Russian sailors who were part of a naval expedition sent to the United States in mid 1863, returning to Russia in 1864. The Federal government treated the visit as supporting the Union cause in the American Civil War.
Getty ImagesSowohl die Menschen als auch die Regierung der Union begrüßten die russische Marine mit offenen Armen. / Getty Images
Obwohl der amerikanische Bürgerkrieg vor mehr als 150 Jahren endete, sorgt er bis heute für Kontroversen. Die Ereignisse in Charlottesville, Virginia, vor einigen Tagen sind dafür nur eines von vielen Beispielen. In der Stadt war ein Streit über die Entfernung eines Konföderationsdenkmals eskaliert. Es kam zu Gewalt – eine Person starb.
Der Bürgerkrieg war zweifelsohne ein Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte. Russlands Führer, obwohl sie so weit entfernt waren, verfolgten die Entwicklungen genau. Letztlich sollten sie eine kleine aber für den Sieg des Nordens entscheidende Rolle spielen.
Von Beginn des Krieges an drückte Russland seine absolute Unterstützung für die Regierung Abraham Lincolns aus. Man vertrat die Position, dass es sich bei ihr um die einzige legitimierte Autorität auf US-Boden handele.
„Russland wünscht sich vor allem anderen den Fortbestand der amerikanischen Union als eine unzertrennbare Nation”, schrieb Außenminister Alexander Gortschakow 1862 an Bayard Taylor, den Botschaftssekretär der US-Vertretung in Sankt Petersburg.
Von allen anderen europäischen Ländern stellte sich nur die Schweiz so deutlich auf die Seite der Union. Die beiden führenden Kräfte des Kontinents, Großbritannien und Frankreich, diskutierten hingegen die Möglichkeit, auf Seiten der Konföderation in den Krieg einzugreifen. Später wurde diese Idee jedoch verworfen und beide Länder verhielten sich neutral.
In dem oben genannten Brief Gortschakows an Taylor deutet dieser an, dass Russland ein Angebot erhalten habe, sich einer Koalition, vermutlich auf Seiten der Konföderation, anzuschließen. Dies habe man unverzüglich abgelehnt.
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Russlands Rolle im Bürgerkrieg sollte jedoch über diplomatische Unterstützung hinausgehen. Im September 1863 steuerten sechs Kriegsschiffe die Ostküste Nordamerikas an und blieben dort für sieben Monate. Von ihrer Basis in New York aus patrouillierten sie die Gewässer. Ähnliches trug sich auch in San Francisco zu: An der Westküste waren ebenfalls sechs Kriegsschiffe stationiert. So half man, plötzliche Angriffe des Südens auf zentrale Hafenstädte der Union zu verhindern.
Sowohl die Menschen als auch die Regierung der Union begrüßten die russische Marine mit offenen Armen. Augenzeugen berichteten, dass die Amerikaner unbedingt russischen Matrosen und Offizieren begegnen wollten und diese zu Banketts und Festen einluden.
„Russland schickte seine Flotten in amerikanische Gewässer, um so seine Sympathien für das Anliegen der Union zum Ausdruck zu bringen”, schrieb der amerikanische Historiker James Callahan 1908 voller Enthusiasmus. Später sollte sich jedoch herausstellen, dass die Wahrheit komplizierter war.
Für Russland spielte der interne Konflikt in den USA keine große Rolle, obwohl Zar Alexander II. die Leibeigenschaft 1861 hatte abschaffen lassen – nur zwei Jahre bevor Lincoln die Sklaverei verbot. Dennoch sah Russland pragmatische Gründe, den Norden zu unterstützen, wie der Historiker Nikolai Bolkhowitinow in einem Artikel schrieb.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war eine außenpolitisch schwierige Zeit für Russland. Nachdem man den Krimkrieg 1856 gegen eine Allianz aus Großbritannien, Frankreich und dem Osmanischen Reich verloren hatte, stand das Land nur wenige Jahre später vor einer weiteren Herausforderung: Im ehemaligen Staatsgebiet Polen-Litauens, das von Russland kontrolliert wurde, kam es zu einem Aufstand.
Inspiriert von Russlands militärischer Niederlage auf der Krim, versuchten die Polen, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen. Sowohl Frankreich als auch Großbritannien dachten darüber nach, auf Seiten der Polen in den Konflikt einzutreten. Bolkhowitinow betont, dass eine Verlagerung der Marineflotte nach Amerika im Falle eines Krieges in Europa sehr hilfreich gewesen wäre. Stationiert in neutralen Häfen, wäre es den Kriegsschiffen leichter gefallen, britische und französische Schiffe sowohl im Atlantik als auch im Pazifik anzugreifen. Da weder Großbritannien noch Frankreich in den polnischen Aufstand eingriffen, war dies letztlich nicht nötig. Der Aufstand selbst wurde schließlich von russischen Truppen niedergeschlagen.
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Nachforschungen in den Archiven der russischen Regierung belegen Bolkhowitinows Annahmen: Russland unterstützte die Union aus pragmatischen Überlegungen und keinesfalls aus Loyalität zu deren Ideen. Dennoch bleibt es eine Tatsache, dass die Zusammenarbeit für die Union von entscheidender Bedeutung war.
Man musste sich nicht um die Sicherheit der Küstengewässer sorgen und konnte so alle Kräfte im Bürgerkrieg bündeln. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass die beiden strategisch wichtigen Häfen in New York und San Francisco hätten angegriffen werden können, wäre die russische Marine nicht vor Ort gewesen. Schwere Schäden an den Häfen hätten die Union in ihren Kriegsanstrengungen zurückgeworfen und die Moral schwer beeinträchtigt.
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