In nur wenigen Jahren ist der 27-jährige Künstler aus der Stadt Koroljow in der Oblast Moskau, Arsenij Pyschenkow, der unter dem Pseudonym Pokras Lampas bekannt ist, zu einem echten Star der modernen Kalligrafie geworden. Im Westen hat er bereits Dutzende von Einzel- und Gruppenausstellungen in Galerien hinter sich, arbeitet mit den weltweit führenden Modehäusern zusammen und führt Vorträge, Meisterklassen und Aufführungen durch. Pyschenkow ist dabei ein autodidaktischer Künstler: Er hat keine akademische Ausbildung.
Nach der Schule besuchte er eine Wirtschaftshochschule, verließ sie jedoch binnen kurzer Zeit wieder und setzte seine Ausbildung in einer Werbeabteilung der Universität fort. Als sich Pyschenkow allerdings im letzten Studienjahr befand, gab er seine Ausbildung auf, um nach Sankt Petersburg zu ziehen und beschloss dort, sich ganz auf seine Arbeit zu konzentrieren. Zu dieser Zeit hatte er bereits seine ersten Ausstellungsprojekte und privaten Aufträge in Russland und im Ausland.
Pyschenkow begann in seinen letzten Schuljahren sich mit Kalligraphie zu beschäftigen und fing dann an, sich für Street Art zu begeistern. Zu diesem Zeitpunkt kam der junge Künstler auf die Idee, Graffiti und gotische Buchstaben in einem Bild zu kombinieren. Seine Ideen entwickelte er, indem er die Arbeiten seiner älteren Kollegen wie Andrej Ante, Niels Shoe Meulman und Luca Barcellona studierte.
„All unsere traditionellen Institute arbeiten leider nach einem alten Modell, bei dem die Praxis und die Arbeit mit Material durch riesige Mengen überflüssiger Informationen verdrängt werden. Wenn Sie erfolgreich werden wollen, müssen Sie Ihren eigenen Weg finden und versuchen, sich etwas auszudenken, was Sie von den anderen unterscheidet und jeden Tag daran arbeiten, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern“, erzählt Pokras Lampas Russia Beyond.
Die meisten Arbeiten des Künstlers sind mit kyrillischer Schrift versehen: Er sagt, dass das Interesse an dieser Kunst groß sei. Deshalb ist es besonders wichtig, sie der Welt auf eine neue Art und Weise zu präsentieren. „Die allgegenwärtige Faszination für die kyrillische Schrift – von Denis Simatschew bis Goscha Rubtschinskij – beruht auf der Tatsache, dass es eine merkwürdige und kantige Schrift ist. Wir erleben definitiv eine Wiederbelebung der Rave-Kultur der 1990er Jahre, also müssen die Schriften extra flatterhaft, unregelmäßig und eher seltsam sein. Für das europäische Auge sieht so die kyrillische Schrift aus. Nichtsdestotrotz haben die kyrillischen und lateinischen Schriften viele gemeinsame Grapheme, deshalb würde ich nicht sagen, dass sie vollkommene Gegensätze sind.“
Pokras Lampas nennt seine eigene Art von Kunst Calligrafuturismus. „Dessen Grundidee ist es, durch ihre Schriften eine Verbindung zwischen verschiedenen Kulturen zu finden und so zu zeigen, wie Kalligraphie in Zukunft aussehen könnte“, erklärt er.
Pokras Lampas’ Portfolio beinhaltet heute sowohl große Kulturprojekte als auch Ausstellungsserien. Letztere bestehen aus fünf bis 20 Leinwänden, die bis zu zwei Meter hoch sind. Pyschenkow sagt: „Ich arbeite mit einem großen Galerie-Netzwerk, der Opera Gallery, zusammen, die mir die Möglichkeit gibt, an Gruppen- und Einzelausstellungen auf der ganzen Welt teilzunehmen. Zum Beispiel habe ich 2016 auf der Kunstmesse Art Central in Dubai mein erstes Kunstauto präsentiert – einen schwarzen Lamborghini mit goldenen Buchstaben – sowie eine Vorstellung in Zusammenarbeit mit Ralph Lauren.“ Das ist jedoch nicht die einzige Erfahrung von Lampas in der Kooperation mit Modehäusern.
So entwarf der Künstler für die Frühjahr-Sommer Herren-Kollektion für Dries van Noten im Jahr 2017 bereits eine besondere Serie von Drucken, während er für die Präsentation einer Parfumkollektion von Yves Saint Laurent als Markenbotschafter eine Theaterperformance inszenierte: Er malte ein fünf Meter hohes Y in seiner Markenschrift. Schließlich schuf Pyschenkow letztes Jahr die weltweit größte Kalligrafie für das Modehaus Fendi: Sie erstreckt sich auf dem Dach des Firmensitzes im Palast der italienischen Kultur in Rom über eine Fläche von 1 200 Quadratmetern.
Arsenij Pyschenkow ist unter dem Pseudonym Pokras Lampas bekannt.
Moskva AgencyIn diesem Jahr plant Pokras Lampas, sich auf die Arbeit in Russland zu konzentrieren. „Ich habe viele Großprojekte für Moskau und Sankt Petersburg im Kopf, und nicht nur für Galerien. Eines der Werke wird zum Beispiel im Tunnel erscheinen, der den Bahnhof „Kurskij“ und das Einkaufszentrum „Atrium“ in Moskau verbindet. Ich halte dieses Projekt für eines der interessantesten, weil es von sowjetischer Avantgardekunst inspiriert ist. Deshalb wird es viele Zitate von russischen Avantgardekünstlern wie Kandinsky, Malewitsch und Rodtschenko geben.“
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