Jahrhundertelang war ein kleines Stück Land, heutzutage bekannt als das „Tal des Todes“ auf Russlands fernöstlicher Halbinsel Kamtschatka, der Menschheit unbekannt, bis es im 20. Jahrhundert zufällig entdeckt wurde.
Der Legende nach fanden zwei Jäger diesen bizarren Ort in den 1930er Jahren am Fuße des Kikpnych-Vulkans, am oberen Geysirnaja-Fluss im östlichen Teil der Halbinsel. Die Männer standen auf trockenem Land ohne Gras oder Pflanzen, das mit Tierkadavern bedeckt war. Nach einigen Minuten hatten beide starke Kopfschmerzen und flohen aus der Gegend. Eine Entscheidung, die ihnen das Leben rettete.
Die Geschichten, die Jäger über das Gebiet erzählten, stießen auf starkes Interesse. In den 1940er und 1950er Jahren reisten viele Abenteurer ins Tal, um sein Geheimnis zu lüften, aber nicht alle kehrten zurück. Die Einheimischen sagen, dass dort etwa 80 Menschen verschollen sind.
Laut der offiziellen Geschichte wurde das „Tal des Todes“ jedoch erst im Jahr 1975 entdeckt. Am 28. Juli kam eine Gruppe von Vulkanologen unter der Leitung von Wladimir Leonow ins Tal, wo sie etliche tote Tiere und Vögel fanden. Drei Tage später wurde das Tal vom Förster Wladimir Koljajew entdeckt, der es aus entgegengesetzter Richtung betrat.
Viele Male reisten Menschen in die Gegend des Tals, ohne zu ahnen, welche Gefahr in der Nähe lauerte. Eine touristische Route vom Tal der Geysire zum Uson Vulkan ist nur 300 Meter von ihm entfernt.
Die Entdeckung wurde eine der bedeutendsten in der Geschichte von Kamtschatka. Dutzende wissenschaftliche Expeditionen wurden durchgeführt, um das Geheimnis des „Tal des Todes“ zu lüften.
Bei Nachforschungen von 1975 bis 1983 kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Tiere und Vögel durch eine hohe Konzentration giftiger Gase getötet werden. Diese steigen vom Vulkan auf und bestehen aus einer tödlichen Mischung aus Schwefelwasserstoff, Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Schwefelkohlenstoff und anderen Elementen. Diese Gase sammeln sich im Tiefland des Tals an, ohne dass sie vom Wind fortgeweht werden.
Das „Tal des Todes“ ist ein relativ kleines Gebiet: Es ist nur zwei Kilometer lang und 500 Meter breit. In der Zeit von Mai bis Oktober ist dieses Gebiet ein natürlicher Killer: Die Schneedecke schmilzt und befreit somit die tödlichen Gase.
Die ersten Opfer sind Vögel, die im aufgetauten Fluss das Wasser trinken. Ihnen folgen Füchse, die zur Jagd ins Tal kommen. Dies zieht wiederum größere Raubtiere wie zum Beispiel Bären und Vielfraße an.
Die Körper der toten Tiere sind lange Zeit konserviert, weil die tödlichen Gase verhindern, dass sich die für die Zersetzung verantwortlichen Bakterien verbreiten können. Teilweise verweste Tierkadaver sind im Tal keine Seltenheit.
Es gibt jedoch eine wichtige Frage, die Wissenschaftler noch nicht beantworten können: Warum flüchten die Tiere nicht, wenn sie anfangen, die Symptome zu spüren? Und warum besuchen sie überhaupt das Tal? Einige glauben, dass bestimmte Elemente in den Gasen eine teilweise Lähmung verursachen können, was jedoch noch nicht wissenschaftlich bewiesen werden konnte. Menschen im „Tal des Todes“ klagen oft über Kopfschmerzen, Fieber und Schwäche - was manchmal zu einem tödlichen Ausgang führt.
Das „Tal des Todes“ ist für Besucher geschlossen. Touristen können nicht hineingelangen, aber Sie können es aus der Ferne betrachten.
Das Tal kann von einer speziell gebauten Aussichtsplattform beobachtet werden, die in sicherer Entfernung vom Tal eingerichtet wurde. Besucher können dort die unglaubliche Landschaft genießen während ein Reiseleiter interessante Fakten erklärt. Die Anzahl der Exkursionen im Mai und Juni ist begrenzt. Alle nützlichen Informationen finden Sie im Kronozki-Naturreservat, zu dem das „Tal des Todes“ gehört.
Eine andere Möglichkeit, das berüchtigte Gebiet zu sehen, ist ein Helikopter-Rundflug. Neben dem „Tal des Todes“ kann man andere Teile der Halbinsel bestaunen: Das Tal der Geysire und die aktiven Vulkane Karymski, Maly Semjatschik und Uson. Die Kosten für eine solche Tour betragen rund 700 US-Dollar (etwa 570 Euro).
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