Dutzende angesehene Männer und Frauen flohen in den Jahren des blutigen Bürgerkriegs von 1917 bis 1923 aus Russland, um, obgleich sie Russland verlassen und die Sowjets scharf kritisiert hatten, durch ihre Arbeit und ihre beeindruckenden Leistungen ihre Heimat im Ausland weiterhin zu preisen. Russia Beyond stellt vier von ihnen vor.
Iwan Bunin
Georgi Trunov/WikipediaBunin war ein russischer Schriftsteller und Aristokrat, der das alte Russland mit seinen Höfen und Anwesen verehrte und die Oktoberrevolution verachtete. Er sah sie, wie es der Literaturkritiker Igor Suchich anmerkte, als „die Kakofonie des Aufstands“ und hasste die Bolschewiki.
Im Jahr 1920 verließ er zusammen mit seiner Frau die Stadt Odessa und reiste, mit einem Zwischenaufenthalt in Istanbul, nach Paris. „Ich habe plötzlich verstanden: Ich befinde mich im Schwarzen Meer, auf einem fremden Schiff... Russland gibt es nicht mehr und auch mein altes Leben nicht“, schrieb er in seinen Memoiren.
Die Familie Bunin ließ sich schließlich in Frankreich nieder. Bunin widmete sich weiterhin seiner schriftstellerischen Tätigkeit und blieb, vor der Zeit von Wladimir Nabokow, einer der bekanntesten Akteure der russischen Emigrantenliteratur. Dennoch kam die Familie finanziell kaum über die Runden. Im Jahr 1933 erhielt Bunin den Nobelpreis für Literatur und auf die Frage nach seiner Staatsbürgerschaft antwortete er: „ein russischer Exilant“. Er starb im Jahr 1953 in Paris.
Sergej Rachmaninow
Global Look PressBereits im Jahr 1917 war Rachmaninow ein weltberühmter Komponist und Pianist. Als Kritiker der kommunistischen Idee nutzte er im Jahr 1918 seine erste Gelegenheit und floh, über Schweden und Dänemark, nach Europa. Dort hatte er durch regelmäßige Konzerte innerhalb eines Jahres genug Geld verdient, um in die Vereinigten Staaten zu ziehen.
In Amerika widmete sich Rachmaninow seinen Tourneen als Pianist und wurde schnell zum Star. In den Jahren zwischen 1918 und 1943 spielte er 92 Konzerte in der berühmten New Yorker Carnegie Hall. Zeitgleich schrieb er in dieser Zeit jedoch nur sechs Musikstücke, da es dem Komponisten schwer fiel, von seiner Heimat getrennt zu sein. „Als ich mein Heimatland verlor, verlor ich auch mich selbst... Ich bin nicht gewillt, ohne die Traditionen und den russischen Boden unter meinen Füßen etwas zu schaffen", pflegte er zu sagen.
Während des Zweiten Weltkrieges machte er sich große Sorgen um Russland und schickte sogar Geld, das er bei mehreren Konzerten verdient hatte, an den Fonds der Roten Armee. Leider lebte er nicht lange genug, um den Sieg Russlands mitzuerleben. Er starb im Jahr 1943 in Beverley Hills in den Vereinigten Staaten.
Nikola Berdjajew
SputnikDer Philosoph, der die Idee des „russischen religiösen Existenzialismus“ hatte und in seinen Werken die Idee der Freiheit förderte, wollte die UdSSR eigentlich nicht verlassen. Seine Kritik an den Bolschewiki, die er für zu rationalistisch und diktatorisch hielt, ließ ihm jedoch keine Wahl. Nach seiner Verhaftung im Jahr 1922 sagten „die Behörden mir, dass ich weggeschickt werde und sie mich erschießen werden, wenn ich versuche zurückzukommen“, erinnerte er sich in seinen Memoiren.
Zusammen mit anderen Gegnern des Bolschewismus war Berdjajew gezwungen, Russland auf einem so genannten „philosophischen Schiff“ zu verlassen. Er lebte danach in Deutschland und Frankreich, hörte nie auf zu schreiben und wurde im Westen besonders mit seinem Buch „Das neue Mittelalter“ berühmt. Er selbst blieb jedoch missmutig und vermisste weiterhin sein Land. „Ich bin in Europa und Amerika sehr bekannt, meine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt. Das einzige Land, das fast nichts über mich weiß, ist mein Russland“, schrieb er traurig.
Igor Sikorski
Karl Bulla/WikipediaVor der Revolution war Sikorskis Position in Russland mehr als nur hochrangig. Als begnadeter Flugzeugkonstrukteur und Pilot schuf er das weltweit erste schwergewichtige Flugzeug mit vier Triebwerken und erhielt vom Zaren selbst mehrere Aufträge. Als Direktor seiner eigenen Firma produzierte Sikorski während des Ersten Weltkrieges Flugzeuge für die russische Armee, verlor aber im Jahr 1917 alles.
Loyal gegenüber Nikolai II. floh er aus Russland über die nördliche Grenze, um nach Frankreich und dann in die USA zu ziehen, wo er einen Neubeginn wagte. Sein Unternehmen Sikorsky Aircraft war in den 1940er bis in die 1950er Jahre vor allem wegen seiner technologisch anspruchsvollen Hubschrauber äußerst erfolgreich. Im Jahr 2015 wurde Sikorsky Aircraft von der amerikanischen Raumfahrtfirma Lockheed Martin übernommen. Sikorski blieb sein Leben lang ein russischer Patriot und treuer Anhänger der russisch-orthodoxen Kirche, trotz seiner etlichen Erfolge in Amerika. „Wir sollten arbeiten und all die Dinge lernen, die uns helfen, unser Vaterland wieder aufzubauen, sobald das von uns verlangt wird“, pflegte er zu sagen.
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