Zunächst einmal ist Iwan kein russischer Name. Es handelt sich dabei vielmehr um die slawische Version eines alten jüdischen Namens. Von 2010 bis 2016 nahm der Name „Iwan“ den sechsten Platz auf der Liste der beliebtesten russischen Männernamen ein. Auf den ersten drei Plätzen befanden sich Alexander, Sergej und Dmitrij. Bei den weiblichen Vornamen, ist nicht, wie man vermuten würde, Natascha, sondern vor allem Jelena, gefolgt von Olga, beliebt. Natascha liegt auf dem dritten Platz.
Vielleicht hätten Sie das gerne, aber das ist nicht der Fall. Dieser weit verbreitete Irrtum stammt aus dem Jahr 2011, als die russische Regierung das Bier den Alkoholgetränken zuordnete, in dem Sinne, dass man Bier nicht auf der Straße, in den öffentlichen Verkehrsmitteln und so weiter trinken darf. Das heißt nicht, dass Bier zuvor nicht als alkoholisches Getränk galt! Das tat es immer. Nach geltendem Recht gilt jedes Getränk, dessen Alkoholgehalt bei mehr als 0,5 Prozent liegt, als alkoholisch. Davon ausgenommen sind Kwass und Kefir, die weniger als 0,5 Prozent Alkohol enthalten.
„Towarischtsch“, „Genosse“, ist ein Wort, das von den Bolschewiki geprägt wurde, um die Anreden der vorrevolutionären Zeit wie „gospodin“, also „Herr“, und „gosposcha“, „Frau“, zu ersetzen. Man kann „towarischtsch“ zwar auch als Anrede für eine Frau benutzen, im Volksmund wird es jedoch nicht mehr verwendet. Sollten Sie es dennoch irgendwo hören, wird vermutlich eine Spur von Ironie mitschwingen.
Es mag Sie vielleicht überraschen, aber so etwas wie eine „traditionelle russische“ Kleidung gibt es nicht. Die russische Nation besteht aus vielen verschiedenen Nationalitäten und Kulturen, so dass die Volkstrachten sich sehr voneinander unterscheiden. Uschankas sind zwar im Winter immer noch nützlich, waren aber vor allem in der Sowjetzeit populär. Als die Kleidungsindustrie dem Staat gehörte, wurden die Uschankas nach den Vorgaben der Regierung hergestellt. Heute bevorzugen die meisten Menschen gestrickte Wintermützen – und auch Sie würden keine Uschanka tragen wollen, wenn die Temperatur bei weniger als minus 15 Grad Celius draußen läge, denn dann wäre sie einfach zu warm. Militärische Gürtel waren vorwiegend in der Sowjetzeit populär, da es schwierig war, einen anständigen Gürtel zu kaufen. Vor allem Männer trugen ihn oft, da sie ihn zusammen mit ihrer Armeeuniform bekamen.
Die russischen Filzstiefel, Walenki, eignen sich vor allem in verschneiten Dörfern oder für Spaziergänge im Wald als Fußbekleidung, in der Stadt hingegen werden sie im Winter im Schneematsch sehr schmutzig. Nur wenige in der Stadt lebende Russen haben sie zuhause, aber für gewöhnlich halten sie ein paar auf ihrer Datsche bereit. Die russischen Bastschuhe, Lapti, sind hingegen komplett überflüssig geworden.
Der Kommunismus war zu Sowjetzeiten eine Staatsideologie und die, die sich dagegen aussprachen, konnten in Schwierigkeiten geraten. In der Stalin-Ära wurden Antikommunisten inhaftiert oder hingerichtet. Nach 1991 geriet die Ideologie in Verruf, so dass nur wenige Menschen heute noch an kommunistische Ideen glauben. Bei älteren Menschen ist diese Ideologie jedoch immer noch beliebt und, obwohl die Kommunistische Partei der Russischen Föderation nur etwa 160.000 Mitglieder hat, ist sie seit 1994 in jeder Staatsduma durch eigene Abgeordnete vertreten.
Russland hat vier Klimazonen mit Temperaturen, die von minus 41 Grad Celsius in Jakutsk bis zu plus 41 Grad Celsius in Astrachan reichen. Russen kennen also alle Arten von Wetter und Temperatureinflüssen. Natürlich ist in den meisten Teilen Russlands der Winter lang und dauert fünf bis sechs Monate im Jahr, dennoch ist es in den Großstädten tendenziell wärmer, so dass die Stadtbewohner im Winter eher mit Schlamm als mit Schnee konfrontiert sind. Und natürlich herrscht in Russland auch Sommer, der erdrückend heiß sein kann – selbst in Sibirien!
