Nach dem 2. Weltkrieg war die sowjetische Wirtschaft darauf ausgerichtet, mehr Konsumgüter herzustellen. Als Konsequenz entstand ein neuer Beruf – „Künstler-Entwickler”, den wir heute als Designer bezeichnen. Diese Leute hatten die Aufgabe, schnell preisgünstige Produkte für den Massenmarkt zu entwickeln. Wir stellen heute einige der bekanntesten Ergebnisse ihrer Arbeit vor.
Diese revolutionäre sowjetische Nähmaschine wurde von einem Elektromotor angetrieben und seit 1955 in der Tula Maschinenfabrik hergestellt. Prototypen wurden später auch in Leningrad gebaut. Die Overlocks und Nadeln lehnten sich im Design an deutsche Nähmaschinen an, die nach dem Krieg aus Deutschland nach Russland gelangt waren. Obwohl die Nähmaschine aus Tula ziemlich beliebt war und reichlich beworben wurde, bevorzugten viele Sowjetbürger weiterhin die bewährte Singer Nähmaschine, die von der gleichnamigen berühmten amerikanischen Firma vor der Revolution in Podolsk produziert worden war.
Die ersten Staubsauger in Kugelform tauchten 1960 auf dem sowjetischen Markt auf und waren ein bemerkenswertes Beispiel für sowjetisches Design im Weltraumzeitalter. Zunächst gab es eine limitierte Auflage des „Sputnik“-Staubsaugers, und danach begann die Serienproduktion des Models „Saturn“. Mit seiner Kugelform und dem Plastikring um den Bauch des Geräts sah der Staubsauger wie der Planet Saturn aus. Das Design des Staubsaugers basierte auf dem amerikanischen Modell der Firma Hoover Constellation, das 1955 herauskam.
In den 2000er Jahren war es für jeden russischen Hipster der etwas auf sich hielt, eine Ehre, eine Zenit-Kamera zu besitzen. Die Zenit-E, die für den Export gedacht war, war die beliebteste Kamera der Sowjet-Ära. In den 1960er und 1970er Jahren wurden mehr als acht Millionen Kameras produziert, was für eine Kamera ein Weltrekord war. Die Kamera auf unserem Foto hat eine Helios-44-2 Linse.
Wenn Sie jemals den überaus populären sowjetischen Film “Ironie des Schicksals” gesehen haben, dann werden Sie sich vielleicht an die Szene erinnern, als die Hauptfigur Nadja ihrem Freund einen Rasierer zum Neuen Jahr schenkt (“das aktuellste Modell“, erklärt sie). Der Rasierer auf dem Foto ist nicht hundertprozentig der gleiche, dennoch war ein solches Gerät reiner Luxus, denn zu jener Zeit rasierten sich die meisten Männer noch auf die alt hergebrachte Art und Weise – mit Pinsel und Klinge. Dieses Gerät hier wurde 1966 im Elektrotechnischen Betrieb von Charkow hergestellt.
Im Jahre 1957 überraschte das Elektromechanische Werk in Saratow die Gesellschaft mit einem tragbaren Plattenspieler, der ein echtes technisches Wunder darstellte. Das Gerät passte in einen Koffer. Es wurde in den 1950er und 1960er Jahren produziert. Die Venyl-Platten wurden von Melodija, dem bekanntesten Schallplatten-Label in der UdSSR, hergestellt.
Dieses handliche Bügeleisen wog 760 Gramm und war wesentlich kleiner und leichter als die bis dahin üblichen Geräte und wurde im Wesentlichen auf Geschäftsreisen genutzt. Die Produktion begann 1967 im Elektromechanischen Werk in Charkow. Nebenbei gesagt, gibt es in der Stadt Pereslawl-Salesski am Goldenen Ring ein schönes Bügeleisen-Museum, das sowohl historische Bügeleisen als auch Geräte aus dem 20. Jahrhundert zeigt.
Im Jahre 1959 kaufte die Sowjetunion die Technologie zur Produktion der tetraederförmigen Milchkartons von der schwedischen Firma Tetra Pak. Diese Technologie war sehr begehrt und das abstrakte Muster von roten und blauen Dreiecken sowie die geometrische Schrift sind ein beredtes Beispiel für das modernistische Design der Chruschtschow-Ära, das die Idee des sowjetischen Konstruktionismus aufgriff.
Wir sind sicher, dass Sie überrascht waren, als Sie feststellten, dass dieses Foto keine sowjetische Schmuckdose oder Omas mit Wologda-Spitze verzierte Handtasche zeigt, wie Sie vielleicht im ersten Augenblick gedacht haben. Das war für seine Zeit ein echt fortschrittliches Radio. Das Gerät mit dem Spitznamen „Überraschung“ wurde 1958-59 in Saratow im Znamja Truda Werk produziert.
Sie wissen nicht, was Sie mit alten Kartons anfangen sollen? In den 1960er Jahren hatten die sowjetischen Designer eine brillante Idee – ein Sessel aus Karton. Er ist wirklich stabil (wie alles, in der Sowjetunion, außer dem System selbst) und zudem sehr bequem. Das Moskauer Design-Museum hat einige dieser Sessel restauriert und ausgestellt.
Die weltberühmte Newaljaschka-Puppe wurde 1956 vom Wissenschaftlichen Igruschka (Spielzeug) Institut für Babys entworfen, um ihnen das Sitzen beizubringen. Aus hellem Kunststoff gefertigt, kehrt die Puppe immer wieder in ihre aufrechte Position zurück, unabhängig davon, wie sehr sie gedehnt wird.
Die Ausstellung „Sowjetisches Design. Roter Wohlstand. 1950-1980” zeigt Exponate aus dem Moskauer Design Museum und aus privaten Sammlungen. Sie wird im ADAM – dem Brüsseler Design Museum, vom 24. Januar bis zum 21. Mai 2018 gezeigt.
Die Sowjetunion war nicht gerade für ihr vielfältiges Warenagebot bekannt. Im gesamten Land mussten Menschen die gleichen Spielzeuge, Instrumente, Möbel und Kosmetik kaufen. Doch es gab auch weitaus seltsamere Gegenstände. Lesen Sie selbst.
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