Julia aus Moskau ist am 17. März aus der Schweiz nach Hause zurückgekehrt. Sie berichtet von ihren Erfahrungen. „Wir durften das Flugzeug erst verlassen, als ein Virologe an Bord kam und mit einer Wärmebildkamera die Temperatur aller gemessen hat“, erinnert sie sich. Alle internationalen Flüge, die am Moskauer Flughafen Scheremetjewo ankamen, wurden zu einem speziellen Terminal geleitet. Die Warteschlange an der Passkontrolle war extrem.
„Alle Passagiere wurden in zwei Reihen aufgeteilt. Diejenigen, die nicht aus Moskau kamen, durften passieren, wurden aber aufgefordert, ihren Arzt vor Ort zu kontaktieren. Die Moskowiter wurden jedoch getestet, bevor sie den Flughafen verließen. Die Ärzte saßen an einem langen Tisch und hatte zwei Abstrichröhrchen, eines für eine Probe aus der Nase, eines für eine Probe aus dem Rachen.“
Drei Tage später wurde Julia mitgeteilt, dass einer der Passagiere auf ihrem Flug positiv auf das Coronavirus getestet worden war und dass sie zu Hause bleiben solle. „Ich saß sowieso schon zu Hause und befolgte die Anweisungen der Behörden. Ich benötigte keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, da unser Büro bereits auf Homeoffice umgestellt hatte. Allerdings hatte ich gestern ein bisschen Husten und geriet ein wenig in Panik“, berichtet Julia.
Ihr Testergebnisse erhielt sie am 25. März per E-Mail: Negativ! „Dann bekam ich einen Anruf von der örtlichen Klinik. Sie fragten, ob ich zu Hause sei und sagten, sie würden kommen, um einen zweiten Test zu machen. Sie würden am 10. Tag nach dem ersten Test kommen. Also wartete ich zu Hause auf sie.”
Wenn auch der zweite Test negativ ist, darf Julia am 31. März ihre Selbstisolation beenden.
Natalja Grebenjuk, die ebenfalls in Moskau lebt, wurde auf das neue Virus getestet, nachdem sie den Krankenwagen gerufen hatte, als sie plötzlich hohes Fieber bekam. „Ich kam von der Arbeit mit einer Temperatur von fast 39 °C und fühlte mich so schlecht, dass ich mich entschied, einen Arzt zu rufen", sagt Natalja. „Das erste, was sie fragten, war, ob ich kürzlich im Ausland gewesen sei und ich sagte: ‚Nein‘. Dann fragten sie, ob ich mit jemandem in Kontakt gewesen sei, der kürzlich im Ausland war. Einer meiner Kollegen war in den Ferien im März in Europa. Daher haben sie mich wahrscheinlich getestet.“
Ein Arzt kam ins Haus und machte einen Abstrich. „Sie haben mir das Ergebnis fünf Tage später per E-Mail geschickt", sagt Natalja. Zum Glück war es negativ. Sie sagten, ich hätte eine akute Virusinfektion der Atemwege.“
Natalja ist derzeit krankgeschrieben. Die Bescheinigung wurde ihr zugeschickt. Als sie jedoch in ihre örtliche Klinik ging, um eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz zu bekommen, empfahl der Arzt ihr, noch nicht wieder arbeiten zu gehen, sondern sich weiter in Quarantäne zu begeben.
„Gestern bekam ich einen Anruf von Rospotrebnadsor und sie fragten nach meinem Befinden und wollten wissen, ob ich zu Hause bliebe“, erzählt Natalja. „Sie sagten mir, ich solle mich bis zum 4. April zu Hause selbst isolieren.“
Derzeit werden von den medizinischen Behörden angeordnete Tests auf das Coronavirus in Laboratorien in Nowosibirsk und im Zentrum für die Bekämpfung der Beulenpest von Rospotrebnadsor in Moskau analysiert.
Getestet werden Russen, die im Ausland waren oder zu Auslandsrückkehrern Kontakt hatten. Für ein zuverlässiges Ergebnis wird zwei bis drei Mal getestet, je nachdem, ob Symptome vorhanden sind.
Gleichzeitig bieten mehrere private Labors ihre eigenen Schnelltests an. Das Unternehmen Gemotest bietet den Test in Moskau und mehreren Städten in der Region Moskau an (der Test kostet 1.900 Rubel/rund 21 Euro). Außerdem bietet eine Firma namens Helix den Test in Moskau, St. Petersburg und Jekaterinburg an (der Preis liegt unter 1.000 Rubel/etwa 11 Euro).
Beide Unternehmen versprechen Ergebnisse in wenigen Tagen. Der Vorgang dauert fünf Minuten.
„Tests werden nur bei asymptomatischen Patienten durchgeführt, d.h. bei Patienten, deren Körpertemperatur unter 37 °C liegt und die frei von offensichtlichen Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion sind, sowie bei Personen, die in den letzten zwei Wochen nicht im Ausland waren und keinen Kontakt zu Rückkehrern hatten“, erklärt (rus) ein Helix-Sprecher.
Beide Labors haben ihre Testsysteme vom Vector Center in Nowosibirsk erhalten und sind von Rospotrebnadsor akkreditiert. Ihr Test basiert auf der PCR (Polymerasekettenreaktion). Die Analyse einer Probe dauert (rus) acht bis zwölf Stunden.
Die Laboratorien der Hauptstadt erklären, sie könnten 2.500 bis 3.000 Tests pro Tag auswerten. Auch in anderen Regionen Russlands bereiten sich private Zentren darauf vor, in den kommenden Wochen Coronavirus-Schnelltests durchzuführen.
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