflagge. Auf dem „literarischeren“ Teil des Friedhofs finden Sie die Grabstätten von Anton Tschechow, Konstantin Stanislawskij, Fjodor Schaljapin, Wladimir Majakowskij, der Maler Isaak Lewitan sowie Pawel Tretjakow, Gründer der berühmten Moskauer Galerie. Auch ein Bruder von Wladimir Lenin hat hier einen Platz gefunden sowie erfolgreiche Rotarmisten und Partisaninnen.
Nikolaj Gogols sterbliche Überreste wurden 1931 auf den Donskoje-Friedhof verlegt und mit einem neuen Grabstein versehen. Der alte blieb in Nowodewitschje. Nach dem Ableben von Michail Bulgakow fand seine Frau den alten Gogol-Stein und stellte ihn auf das Grab ihres Mannes. Dort steht er bis heute.
Der “ausländischste” aller Moskauer Friedhöfe im Lefortowo-Viertel wird oft auch nur als “deutscher Friedhof” (weil alle Ausländer oft „Nemzy“ – Deutsche genannt worden) oder auch „Ungläubigen-Friedhof“ bezeichnet. Er liegt am Rande des einstigen „Deutschen-Viertels“ Moskaus und bot vor allem Katholiken und Lutheranern eine letzte Ruhestätte. Außerdem erinnern das riesige Tor im gotischen Stil und großzügigen Gruftanlagen wohlhabender Familien an die berühmten Totenstätten Europas in Wien und Paris. 1999 wurde aus der Friedhofskapelle die Protestantisch-Lutherische Dreifaltigkeitskirche.
Direkt an das Donskoj-Kloster aus dem 16. Jahrhundert grenzt der gleichnamige Friedhof an, der im 19. Jahrhundert zur wichtigsten Grabstätte für die Moskauer Adelsfamilien wurde. Nach der Revolution konnten hier dank der Bemühungen mehrerer Historiker und Restauratoren fast alle Grabstätten vor der Zerstörung bewahrt werden.
In den 30er Jahren nutzte die Sowjetunion den Friedhof als Lager für Skulpturen und Dekorelemente abgerissener Gebäude wie des ersten Baus der Christ-Erlöser-Kathedrale, der 1931 gesprengt worden war. Unweit der Klostermauern können diese „Ausstellungsstücke“ bis heute bewundert werden.
Zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die auf dem Donskoje-Friedhof ihre letzte Rufe fanden, gehören der sowjetische systemkritische Schriftsteller Alexander Solschenizyn, der Maler Wassilij Perow sowie der Vater der Aerodynamik, Nikolaj Schukowskij.
2005 konnten erneut die Überreste zweier berühmter Russen identifiziert warden, deren Gräber zu Sowjetzeiten vertuscht worden: General Anton Denikin und der Philosoph Iwan Iljin, beide gehörten zu Bürgerkriegszeiten nach 1917 zur sogenannten “Weißen Bewegung” der Konservativen und Monarchisten.
1927 entstand an diesem Ort das erste Moskauer Krematorium mit Kolumbarium für die Urnengräber. Später wurden hier viele Opfer der Stalinschen Säuberungen beigesetzt. Auch die Asche zahlreicher Opfer des Zweiten Weltkriegs ist in anonymen Massengräbern „begraben“. Laut der Menschenrechtsorganisation Memorial soll sich in einer dieser Gruben auch die Asche von über 900 Deutschen befinden, die in den 50er Jahren hingerichtet wurden, darunter viele unpolitische Zivilisten.
Außerdem ruhen hier der radikal antirealistische Theaterregisseur Wsewolod Meyerhold sowie der deutschstämmige sowjetische Spion in den USA, Rudolf Abel.
Der Wagankowo-Friedhof ist nur fünf Minuten mit der Metro vom Zentrum entfernt und ist bis heute einer der größten in der russischen Hauptstadt. Als er 1770 eröffnet wurde, waren Grabplätze dort jedoch keinesfalls begehrt, erst mit der Zeit wurde es „chic“, sich hier beerdigen zu lassen.
Heute gelten 250 Grabsteine hier als historische Denkmäler, zum Beispiel die Familiengruft des berühmten Architekten Fjodor Schechtel.
Unter den bekanntesten Personen, die hier ihre letzte Ruhe fanden, sind der Maler Wassilij Serow und der Poet Sergej Jessenin. Ein Jahr nach Jessenins Tod beging die Freundin und Sekretärin Jessenins, Galina Benislawakaja, auf dem Grab des vergötterten Dichters, der sie doch immer wieder für andere Frauen verlassen hatte, Selbstmord. Eine Legende besagt, dass der ruhelose Geist ihrer Seele noch heute hier über die Gräber schwebt.
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