Ksenija Sobtschak wurde 2004 mit ihrer Reality-TV-Show “Dom-2” (zu Deutsch “Haus-2”, eine Art "Big Brother") berühmt.
Nach 13 Jahren läuft die Sendung noch immer, aber wird vor allem mit schlechtem Geschmack und den vulgärsten Vorkommnissen im russischen Fernsehen in Verbindung gebracht. Ksenija Sobtschak wurde hingegen eine ernstzunehmende und einflussreiche Persönlichkeit der russischen Gesellschaft.
Wladimir Putin hat seine Kandidatur für eine weitere Amtszeit als Präsident bislang nicht offiziell bekannt gegeben, doch nur wenige Menschen in Russland zweifeln daran. In den vergangenen Monaten kamen immer wieder Gerüchte auf, dass Sobtschak im März bei den Wahlen gegen Putin antreten könnte, und am gestrigen Mittwoch veröffentlichte die Tageszeitung „Wedomosti“ einen Artikel, in dem die Autoren behaupten, Sobtschak habe ihre Kandidatur für das Präsidentenamt in einem Brief an die Redaktion offiziell bestätigt.
Putin selbst hatte seine politische Karriere einst als ein Stellvertreter Anatoli Sobtschaks begonnen. Dieser war zu jener Zeit Bürgermeister Leningrads, als die Stadt wieder ihren historischen Namen Sankt Petersburg annahm. Bürgermeister Sobtschak, der im Jahr 2000 starb, galt als aufrichtige und weise Persönlichkeit, die zutiefst an demokratischer Prinzipien glaubte. Gerüchte besagen gar, dass Putin, der als Sobtschaks rechte Hand galt, der Patenonkel Ksenijas sein könnte.
Wadimir Putin, Ksenija Sobtschak und ihre Mutter Ljudmila Narusowa
Kremlin.ruIhren ersten Fernsehauftritt hatte Ksenija Sobtschak im Jahr 2004 und in ihrer öffentlichen Rolle galt sie als Teil der sogenannten „goldenen Jugend“ mit dem bezeichnenden Spitznamen „Russlands Paris Hilton“. Selbst eine eigene Fernsehsendung hatte sie. Die Show mit dem Titel „Blond in Schokolade“ zeigte die junge Frau im Luxus schwelgend und teure Getränke schlürfend. Sie war ein professionelles Sternchen und als solches stets auf den Partys der Reichen und Schönen Russlands anzutreffen. Zudem fungierte sie schon damals als Moderatorin von Musikpreisen und großen Firmenveranstaltungen. Dennoch wurde ihr Name immer auch mit Skandalen verbunden, die ihr viel Geld und noch mehr Gegner einbrachten.
Das Jahr 2012 wurde für Sobtschak dann zu einem Wendepunkt. Ihr Image wandelte sich um 180 Grad, als sie sich darum bemühte, eine ernstzunehmende Persönlichkeit zu werden. Sie begann, eine Brille zu tragen und ernsthafte journalistische Projekte zu verfolgen. Bis in diesen Sommer interviewte sie bedeutende Politiker, Geschäftsleute und andere Journalisten in ihrer Sendung „Sobtschak live“, die auf dem Fernsehsender „Doschd TV“ ausgestrahlt wurde.
Ebenfalls im Jahr 2012 wurde sie zur Chefredakteurin der Hochglanzzeitschrift „SNC”, die zuvor unter dem Titel „Sex and the City” erschienen war. 2014 verließ sie das Medium, um Chefredakteurin des Magazins „L‘Officiel“ zu werden.
Ihr überraschendstes und wohl auch ernsthaftestes Projekt war wohl jedoch, dass sie sich der politischen Opposition anschloss. Als Demonstranten 2012 auf die Straße gingen, um faire Wahlen zu fordern, schlossen sich auch Sobtschak und viele ihrer Freunde, oft ebenfalls Journalisten, Schauspieler oder Autoren, den Protesten an. Sie alle wurden zu Persona non-grata und hatten fortan keine Chance mehr, im Staatsfernsehen arbeiten zu können.
Über ihr politisches Engagement lernte Ksenija schließlich auch ihren zukünftigen Ehemann, den Schauspieler Maxim Witorgan kennen. 2016 kam der gemeinsame Sohn Platon zur Welt.
Weil Sobtschak aber für eine lange Zeit enge Beziehungen zu Putins engsten Verbündeten nachgesagt wurden, bezweifelten viele, dass ihr Wechsel in die Opposition ernst zu nehmen sei. Ihre Kommentare in sozialen Netzwerken sowie ihre Interviews in Bezug auf die Politik des Kremls wurden jedoch immer konfrontativer. Als der Oppositionelle und Blogger Alexei Nawalny seine Kandidatur für das Präsidentenamt bekanntgab, unterstützte sie ihn öffentlich.
Während eines Interviews, das sie im Juni mit Nawalny führte, wurden jedoch auch Meinungsverschiedenheiten der beiden deutlich. Sobtschak warf ihm vor, dass sein politisches Programm keine Vision biete, wie er das Land besser machen wolle. Stattdessen sei er nur darauf fokussiert, die Korruption im Land zu bekämpfen, Amtsträger zu entlarven und über deren Villen und Privatjets zu berichten. Einen Plan, wie der Wandel aussehen müsse, habe er nicht.
„Ich bin Ksenija Sobtschak, 35 Jahre alt, und habe mein gesamtes Leben lang in Russland gelebt und gearbeitet. Mir ist es wichtig, was mit unserem Land passiert“, zitiert „Wedomosti“ aus Sobtschaks Schreiben. „Ich begegne allen öffentlichen Aktivitäten mit Verantwortungsgefühl und ich bin mir all der Risiken und unbeschreiblichen Schwierigkeiten dieser Herausforderung bewusst. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass meine Beteiligung an den Präsidentschaftswahlen ein Schritt in Richtung der Veränderungen sein kann, die so wichtig für unser Land sind.“
Sobtschak gab dabei an, mit ihrem Namen eine Stimmmöglichkeit der Vergangenheit wiederbeleben zu wollen: Früher gab es auf dem Stimmzettel außer den Kandidatennamen auch das Kästchen „Gegen alle“. Gegenwärtig gibt es das nur noch in Regionalwahlen. Also, so Sobtschak, soll ihr Name für „Gegen alle“ auf den Stimmzetteln stehen. Sie kandidiere „nicht nur als Bewerberin, sondern auch als Sprachrohr für all jene, die nicht kandidieren können. Ich bin dazu bereit, gegenüber den Mächtigen Beschwerden zu äußern.“ Der gesamte Brief auf Russisch kann hier eingesehen werden.
Zuvor hatten Medien berichtet, dass der Kreml eine Kandidatur Sobtschaks für das Präsidentenamt zulassen werde. Es bleibt abzuwarten, was die intelligente und clevere Frau erreichen kann.
Mehr Informationen über Ksenija Sobtschak finden Sie auf Ihrer Website, mit der sie ihre Kandidatur unterstützt: sobchakprotivvseh.ru.
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