Drei Ausländer, die die russische Geschichte prägten

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In seinen jeweiligen Heimatländern wohl bekannt, hinterließ dieses Außenseitertrio auch in Russland bald tiefe Spuren und schrieb sich in die Geschichtsbücher ein.

Katharina die Große, eine russische Patriotin aus Deutschland

Katharina II. von Georg-Christoph Grooth, circa 1745

Als Prinzessin eines vornehmen europäischen Clans wurde Sophie von Anhalt-Zerbst von der russischen Kaiserin Elisabeth als zukünftige Ehefrau von Karl Peter Ulrich, dem russischen Thronfolger und Neffen von Elisabeth, ausgesucht. In Sophias Augen schien Russland keine glänzende Zukunft zu haben. Als sie 1744 ihre Sachen packte, nahm sie unter anderem sogar ein Kupferkännchen mit – sie war sich nicht sicher, ob es im „barbarischen“ Russland überhaupt Krüge gibt.

Kurz nach der Hochzeit erfuhr Sophie, die nach ihrer Taufe den Namen Katharina annahm, dass ihr Ehemann, statt die Zeit mit ihr zu verbringen, Militärübungen den Vorzug gab. Zudem stand Peter seiner Verantwortung als Herrscher gleichgültig gegenüber, was den Hof und die ranghöchsten Beamten ärgerte. Katherina begann währenddessen die russische Sprache und Kultur zu lernen und war fest entschlossen, mehr über das Land zu erfahren. Katharina die Große mag zwar gebildet und zart gewesen sein, war aber bei Weitem kein Engel – es gibt Indizien, die darauf hindeuten, dass sie die Ermordung ihres Ehemannes plante, um 1762 selbst auf den Thron zu kommen.

Als Ausländerin musste Katharina sich bemühen, dem Adel zu gefallen. Aus diesem Grund setzte sie das Gesetz ihres Mannes um, das den russischen Adel von der staatlichen Wehrpflicht befreite – das geschah hiermit zum ersten Mal, seit Peter der Große das Gesetz ursprünglich eingeführt hatte. Anders als ihr Ehemann zeigte Katharina an der Staatsverwaltung großes Interesse. Viele der Institutionen und Maßnahmen, die sie einführte, prägten Russland bis ins Jahr 1917. Katharina teilte das Land in Gouvernements ein und gewährte den privaten Unternehmen größere Freiheiten, sodass es zu einer erheblichen Zunahme von Fabriken und Handwerksbetrieben kam. Sie regierte nach dem Vorbild des „aufgeklärten Absolutismus“, schrieb Theaterstücke und verfasste den „Nakas“, eine politische Unterweisung, die nach den Werken der Lumières erstellt wurde.

Ihre interne Politik war hingegen alles andere als erfolgreich. Sie führte zu einer Wirtschaftskrise und einer Hungersnot, die einen großen Bauernaufstand unter der Führung von Jemeljan Pugatschow auslöste. Katharina schaffte es nichtsdestotrotz, das Territorium des Landes zu vergrößern, indem sie unter anderem die Krim eroberte, die Flotte umstrukturierte und den internationalen Handel belebte.

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Während ihrer Regierungszeit betonte Katharina die Große immer wieder ihre Liebe zu Russland. Sie sah aus und benahm sich wie eine Einheimische und übernahm sogar einige russische königliche Angewohnheiten wie die Falkenjagd. Darüber hinaus mochte sie russische Männer – es ist kein Geheimnis, dass sie zahlreiche Liebhaber und Verlobte sowie mehrere unehelich geborene Kinder hatte.

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Patrick Gordon, der militärische Mentor Peter des Großen

Als Nachfahre eines der ältesten schottischen Clans wurde Patrick Gordon im Jahr 1661 in den russischen Militärdienst aufgenommen, nachdem er im russisch-polnischen Krieg für seine Tapferkeit in Schlachten gegen Russland gewürdigt worden war. Bis 1687 diente er als General in der russischen Armee. Doch es war seine Freundschaft mit Peter dem Großen, die Gordon zu noch größerer Bekanntheit verhalf.

Im Jahr 1689, als Peter der Große sich entschloss, seiner älteren Schwester Sophia die Macht zu entreißen, diente Gordon Wasilij Golizyn, Sophias rechter Hand. Als Peter der Große jedoch alle ausländischen Militärbefehlshaber zusammenrief, um ihn beim Kampf gegen seine Schwester zu unterstützen, versammelte Gordon, der ohne Golizyns Zustimmung handelte, seine Truppen und schlug sich auf die Seite des jungen Zaren. Den „Strelzy“, der russischen Königswache, widerstrebte es, sich gegen Peter den Großen zu stellen, da Gordons Soldaten zu stark waren. Mit Gordons Hilfe gelang es Peter dem Großen schließlich, seine Schwester ohne ernsthaftes Blutvergießen zu stürzen.