Für westliche Ohren mögen sich durch die „ch-tsch-sch-schtsch“ Laute alle slawischen Sprachen gleich anhören, weil sie zu derselben Sprachgruppe gehören. Doch auch wenn es zwischen ihnen Ähnlichkeiten gibt, existieren nichtsdestotrotz große Unterschiede beim Wortschatz und in der Grammatik. Viele Russen können zwar die gesprochene ukrainische Sprache verstehen, dennoch ist für sie das Lernen der polnischen, tschechischen, bulgarischen oder serbischen Sprache eine große Herausforderung.
Obwohl Russland kein armes Land ist, haben die meisten Russen Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. Nichtsdestotrotz geht es den Russen nicht schlecht. Nach dem Bruttoinlandsprodukt belegt Russland in der Rangliste der Länder den zwölften Platz, zudem hat das Land mehr als 180 000 US-Dollar-Millionäre.
Zeitgleich herrscht in Russland die weltweit größte Einkommensungleichheit. Nach Angaben des russischen Rechnungshofes lebten im Jahr 2017 mehr als 22 Millionen Menschen, das heißt etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung, unterhalb der Armutsgrenze und etwa fünf Millionen Menschen verdienten weniger als 1 300 Dollar im Jahr.
Russland ist ein großes Land und die wirtschaftlichen Bedingungen variieren von Region zu Region. Es ist jedoch über 20 Jahre her, seit die Lebensmittelgeschäfte leer waren. In Moskau, Sankt Petersburg und anderen wichtigen Städten kann man sogar die teuersten „Supernahrungsmittel“, Steaks sowie noble alkoholische Getränke finden. Mittlerweile sind auch in jeder Stadt auf dem Bauernmarkt Frischkost und Lebensmittel erhältlich.
Die russische Mafia ist eine feste Größe in Hollywoodfilmen, doch in der Realität sehen die Russen immer weniger von ihr. Nach den turbulenten 1990er Jahren sind die meisten Verbrecher entweder eingesperrt oder getötet worden, man hört also sehr selten Schüsse auf den Straßen. Zudem können Sie einer kriminellen Vereinigung nicht einfach so beitreten, da Kriminelle gewöhnlichen Menschen misstrauen.
Im Gegenteil, fast eine Million Russen dienen bei der Polizei und bilden, nach China und Indien, die drittgrößte Polizeitruppe der Welt, die mit umgerechnet 623 Polizisten pro 100 000 Einwohner den größten prozentualen Anteil an Polizisten pro Kopf besitzt. Trotzdem haben viele Russen in Form von unbezahlten Schulden oder Gebühren wegen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung „Probleme mit dem Gesetz“.
Ganz und gar nicht. In Wirklichkeit irritiert die bloße Erwähnung dieser Wörter jeden englischsprachigen Russen, da er oder sie diese Stereotype satt hat. Für Russen ist es lächerlich, „na sdorowje“ als Trinkspruch zu verwenden. Denn diese Worte sind für gewöhnlich die Antwort darauf, wenn jemand „spasibo“, also „danke“, sagt und bedeuten in diesem Zusammenhang soviel wie: „Gern geschehen!“.
Als Trinkspruch benutzen die Russen eher „Sa sdorovje!“, also „Auf die Gesundheit!“, doch auch das wird heutzutage immer seltener. Unter den informellen, kurzen Trinksprüchen findet man „Davaj!“ oder „Pojechali!“, die so viel wie „Auf geht’s!“ heißen, sowie „Wzdrognem!", einem Trinkspruch aus der Sowjetära, der wörtlich „Lass uns erschaudern!“ bedeutet, denn das ist es, was Ihnen nach dem Leertrinken eines Gläschens Wodka zustoßen könnte. Und wundern Sie sich nicht, wenn nach einem oder zwei Trinksprüchen alle anfangen, ohne anzustoßen, einfach zu trinken. Das ist völlig normal.
Es ist zwar nichts Ungewöhnliches, wenn sich ein Bär oder ein Elch in ein abgelegenes russisches Dorf oder eine Stadt verirren, dennoch laufen die Bären nicht durch die Straßen der Stadt, denn dann würden sie von der Polizei mit einem aus einem Gewehr abgschossenen Beruhigungsmittel schnell ruhig gestellt werden. Es gibt jedoch eine russische Familie, die einen Bären als Haustier hält.
