Alexander Winnik wurde Diebstahl, Beihilfe zum Drogenhandel sowie Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. / Reuters
Der griechische Urlaubsort Chalkidiki. Ein 5-Sterne-Hotel, in dem der 38-jährige Russe Alexander Winnik mit seiner Familie Urlaub macht. Am Morgen des 25. Juli dringen Spezialeinheiten der Polizei in das Hotelzimmer der Familie ein.
Das FBI wirft Winnik Diebstahl sowie den Missbrauch persönlicher Daten von Nutzern der Bitcoin-Börse Btc-e, Beihilfe zum Drogenhandel und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor. Zudem beschuldigt ihn das US-Justizministerium Geld in einem Umfang von insgesamt vier Milliarden US-Dollar gewaschen zu haben.
Winnik ist Chef der russischen Bitcoin-Börse Btc-e, einem der größten Marktplätze zum Umtausch der Kryptowährung Bitcoin. Über Btc-e soll Winnik gestohlenes Geld legalisiert haben. Der Anklageschrift zufolge hat alles im Jahr 2011 angefangen, als Winnik die Bitcoin-Börse Btc-e eröffnet und dort von Konkurrenten gestohlenes Geld platziert hat.
Anfang 2016 galt die Kryptowährung Bitcoin in Russland als die Ausgeburt des Bösen und nicht als die Evolution des Finanzmarktes. Btc-e wurde auf einen Gerichtsbeschluss hin geschlossen, da Bitcoin in Russland nicht als offizielle Währung zugelassen war und man mit ihr nicht bezahlen konnte. Zu der damaligen Zeit wusste man noch sehr wenig über die Besitzer von Btc-e. Die Rede war lediglich von den Programmierern Alexander und Alexej, die im Innovationszentrum Skolkowo bei Moskau arbeiteten und in Russland leben würden.
Die Bitcoin-Börse Btc-e war einst wichtigster Marktplatz für die Kryptowährung in Russland und der Größe nach weltweit unter den Top 10. Nach der gerichtlich angeordneten Schließung wurden die Btc-e-Server schnell ins Ausland verlagert, sodass Btc-e weiter aktiv blieb und kaum an Nutzern verlor.
In Russland gibt es für das Zahlen mit digitaler Währung noch keine gesetzliche Grundlage. / Reuters
Zu der damaligen Zeit wurden auf Btc-e täglich US-Dollarbeträge in zweistelliger Millionenhöhe umgesetzt, wie das Vorstandsmitglied der Blockchain.Community und technischer Direktor der Bitcoin-Börse Safello, Alexej Bragin, behauptet. Allerdings stand der Handel mit Bitcoins zu der damaligen Zeit in Russland auf derselben Stufe mit Drogen- und Waffenhandel oder Geschäften mit Pornografie. Deshalb bemühten sich die Chefs der Bitcoin-Börsen um maximale Anonymität.
„Mit der Zeit hat sich der russische Bitcoint-Markt legalisiert. Die Identität der Gründer von Btc-e blieb jedoch im Schatten, was nicht unbedingt ein gutes Zeichen war“, erinnert sich Bragin. Seinen Worten nach hatte der Marktplatz eine ganz gute Reputation in den einschlägigen Kreisen. Obgleich auch renommierte Unternehmen Btc-e als Plattform genutzt hätten, „agierte die Börse jedoch stets in einer Grauzone, ohne offizielle Erlaubnisse Finanzgeschäfte abwickeln zu können“.
In der Branche ging das Gerücht um, Btc-e sei auf Zypern registriert und ihre Server würden in Bulgarien stehen. Als Partnerbanken wurden Institute in Europa, unter anderem in Tschechien genannt.
Bitcoin ist die populärste Kryptowährung der Welt, die besonders in Schattenmärkten beliebt war. Daher kommt auch die Assoziierung mit der kriminellen Welt. Allerdings ist Bitcoin mittlerweile in einigen europäischen Ländern oder auch in Japan ein offiziell anerkanntes Zahlungsmittel. In Russland gibt es für das Zahlen mit digitaler Währung noch keine gesetzliche Grundlage.
Die Vorteile kryptischer Währung bestehen darin, dass man bei der Abwicklung von Zahlungsmodalitäten keinen Mittler wie zum Beispiel eine Bank oder einen Börsenmakler braucht. Der Geldtransfer von einer Brieftasche in die andere geht absolut anonym vor sich. Heute hat sich der Kurs für einen Bitcoint bei ungefähr 2 600 US-Dollars eingependelt.
Das US-Justizministerium geht davon aus, dass Winniks kriminelle Karriere im Jahr 2011 begann. In diesem Jahr wurde Btc-e gegründet, gleichzeitig verschwanden Gelder von den Konten der in Japan registrierten Konkurrenzbörse Mt. Gox, dem damals wichtigsten Marktplatz für die boomende Kryptowährung.
Mark Karpeles (l.), Leiter der Börse Mt. Gox. / Reuters
Hacker hätten zwischen 2011 und 2013 die privaten Schlüssel von Mt.Gox kompromittiert und auf diese Art bis zu deren Untergang insgesamt 630.000 Bitcoins entwendet. Schließlich musste Mt.Gox – seinerzeit weltweit für 70 Prozent aller Transaktionen mit der digitalen Währung verantwortlich – im Jahr 2014 Konkurs anmelden.
Die auf den Fall von Mt.Gox spezialisierte Sicherheitsfirma Wizsec sieht in Alexander Winnik klar den Verantwortlichen hinter dem Untergang von Mt.Gox. Die Analyse von Transaktionen hat ergeben, dass die von anderen Börsen gestohlenen Gelder stets auf den Konten ein und desselben Mannes gelandet sind – Alexander Winnik. „Danach hat Winnik das meiste Geld weiter an BTC-e transferiert. Dort wurde es vermutlich weiterverkauft oder gewaschen“, heißt es im Wizsec-Bericht.
„Es wurden Beweise sichergestellt, die belegen, dass Winnik kein Hacker oder Dieb sondern Geldwäscher ist”, heißt es im Bericht der Sicherheitsfirma. Alle Unterlagen dazu wurden an die US-Behörden weitergegeben.
Winnik droht nun die Auslieferung an die USA, eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren und eine Geldstrafe in Höhe von etwa 500 000 US-Dollar. Während Winnik jegliche Schuld abstreitet, hat seine Börse Btc-e die Arbeit zeitweilig eingestellt. In einer Mitteilung auf dem Twitter-Account des Unternehmens heißt es, dass derzeit mehrtägige Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt würden.
Das Waschen von Kryptowährung ist weltweit einmalig. Der Geschäftsführer der russischen Sicherheitsfirma Zecurion Alexander Kowalew geht jedoch davon aus, dass bei Anklage der US-Behörden gegenüber Winnik „nicht Geldwaschgeschäfte im Fokus stehen“. Dem Experten zufolge könne man deshalb nicht davon sprechen, dass diese Art der Kriminalität besonders verbreitet sei.
Russische Experten gehen davon aus, dass der Bitcoint-Kurs infolge dieses Vorfalls etwas zurückgehen werde.
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