"Kino"-Frontman Viktor Zoi beim Golden Duke Filmfestival 1988
Galina Kmit/SputnikDer in Russland geborene berühmte Frontmann mit koreanischen Wurzeln von der Band Kino, Viktor Zoi, stammte aus einer einfachen Arbeiterfamilie. Ende der 80er Jahre stieg er schnell zur Ikone der sowjetischen Jugend auf. Er folgte seinem Kindheitstraum, wurde Musiker und verkörperte einen einfachen Schlucker, der es ganz nach oben schaffte, indem er sich einfach treu blieb. Dieses Motiv war für die Jugendlichen der langsam zerfallenden Sowjetunion mehr als attraktiv.
“Er war ein sehr stiller Mensch, sogar schüchtern. Wenn ich mit ihm sprach, ist mir immer das große Geheimnis in ihm aufgefallen. In Gesprächen erwähnte er nie Themen aus seinen Songs“, erinnert sich Zois Freund Alexander Titow. „Ich glaube, manche Menschen besitzen einen starken Verteidigungsmechanismus und kontrollieren ständig ihre kreativen Ideen. Trotzdem haben wir nie über seine Kunst gesprochen.“
Zoi starb am 15. August 1990 im Alter von 28 Jahren bei einem Autounfall. Er fuhr früh morgens zum Angeln, schlief auf dem Rückweg wahrscheinlich aus Übermüdung kurz ein und da kollidierte sein Wagen mit einem Bus.
Aleksandr Baschlatschew
Igor Muchin/WikipediaAlexander Bachlatschew war einer der beliebtesten Liedermacher der späten Sowjetunion. Er war zwar kein Gitarrenvirtuose, aber seine Texte berührten die Massen.
„Ein unbekannter junger Poet sollte niemals mit einem glänzenden Koffer voller geordneter Rhythmen in die Literaturszene eintreten. Stattdessen sollte er einen Sack voller spitzer Nägel mitbringen, die in alle Richtungen durchstechen und den Leder berühren und verwunden. Dann vereint sich sein Schmerz mit dem seiner Leser“, sagte der russische Dichter Bulat Okudschawa über Baschlatschew.
In seiner Jugend arbeitete Baschlatschew als Journalist. Aber mit 24 Jahren überraschte ihn über Nacht der Ruhm. Laut seinen Freunden folgte darauf dann eine tiefe kreative Krise. 1987 sollte er sogar in zwei Filmen über den Russischen Rock mitspielen, tauchte dann jedoch nicht bei den Dreharbeiten auf.
Im Februar 1988 starb Baschlatschew durch einen Sturz aus dem Fenster seiner Wohnung in Sankt Petersburg. Es wird davon ausgegangen, dass er sich selbst tötete.
Jana Djagilewa
A. TschugujJana Djagilewa war die Protagonistin des Sibirienpunks der späten Sowjetunion. Nachdem sie im zweiten Jahr aus dem College geflogen war, widmete sie ihr Leben der Musik und ihren Underground-Auftritten. Jahrelang war Djagilewa mit Jegor Letow (siehe unten) zusammen.
Ihre Musik entspricht nicht dem klassischen Bild von Punk: Sie spielte dunklen, wortgewandten Punk auf der Akustikgitarre. Die meisten ihrer Platten sind Aufnahmen von Livekonzerten. Medienauftritte sagte sie stets ab. „Es ist okay zu reden, aber das muss nicht in der Zeitung stehen. Wer es wirklich braucht, findet heraus, wer ich bin und wofür ich hier bin“, sagte sie.
1991 ertrank Djagilewa. Ob es Selbstmord oder ein Mord war, ist bis heute ungeklärt.
Michail "Gorschok" Gorschenew
Wladimir Astapkowitsch/SputnikMichail Gorschenew ist in Russland vor allem einfach als “Gorschok” (deu: Blumentopf) bekannt. Er war Frontmann der Band „Korol i Schut“ („König und Narr“). Zusammen spielten sie finsteren Rock mit märchenhaften Motiven: Riesen und Zwerge, Helden der slawischen Mythologie und schwarzer Humor geben sich in ihren Texten die Klinke in die Hand. Dazu wurde feste getrunken…
Anfang der 2000er fand ihr Stil dann immer größeren Anklang in der „neuen“ Jugend. 2011 gilt als Höhepunkt der Band, an dem sie jedoch in eine kreative Krise verfiel. 2013 dann wurde Frontmann „Gorschok“ in seiner Sankt Petersburger Wohnung tot aufgefunden. Kurz nach einem heftigen Streit mit seiner Frau starb er an einem Herzschlag, verursacht durch eine tödliche Kombination aus Morphin und Alkohol.
Jegor Letow
Nadeschda Lebedewa/Global Look PressIgor, auch “Jegor” genannt, Letow gründete die Punktrash-Gruppe “Graschdanskaja Oborona” (deu: “Ziviler Widerstand”, kurz GrOb) und wurde so ab 1980 zum unangefochtenen Anführer der Punkbewegung in Sibirien. Er reduzierte die Aufnahmequalität bewusst auf ein Minimum, übersteuerte die Instrumente bis hin zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Seine Texte provozierten immer wieder die sowjetischen Machtträger, die ihn letztens sogar in eine geschlossene Anstalt stecken ließen.
„Ich habe verstanden – Ich muss kreativ sein, um den Verstand zu behalten. Ich habe den ganzen Tag Gedichte und Geschichten geschrieben. Jeden Tag kam mich mein Freund besuchen und ich übergab ihm alles, was ich geschrieben hatte, durch die Gitter der Anstalt“, erzählte Letow später.
Auch in den 1990ern und 2000er Jahren schrieb Letow weiter Musik, als er bereits eine Gallionsfigur des russischen Rock war. 2008 jedoch starb er plötzlich durch einen Herzinfarkt, vermutlich ausgelöst durch eine Alkoholvergiftung.
Mehr über den russischen Rock und die Songs, die Sie für die nächste "Kwartinik"-Party kennen und können sollten, lesen Sie hier:
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!