In der Sowjetunion gab es immer wieder Großbauprojekte, die einen Bedarf an schweren Muldenkippern mit sich brachten. Einer der weitverbreitetsten war der MAZ-525, der ab Anfang der Fünfzigerjahre vom Minsker Automobilwerk produziert wurde und eine Nutzlast von 25 Tonnen hatte. Doch schon bald zeigte sich, dass die Nachfrage nach einem noch leistungsfähigeren Fahrzeug bestand. Dies führte 1957 zur Entwicklung des MAZ-530 mit einer Nutzlast von 40 Tonnen. 1958 gewann dieser Truck den Grand Prix auf der Weltausstellung in Brüssel.
Aber nach dem umfangreichen Einsatz stellte sich heraus, dass der MAZ-530 eine Schwachstelle hatte – in Sandgruben war er nicht sehr wendig. So wurde im BelAZ-Werk, das von sowjetischen Behörden unweit von Minsk in der Stadt Schodsina 1948 errichtet worden war, ein neuer Lkw entwickelt, der den MAZ-525 und den MAZ-530 ersetzen sollte. Das neue Modell hieß BelAZ-540 und erwies sich als Erfolgsschlager. Der Prototyp des Trucks war in der beliebten sowjetischen Komödie Die Königin der Tankstelle (1963) zu sehen. Obwohl seine Nutzlast mit nur 27 Tonnen nicht sonderlich beeindruckte, war der Lkw für Arbeiten in Sandgruben gut geeignet und blieb jahrzehntelang im Einsatz.
Eine der nächsten Entwicklungen des Werkes in der Belorussischen Republik war der größte in der UdSSR hergestellte Lkw: der BelAZ 75501. Er hatte eine Nutzlast von 280 Tonnen – mehr als das Zehnfache der beiden vorherigen Fahrzeuge. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen Komatsu 1991 entwickelt. Erstmals in der Sowjetunion wurde ein Lkw mit Rückfahrkameras und einem elektronischen System zur Ladungsüberwachung ausgestattet. Der Motor dieses Riesen leistete 3150 PS und wurde in einem Werk in der Nähe von Moskau produziert.
Offiziell wurde dieser Laster für den Bedarf der nationalen Wirtschaftsentwicklung entwickelt, aber in Wirklichkeit war sein Hauptzweck der Transport großer ballistischer Raketenteile. Konstruiert wurde er in den Sechzigerjahren vom Moskauer Forschungsinstitut NAMI. Seine Länge betrug 17 Meter, er konnte bis zu 25 Tonnen tragen und alle zwölf Räder verfügten über eine hohe Traktion. Die Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h war für einen solchen Koloss recht ansehnlich. Aber dennoch entschieden Regierungsexperten, dass er zu komplex sei, um ihn zu produzieren, und so kam er nie über die Prototypenphase hinaus.
In den Achtzigerjahren wurde ein noch größeres Modell für den Transport von Interkontinentalraketen entwickelt: der MAZ-7907. Er hatte 24 Räder, war fast 23 Meter lang und sollte das bis dahin eisenbahngestützte Interkontinentalraketensystem RT-23 tragen. Er verfügte über eine Nutzlast von 150 Tonnen und konnte Lasten von bis zu 28 Metern Länge fortbewegen. Weltweit war er das einzige Automobil mit 24 Antriebsrädern. Jeweils die vier vorderen und hinteren Achsen waren gegenläufig lenkbar, was ihm einen für so ein Riesenfahrzeug geringen Wendkreis von 27 Meter verlieh. Allerdings wurden nur zwei Exemplare produziert, da eine Reihe von Raketenentwicklungsprogrammen am Ende des Kalten Krieges eingestellt wurde.
Das gesamte Knowhow, das bei der Entwicklung dieser Vorgängermodelle gewonnen wurde, floss in diese mobile Startrampe MZKT-79221 für ballistische Raketen vom Typ Topol-M ein. Das MAZ-Werk arbeitete mit dem Motorenwerk Jaroslawl zusammen, das Dieselmotoren lieferte, um dieses vielseitige Fahrzeug mit einer Nutzlast von 80 Tonnen herzustellen.
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