Im Jahr 2017 brachte eine kleine, zehnköpfige russische IT-Firma namens „Genesis Vision“ ihre GVT-Kryptowährung auf den Markt. Die virtuelle Währung kostete jedoch nichts – das Unternehmen hatte seinen Wert noch durch nichts gestützt.
Anfang Januar des Jahres 2018 jedoch wurde die GVT-Kryptowährung in einem Tweet von einem vermeintlichen John McAfee, dem angeblichen Gründer des gleichnamigen Antivirenprogramms, als „Münze des Tages“ erwähnt. Der Tweet erhielt Tausende von Re-Tweets; die GVT-Kapitalisierung erreichte die 25-Millionen-Euro-Marke. Die Kryptoinvestoren fassten den Tweet als Signal auf und beeilten sich, eine Kryptowährung zu kaufen, die vor Kurzem noch nichts wert gewesen war. Der Tweet stammte jedoch leider nicht vom offiziellen McAfee-Twitter-Account: Es hatte ein extra L in dem Wort „Official“. In nur 20 Minuten wuchs und fiel der Wechselkurs, während Betrüger, die den gefälschten Tweet veröffentlicht hatten, gutes Geld damit verdienten. „Genesis Vision“ selbst hatte nichts mit dem Vorfall zu tun.
Es hat bisher ungefähr 70 bis 80 Fälle gegeben, in denen Besitzer von Kryptowährung einem Betrug aufgesessen waren und am Ende mit leeren Händen dastanden. Wenn Sie also bereits ein paar Bitcoins oder eine andere Kryptowährung besitzen beziehungsweise daran denken, sich eine anzuschaffen, sind hier sechs nützliche Tipps, wie Sie vorgehen und worauf Sie achten sollten.
Schreiben Sie nicht auf Ihrer Facebook-Seite, dass Sie nun über eine Kryptowährung verfügen. Manche Leute im Netz machen sich zuerst eine Liste potenzieller Opfer, die möglicherweise eine oder mehrere Kryptowährungen besitzen.
„Diese Leute nutzen alle möglichen schädlichen Programme wie Trojaner, die dann die Schlüssel zu den ‚Kryptowährung-Brieftaschen‘ stehlen“, sagt Ruslan Jusupow, Direktor für das Privatkundengeschäft bei „Group IB“, einem Unternehmen für Netzsicherheit. Ein gutes Beispiel dafür sei eine Phishing-E-Mail, die einen schädlichen Anhang oder einen Empfehlungslink enthält, wie bei fast 100 Prozent der Spekulanten. Anschließend speichere der Virus den Benutzernamen und das Passwort, das Sie auf dem Markt verwenden, um zu Ihrer „Brieftasche“ zu gelangen. Oder: „Eine Person möchte irgendwohin Geld überweisen, auf dem Bildschirm allerdings erscheint eine andere „Brieftaschen“-Nummer, weil die Hacker Ihren Computer ferngesteuert verwalten können“, fügt Jusupow hinzu.
„Brieftaschen“-Inhaber sollten ein Zwei-Faktor-Authentifizierungssystem einstellen, bei dem, um einen Vorgang zu bestätigen, eine SMS an ihr Telefon gesendet wird, die dann das „Personal Cabinet“ der „Brieftasche“ aktiviert oder, noch besser, eine spezielle Anwendung nutzen, bei der ein individueller einmaliger Code angezeigt wird. Vergessen Sie ebenso nicht, Ihr Antivirenprogramm zu aktualisieren.
„Fügen Sie nach der Registrierung auf dem Markt die Website zu Ihren Lesezeichen hinzu und betreten Sie von da an den Markt nur noch über diese Lesezeichen“, erklärt Oleg Fakejew, ein Investor in Kryptowährung. Jeder gefragte Markt hat eine Nachahmungsseite, die mit dem Original absolut identisch ist und hinter der sich Kryptowährungsdiebe verstecken. Das Tückische daran ist, dass diese Betrügerseiten ihre Anzeigen immer auf Google AdWords oder Yandex.Direct platzieren und bei der Suche zuerst erscheinen.
Überprüfen Sie vor der Registrierung den Domain-Namen des Marktes, der keine zusätzlichen oder ausgelassenen Buchstaben enthalten sollte, sowie das SSL-Zertifikat, da Hacker allzu gerne die Verwendung der Zertifikate verschlüsseln. Schauen Sie zudem auf das Datum der Quelle, da dieses, wenn es einen Monat oder jünger ist, einen Hinweis auf eine Fälschung liefern kann.
Investoren schlagen vor, nicht nur auf die Kapitalisierung und den Kurs des Geldes zu achten, sondern vor allem auf die Menschen, die hinter der Kryptowährung stehen. Prüfen Sie also die Stärke des Teams, seine unternehmerische Vergangenheit und die Projekte, die es davor durchgeführt hat.
„Heute erschaffen viele Leute eine Kryptowährung. Doch 70 Prozent tun es, um die Kapitalisierung zu einem Hype zu machen und durch den Verkauf der Token einen hübschen Gewinn zu erzielen, bevor sie wieder vom Markt verschwinden“, sagt Fakejew. Der Wert werde durch gefälschte Nachrichten, wie im Fall von McAfee, oder mit Hilfe eines „Expertenkommentars“, der die neue Währung anpreist, erhöht.
Pyramiden tarnen sich oft als Investmentfonds. Fakejew empfiehlt deshalb, um die Bereitstellung aller Informationen und nicht nur von Teilstatistiken zu den Angeboten zu bitten. Wenn der Fonds eine Million Dollar verwaltet, muss er auch den gesamten Umsatz in Höhe einer Million vorweisen. „Nicht jeder tut das. Für einige Fonds ist das nicht von Vorteil. Dennoch, es gibt immer noch viele, die transparent sind.“
Der Kryptowährungsmarkt bietet viele Möglichkeiten. Diejenigen, die von ihm Gebrauch machen, müssen sich jedoch darüber im Klaren sein, dass sie alles verlieren können. Verpfänden Sie also nicht Ihre Wohnung und nehmen Sie keinen Kredit auf.
Im Allgemeinen ist die Investition in eine Kryptowährung mit einer Investition in ein Startup-Unternehmen vergleichbar, beide funktionieren nach den gleichen Prinzipien, merkt Jusupow an. „Wenn unbekannte Leute zu uns kommen und uns um Geld bitten, prüfen wir doch auch zuerst, um was für Leute es sich handelt, oder?“
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