Der vierzig Jahre ältere Gordon wurde von Peter dem Großen hoch geachtet. Er war der erste Ausländer in der russischen Geschichte, dem der russische Zar einen privaten Besuch abstattete – im Jahr 1690, als der 18-jährige Peter zu einem Gespräch, und wahrscheinlich einem Krug Bier, Gordons Haus im Moskauer Deutschen Viertel besuchte.

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Gordon wurde in militärischen Angelegenheiten der Mentor Peter des Großen. Er trainierte die Soldaten der Preobraschenskij- und Semenowskij-Regimenter, die von Peter dem Großen gegründet wurden, sodass diese bald zu den erfahrensten Truppen der russischen Armee zählten. Gordon führte zudem regelmäßige militärische Übungen im Schießwesen, der Militärtechnik, Feldbefestigungen und militärischen Formationen ein. Im Jahr 1694 plante und führte er eine große militärische Übung in der Nähe des nun in Moskau liegenden Dorfes Koschuchowo durch, die bewies, dass die neuen, im europäischen Stil ausgebildeten Regimenter im Kampf viel besser waren.

Gordon, der bis zu seinem Tod im Jahre 1699 in Russland lebte, legte den Grundstein für die neue russische Armee, die bald zur stärksten in ganz Europa wurde und Schweden im Großen Nordischen Krieg im Jahr 1721 besiegte. Er hinterließ ein Tagebuch, das eine unbezahlbare militärgeschichtliche Quelle des 17. Jahrhunderts darstellt.

3 Aristotele Fioravanti, der Schöpfer des allgemeinen Kremlplans

Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale auf dem Kathedralenplatz des Moskauer Kremls

Aristotele Fioravanti wurde im Jahr 1415 in Palermo in eine Architektenfamilie hineingeboren. Dort restaurierte er Gebäude, schuf Kanäle und Schleusen. Da er in Italien eine Berühmtheit darstellte wurde er häufig eingeladen, Bauarbeiten zu überwachen. Im Jahr 1473 suchte ihn jedoch das Pech heim: Er wurde der Falschmünzerei beschuldigt und ihm wurden, obwohl später alle Anklagen fallen gelassen wurden, seine Ehrentitel entzogen. Darunter litt natürlich auch seine Glaubwürdigkeit.

Zwischenzeitlich kam es in Moskau zu einer Katastrophe: Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale im Kreml brach aufgrund eines Erdbebens zusammen. Iwan der Dritte, Moskaus Großfürst, befahl einem Gesandten, einen europäischen Architekten zu suchen, um das Problem zu beheben. Fioravanti nahm, angelockt durch die lukrative Bezahlung, das Angebot umgehend an.

Bei seiner Ankunft stellte Fioravanti fest, dass die Kathedrale aufgrund der Verwendung minderwertiger Ziegel und Zemente eingestürzt war. Daraufhin gründete er in Moskau ein neues Ziegelwerk, das mithilfe einer eigenen Technologie neue Ziegel herstellte. Fioravanti stützte die Kathedrale zudem auf Holzstäbe und verbesserte dadurch die Gesamtstruktur des Gebäudes. Die Kathedrale wurde schließlich in vier Jahren fertig gestellt und war so stabil, dass die erste Restaurierung erst 400 Jahre danach, Ende des 19. Jahrhunderts, notwendig wurde.

Eine andere Leistung von Fioravanti ist weniger bekannt. Im Jahr 1485 hatte in Moskau die Renovierung des alten Kremls aus weißem Stein begonnen. In Anbetracht der Tatsache, dass Fioravanti der einzige in Moskau ansässige Befestigungsexperte war, entwarf er mit großer Wahrscheinlichkeit auch den Masterplan für die neue Festung. Darüber hinaus lassen Besonderheiten an der Konstruktion der Kremlmauern erkennen, dass sie von einem italienischen Architekten stammen – so wie bei Castelvecchio in Verona.

Castelvecchio in Verona

Später arbeitete Fioravanti unter Iwan dem Dritten als Militäringenieur, baute Brücken und überwachte die Artillerie während der Feldzüge. Im Jahr 1485 wird er zuletzt in den russischen Chroniken erwähnt und starb höchstwahrscheinlich im Alter von 70 Jahren in Russland – nach den Maßstäben des 15. Jahrhunderts erreichte er somit ein hohes Alter.

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