Russen sind sehr flexibel, wenn es um die Mittag- oder Abendbrotzeit geht. Es variiert von Familie zu Familie und von Person zu Person. Restaurants bieten verschiedene Mahlzeiten zu fast allen Tageszeiten an. Wenn ein Gast erwartet wird, sind Russen etwa ebenso flexibel. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Der muss dann eben allein essen.
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Aber diese Flexibilität betrifft nicht nur die Ankunft, sondern auch das Essen an sich. Es gibt keine strikte Abfolge. Zu einer Mahlzeit gehört zwar grundsätzlich eine Suppe, ein Salat, Fleisch oder Fisch sowie Beilagen wie Kartoffeln, Reis oder "Lapscha"-Nudeln und am Ende ein Nachtisch. Sie können aber auch die Reihenfolge verändern, etwas überspringen und mehr von einem anderen Teil essen.
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Eine wichtige Regel aber ist das Trinken - und nein, hier ist kein Alkohol gemeint. Viele Mütter sagen ihren Kindern immer wieder: "Iss nicht trocken!" Das heißt, Sie sollten während des Essens unbedingt auch immer etwas trinken, denn dan könne man besser schlucken und die Verdauung werde angeregt. Also wundern Sie sich nicht, wenn Sie direkt zum Hauptgang schon Tee bekommen. Oder nehmen Sie eine Suppe dazu, wenn Sie zum Beispiel nur ein trockenes Sandwich bestellen.
Besonders wichtig auf dem russischen Essenstisch ist Fleisch. Russen essen traditionell jeden Tag Fleisch - außer sehr gläubige Menschen in den vielen Fastenzeiten im Jahr. Mittlerweile wächst zwar auch die Anzahl der Vegetarier im Land, trotzdem ist das noch lange nicht die Regel.
"Fleisch gehört zum täglichen Essen, ich könnte ohne Fleisch nicht einen Tag überleben", sagt beispielsweise Jurij, der seine deutsche Frau und ihren sparsamen Fleischkonsum oder seine italienischen Kollegen bis heute nicht verstehen kann, die auch mit einem Mittagessen aus Tomaten, Salat und Käse zufrieden sein können.
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Der russische Winter, so heißt es, sei ja so sehr lang und hart, dass die Menschen sich viele Kalorien anessen müssten. Darum gibt es auch zu jeder Speise Brot dazu. Außerdem trugen auch die langen Hungerzeiten in den 1930er Jahren und während des Großen Vaterländischen Krieges beispielsweise die Leningrader Blockade dazu bei, dass viele, vor allem ältere Menschen, bis heute keine einzige Scheibe Brot verderben sehen können. "Brot ist das wichtigste" - das gaben sie dann auch den folgenden Generationen weiter.
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Und noch einen Tipp gibt es gegen den bösen Winter und Alex, ein Deutsch-Niederländer, der einige Monate in Westsibirien arbeitete, hat es erlebt: "Es ist eine Leidenschaft, rohe Zwiebeln und Knoblauch zum Mittag- und Abendessen zu essen. Die Russen sagen, das schützt vor der Kälte. Ichhab's nie probiert, bin aber auch so nicht krank geworden." Oft gehören Zwiebeln und Knoblauch in großzügigen Dosen zu Salaten, Brot oder als selbstständige Beilage dazu.
Erwarten Sie keine riesige Gewürzpalette in der russischen Küche: Da gibt es neben Zwiebeln und Knoblauch vor allem Schwarzen Pfeffer, Lorbeerblätter und Dill.
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Der Italiener Dino ist überrascht: "Für mich schmecken Pelmeni genau so wie Kotelett. Viele russische Gerichte könnten noch besser werden, wenn man mehr Gewürze für unterschiedliche Geschmäcker benutzen würde. Ach, und dann ist da noch Majonäse einfach überall.
Die Amerikanerin Lara hat vor allem der Dill verfolgt: "Sie tun das einfach überall hinein! Jeden Tag geh ich in die Stolowaja und rieche da - Dill!"
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Im Russischen gibt es eine sehr bildliche Redensart für das Verhältnis der Russen zum Essen: "Wenn ich esse, bin ich stumm und taub." Damit wird auch verhindert, dass man sich ständig verschluckt. Das lernen die Kinder von Anfang an.
Gleichzeitig aber wird an Essenstischen viel gesprochen - darum dauern Essen mit Russen auch stets sehr lange. Essens- und Gesprächsabschnitte wechseln sich ab. Und trinken - siehe oben - nicht vergessen!
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