Niemandem in Russland ist völlig klar, was die „geheimnisvolle russische“ Seele ist. Das Konzept wurde von einigen russischen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts, wie Tolstoj und Dostojewskij, entworfen, die in ihren psychologischen Romanen das Geheimnis der russischen Ethik und Lebensweise erforschten.
Die Idee der „russischen Seele" besagt, dass die Russen ihre eigene Art zu leben haben, eine Alternative zu der Lebensweise der westlichen Welt. In der Sowjetzeit hatte dieses Konzept in der kommunistischen Weltanschauung keinen Platz, nach der Perestroika jedoch wurde es mit der Suche nach der nationalen Identität wieder eingeführt. Der Kerngedanke ist dabei, dass Russland, auch wenn es sowohl von östlichen als auch von westlichen Werten beeinflusst wird, immer seinen eigenen „dritten Weg“ wählt. Allerdings kann niemand genau bestimmten, was das heißt.
Den KGB gibt es nicht mehr. Heute hat der Inlandsgeheimdienst der Russischen Föderation, kurz der FSB, viele Funktionen des KGB übernommen. Seit der Sowjetzeit kursiert dennoch das Gerücht, dass, wenn Sie in einen Telefonhörer „Auslösewörter“ wie „Bombe“ oder „Explosion“ sprechen, die Polizei beginnt, Ihr Gespräch aufzunehmen. Doch das ist nur eine Legende.
Mithilfe der modernen Technologie, wie der IP-Adressenverfolgung, den Straßen- und Verkehrskameras, ist die Überwachung heute so einfach wie noch nie. Dennoch müsste man etwas wirklich Bedrohliches tun, um die ernsthafte Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zu ziehen, schon allein wegen der Tatsache, dass eine Überwachung viel Geld kostet. Eine überwachte Person wird für gewöhnlich verdächtigt, in Verbindung mit terroristischen Aktivitäten zu stehen.
Des Weiteren spielen viele ehemalige KGB-Offiziere in der russischen Politik eine bedeutende Rolle.
"Liebe" ist ein relativ starkes Wort. Die Hauptgründe, auf der Datscha Urlaub zu machen, waren lange Zeit recht pragmatischer Natur. Die Datschen wurden seit den fünfziger Jahren für viele Russen zu einer Nahrungsquelle und einem zusätzlichen Einkommen – dort bauten sie nämlich Gemüse für sich selbst an oder verkauften es auf den lokalen Märkten. Folglich verbrachte die ganze Familie an den Wochenenden die meiste Zeit auf der Datscha, um den Garten zu pflegen und sich auszuruhen. Aber auch heute, obgleich die Gewohnheit, auf der Datscha zu arbeiten, weniger verbreitet ist, lieben es die meisten Russen, ihre Freizeit auf dem Land zu verbringen.
Laut dem gemeinnützigen Projekt der russischen Webseite „Autostrada.info“ sind die Straßen des Landes bunt gemischt. Nur 47 Prozent der Bundesstraßen, 39 Prozent der Verbindungsstraßen und 39 Prozent der regionalen Straßen wurden von den Fahrern als „gut“ bewertet; 47, 43 beziehungsweise 39 Prozent sind laut den Fahrern in einem „passablen“ Zustand und fünf, 18 und 22 Prozent werden als „schlecht“ eingestuft.
Die Zahlen machen deutlich, dass man in Russland nirgendwohin gehen kann, ohne auf schlechten Straßen fahren zu müssen, die von den Fahrern gerne als „Panzerprüfgelände“ bezeichnet werden, da ihre Beulen und Löcher nur in einem Panzer durchquert werden können.
Die schlechten Straßen sind größtenteils auf die schier endlosen Bauarbeiten im ganzen Land zurückzuführen, bei denen schwere Lastwagen die Straßen kaputtmachen. Zudem wird das undurchsichtige System des Straßenbaus noch nicht ausreichend überwacht. Straßenschäden bleiben einer der Hauptgründe der vielen Verkehrsunfälle, die Situation wird jedoch mithilfe gemeinnütziger Projekte wie RosYama, die Menschen helfen, offizielle Beschwerden über schlechte Straßen einzureichen, zunehmend besser.
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In Russland gibt es wie in jedem Land bestimmte Gesprächsthemen, die zu meiden sind, wenn Sie keinen unnötigen Streit provozieren möchten. Wir haben die acht wichtigsten Fragen und Kommentare für Sie zusammengefasst, die Sie besser für sich behalten.
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